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Reviews

Filistine

Lofe


Info

Musikrichtung: Groove Rock / Fusion

VÖ: 17.04.2020

(Rough Trade)

Gesamtspielzeit: 44:26

Internet:

https://filistine.de/

Seit 2012 existiert die Band Filistine aus der Oberpfalz, ein Trio, dass mit der Platte "Filosophy" im Jahre 2017 debütierte. Die Formation um Om Hari Lasar (vocals, guitars), Samuel Meier (vocals, bass) und Jonas Böhm (drums) hat in diesem Jahr, im April, den Nachfolger vorgelegt, Lofe.

Mit einer überzeugend professionellen Einleitung mit der Gitarre, dem kraft-und ausdrucksvollen Gesang, einer rauen Stimme mit einem Hauch Soul dabei, einem beeindruckend verwobenen Sound der Gitarrenfiguren, und dazu einem brummelnden Bass, der mich an die besten Tage meiner Jugend erinnert, als Jack Bruce mit seinem Bass die Musik von Cream veredelte, unterstützt vom trockenen und punktgenauen Schlagzeugsound, genau so startet die Platte mit "All In", im Übrigen ein Song mit dem gewissen "Hit-Potential"!

Ich bin in der Tat angenehm überrascht, dahingehend, dass die Band einen Sound vorlegt, bei dem eigentlich so spontan gar keine Assoziationen purzeln wollen. So konzentriere ich mich erst einmal auf das, was auf mich einströmt. Und das ist ein sehr dichter und komplex arrangierter Sound, der gar viele Elemente der Musikgeschichte aufweist. So zeigt zum Beispiel "Play", dass das Genre Rock nicht allein ausreicht, um eine Bezeichnung zu finden. Grundsätzlich rockt es sicher, aber die Wandlungsfähigkeit, mit dem Rhythmus umzugehen, und die ständigen Wechsel führen zu einer Art Lebendigkeit, wie ich sie eigentlich eher aus dem Bereich des Jazz Rocks kenne, oder aus dem in Teilen verwandten Prog Rock.

Und so erfahre ich eine interessante Art von Fusion, die Frische von druckvollem Rock, die Verspieltheit des Jazz Rocks und einem gelegentlichen Groove aus dem Bereich solcher Bands wie Mothers's Finest. Ja, und schon purzeln dann doch die ersten Assoziationen und ich lande bei Living Colour. Richtig, ich denke, hier bin ich richtig! Auch passt sicher der Vergleich zu deren Sänger Corey Glover. Das passt hier allerdings nur partiell und bedingt, und dürfte nur auf jene Titel zutreffen, die von Om Hari Lasar gesungen werden. Denn er hat diese typische "farbige" Stimme mit diesem R&B-Timbre. Insofern nehmen die von Samuel Meier gesungenen Songs durch seine etwas mehr zurückhaltendere Stimmkraft eine ein wenig andere Richtung, und zwar strahlt die Musik hier eher in Richtung Pop-Rock, wie auf "Bad Name" beispielsweise nachzuhören.

Allen Songs gemein ist jedoch diese starke Verwobenheit der Instrumente untereinander inklusive der Gesangsbeiträge. Diese Dichte ist es, die signalisiert, dass man offensichtlich traumwandlerisch zusammen agiert und das auch gelungen nach außen transportiert. Die Vielseitigkeit der Bandbreite der Musik wird unterstrichen durch einzelne Songs, die leicht in eine andere Richtung tendieren, hier "Summer", ein leichtgängiger Sound, der sich ein wenig abhebt von der sonst druckvolleren Atmosphäre. Aber da wird dann auch gleich "Moonlight" nachgeschoben, das ist eine sehr schöne Ballade mit sehr filigraner und gefühlvoller Gitarrenarbeit, und ich denke, Om Hari singt hier auch. Die von ihm gesungenen Songs sagen mir mehr zu, ich empfinde sie als emotionaler im Ausdruck und sind passender für die das, was die Musik ausstrahlt.

Zur musikalischen Umsetzung der guten Kompositionen bleibt mir noch zu erwähnen, dass die Band mit Om Hari Lasar einen wirklich hervorragenden Gitarristen an Bord hat, der es versteht, seinem Instrument mehrere Facetten abzugewinnen. Das hat aus meiner Sicht internationales Format. Samu am Bass bietet eine druckvolle Basis mit einem Sound, der sich über das reine rhythmische Element einer Rockband erhebt und, ich muss hier noch einmal mit Jack Bruce vergleichen, und es entstand ein Sound, der durchaus auch im Jazz Rock seine Heimat fände. Nur Jonny B. am Schlagzeug ist mir bei einigen Songs zu sehr nach vorn gemischt. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Eleganz im Spiel gewünscht, eine leichte Rücknahme im Druck, vor allem auf der Snare . Andererseits bestimmt seine flexible rhythmische Gestaltung sicher den Sound der Band entscheidend mit.

Und so bin ich der Auffassung, dass Filistine eine Lücke in der deutschen Musiklandschaft füllt mit ihrer individuell gestalteten Musik. Vielleicht sollte in der Tat die Richtung Mother's Finest und Living Colour noch ein wenig mehr angestrebt werden, und etwas mehr elastischer Groove und eine Spur stärker swingender Elemente sollten den Weg ebnen, sich auch dem Genre des Jazz Rocks auf individuelle Art ein wenig zu nähern, dabei aber auf jeden Fall den eingeschlagenen Weg beizubehalten.

Ach, eine Bitte noch für die nächste Veröffentlichung: Die Texte sind dermassen klein geschrieben, dass für alte Herrschaften das Lesen mühevoll ist, nur eine Lupe kann Abhilfe schaffen, auch weil der Hintergrund der Schrift nicht gerade förderlich ist, so schön bunt das Booklet auch gestaltet ist.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 All In
2 Play
3 Texas
4 Bad Name
5 Summer
6 Moonlight
7 Fun In The Sun
8 Central Park
9 Love
10 Rival Sons

Besetzung

Samu (bass, vocals)
Om Hari Lasar (guitar, vocals)
Jonny B. (drums, percussion)
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So bewerten wir:

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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
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