Reviews
Columbia Road
Info
Musikrichtung:
Singer/Songwriter/Folk
VÖ: 05.09.2020 (Wooded Shrine Recordings) Gesamtspielzeit: 39:44 Internet: https://rasmusblomqvist.bandcamp.com/ https://hemifran.com/news/ |
Der Singer/Songwriter Rasmus Blomqvist legt mit Columbia Road sein zweites Studioalbum vor. "Rami And The Whale" aus 2016 war bereits recht sparsam instrumentiert, und das setzt sich nun fort, sogar noch reduzierter klingt die Musik hier auf einigen Songs.
Zunächst hat Blomqvist grundsätzlich alle Instrumente allein eingespielt, an Celli, Violine, Flöte und zwei Mal am Schlagzeug wird er unterstützt. Stilistisch orientiert sich der Musiker stark an US-amerikanischen Vorbildern, Folk, Folk Rock, Singer/Songwriter typischer Art. Während eines Aufenthalts in London, er wohnte bei einem Freund in der Columbia Road, entstand die Idee zu diesem Album. Möglicherweise hat der Aufenthalt ein wenig beigetragen zur Atmosphäre der Musik.
Unter den zehn Titeln gibt es zwar verschiedene Ausprägungen und eine unterschiedliche Ausstrahlung, doch bleibt es zusammen gesehen, doch bei einer sehr warmen und melancholisch-gemütlichen Grundstimmung. "For You" geht stark in Richtung Nick Drake, nur Gitarre und Gesang, aber unglaublich stark im Ausdruck, allein durch die feinfühlige und ausdrucksstarke Stimme. "Tiger Island" nimmt ein wenig Fahrt auf in Richtung Folk Rock, hier unterstützt ein Schlagzeug entsprechend. Dieser Song atmet ganz viel von der Singer/Songwriter-Szene der Siebziger, sowohl aus den USA als auch aus Großbritannien. Durch die sehr ausgeprägte Melodik, ja, auch ein wenig früher Chris DeBurgh klingt durch, nimmt der Song schnell gefangen und mit dem leicht schunkelnden Rhythmus und gar ein wenig Shanty-Stimmung könnte das sogar in imaginäre Charts Einzug halten.
"Mountain Song" ist schon wieder anders, denn hier regiert das Cello. Das packende Arrangement inklusive des mehrstimmigen äusserst harmonischen Gesangs erinnert an die Art ganz alter Folk Songs, an solche, wie Roger McGuinn sie einst für sein Folk Den-Projekt ausgrub. Hier wird eine betörende Stimmung erzeugt, eine solche, die gefangen nimmt, die Gedanken erdet und zur Entschleunigung beiträgt. Nach drei Songs ist es bereits "um mich geschehen", denn Musik dieser Art ist sehr selten.
So ziehen sich die guten Stimmungen durch den restlichen Verlauf der Platte, alles in Allem ein großes Wohlgefühl erzeugend. Im Titelsong hat Blomqvist ein Gedicht von Ezra Pound integriert, "In A Station Of The Metro". Durchgehend weiss der Protagonist mit seinem feinen akustischen Gitarrenspiel zu überzeugen, stimmlich ist er einwandfrei und sehr individuell im Ausdruck, man kann nicht spontan assoziieren, Spuren diverser Kollegen mögen sich ab und an finden, doch hat die Stimme einen hohen Wiedererkennungswert.
Die wirklich schönsten Songs sind jene, an denen die Streichinstrumente beteiligt sind, also die Songs 3, 8, und 9. Darüber hinaus fasziniert das Gesangs-Arrangement auf "Somewhere", das eine Stimmung zwischen Simon & Garfunkel und Gospelchor verbreitet! Auf dem sich behende dahinschleppenden "The Captain And The Key", das geht fast schon gen Zeitlupentempo, sind die Background Vocals gut eingesetzt, und im filigranen "Lay Your Head" lässt Magnus Hellsing seine Flöte gefühl-und geheimnisvoll sanft erklingen. Ja, dieses Album, bereits im September 2020 erschienen, ist meine erste Rezension in diesem Jahr und bereits jetzt darf ich es in eine mögliche Jahresbestenliste einreihen, das steht ausser Frage...
Trackliste
2 Tiger Island (3:53)
3 Mountain Song (3:25)
4 City in the Clouds (2:43)
5 Lay Your Head (3:30)
6 Columbia Road (4:54)
7 The Captain and the Key (4:10)
8 The Spirit (3:59)
9 Somewhere (4:00)
10 Lord Give Me Light (5:23)
Besetzung
plus:
Marika Erlandsson (cello - #3)
Liz Almqvist (cello - #8)
Kristin Freidlitz (violin - #8, 9)
Ann-Sofie Wensbo (vocals - #2, 5, 7, 10)
Magnus Hellsing (flute - #5)
Annika Järlestedt (vocals - #7)
Nathalie Sawilla (vocals - #10)
Emma Rischka Hultqvist (vocals - #9, 10)
Jonte Johansson (vocals - #3, 9)
Viktor Lindström (drums - #9, 10)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |