Reviews

Tresa Street

Ain´t nothin´ changed

Info Musikrichtung: Country / New Country VÖ: 2001 (A.M.I.) Gesamtspielzeit: 48:52 Internet: http://www.tresastreet.com

Der herausfordernde Blick der jungen Dame mit der blonden Löwenmähne scheint zu sagen: Hör mich an! Und diesem Versuch wollen wir uns nicht lange widersetzen und schon dreht sich Ain´t nothin´ changed im CD-Player, ein Album mit kundenfreundlichen 14 Tracks, von denen 4 Songs die Handschrift der Sängerin tragen.

Im Einzelnen:

Die Aufforderung "Lie to me" ist eine Aufforderung, die man nur sehr selten hört und meist nur der Vorspiegelung falscher Tatsachen dient, um die schönen Gefühle zu erhalten. So ist es auch bei diesem Song, der bereits mit den ersten Takten klarstellt, dass Tresa Street die bluesige Variante der Countrymusik zu bevorzugen scheint. Dazu passt auch der Backgroundchor, der alles authentisch erscheinen lässt. "Naturally“, komponiert und getextet von Miss Street selbst, ist ein ruhiger leicht groovender Song im Stil der Garth-Brooks-Balladen vergangener Zeiten, bei dem auch die Gitarre bluesig grooven darf. Die Stimme hat jetzt einen samtigen Charakter bekommen. Einen wiederum anderen Charakter bietet "Wild about you“, bei dem es richtig rockig zur Sache geht und der die Bezeichnung Country-Rock-Pop-Blues verdient hat. Auch hierbei kommt die Professionalität der Musiker zur Geltung, denn die Soundqualität und der Mitreis-Faktor sind sehr hoch angesetzt. Eine klassische Ballade stellt "Nobody´s an angel" dar, und die leicht herbe Stimme erhält eine Portion Zuckerguss.

"Rockin´ a baby" lässt wiederum die Blues-Roots der Sängerin durchblicken, die hierbei mit einer gehörigen Portion Pop-Rock gewürzt wurde, bevor eine der gehaltvollsten Balladen aller Zeiten ein Cover erhält. "I believe I can fly", im Original von R. Kelly, kann sich nur als enorme Herausforderung verstehen, an der viele scheitern, und warum sollte es Tresa Street damit anders ergehen. Leider bleibt bei diesem Song zuviel auf der Strecke, auch wenn nicht alles zu verachten ist. Temperamentvoller geht es bei "Let´s go dancing" zur Sache, denn die Aufforderung zum Tanz muss schon in die Beine gehen, um nicht unerhört zu verpuffen. Dieser Song pflegt gute Country-Pop-Klischees und kommt fröhlich-peppig daher. "I can count on you" ist sparsamer und ruhiger aufgestellt und dann trotzdem - oder gerade deshalb - schön überzeugen. Auch der Titeltrack "Ain´t nothin´ changed" lässt sich gut anhören, denn von Ecken und Kanten hat man hier abgesehen und dadurch den Pop-Faktor höher angesetzt, aber dabei nicht auf die Country-Roots verzichtet. Ein Titel, der durchaus das Zeug für die Charts hat.

"When he leaves you" ist eine der typischen Country-Balladen, wie man sie z.B. von George Strait kennt. Damit verbindet sich logischerweise eine gewisse Wertschätzung, denn was soll man an den Songs von George Strait aussetzen? "That´s my final answer" kann leider kein Zugang zur Countrymusik bescheinigt werden, denn zu stark sind die Pop-Beigaben, die ein wenig an den amerikanischen Pop der 80er und 90er erinnert, bevor Miss Street sich bei "Love letters" wiederum an einer Ballade versucht, die eher dem Swing-Genre zugerechnet werden muss und - vielleicht wegen der Instrumentierung und dem Background - weder Fisch noch Fleisch ist. Wieder gutmachen soll es "Somebody will“, wo schon zu Anfang die klassische Countryschiene gefahren wird. Leider bleibt der Song in einfachem Rhythmus und ein wenig liebloser Umsetzung stecken, bevor "I wish" den Schlusspunkt unter das Album setzt.

Fazit:
Ain´t nothin´ changed legt die Blues-Verbundenheit von Tresa Street offen ohne die tiefen Country-Roots zu verleugnen und darf daher wohl als "herbe Schönheit" klassifiziert werden. Balladen kommen hierbei ebenso zum Einsatz wie gut tanzbare Countrymusik. Wer unter den Countryladys bisher nur Faith Hill kannte, dürfte mit diesem Album eine Erweiterung seines musikalischen Horizontes erfahren.

Lothar Heising