····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ····· Das zweite Album von Wizrd kommt zum Nikolaus ····· 40 Jahre Helloween - Das muss gefeiert werden ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Éhenkórászok

Két Világ Között


Info

Musikrichtung: Punkrock

VÖ: 29.01.2018

(Edge)

Gesamtspielzeit: 33:51

Internet:

http://www.facebook.com/zenekar.ehenkoraszok/

Das Cover von Két Világ Között mit seinem klassischen Dualismus aus Gut und Böse, wobei die böse Seite mehr Platz einnimmt, läßt eine Metalplatte vermuten, während die drei Musiker auf dem Backcover, wo sie vor einer Ziegelmauer mit abbröckelndem Putz und einem Gitterfenster hocken, relativ normal aussehen, also keine stichhaltigen Rückschlüsse auf den Stil von Éhenkórászok liefern. Das Intro mit seiner auf der E-Gitarre umgesetzten Folkmelodie könnte immer noch für Metal sprechen, und der Titel des folgenden „Szex, Pia, Rock&Roll“ stünde dem nicht grundsätzlich entgegen – die Musik aber schon: Die Ungarn spielen Punkrock, und zwar die klassische US-Schule Marke Bad Religion, The Offspring, NoFX und Konsorten, wobei der Wortbestandteil „Rock“ durchaus mit Leben gefüllt wird, indem Csaba Hényel seine Gitarre nicht zu schrammelig agieren läßt und auch nicht vor Gitarrensoli zurückschreckt. Das Intro haben wir ja bereits erwähnt, und es erweist sich zwar nicht vom folkigen Stil her, wohl aber vom musikalischen Anspruch her als durchaus determinierend für das Schaffen des Trios, wobei Hényel immer wieder eingängige, aber nicht zu platte Melodien durchrifft und diese dann als Gerüst für die Songs verwendet, wie er das etwa in „Rosszkor Rossz Helyen“ beispielhaft exerziert. Darunter legt László Hényel (gemäß Bandfoto wohl eher eine Brüder- als eine Vater-Sohn-Konstellation) zumeist einen flotten Beat, die dafür sorgt, dass die 10 Songs schon nach knapp 34 Minuten durchs Ziel gehen. Rhythmisch vielseitige Nummern wie „Ez Volt Egy Élet“, wo die erste Hälfte eher getragen rüberkommt und sogar mit halbakustischen Gitarren anhebt, während auch die zweite Hälfte zwar grundsätzlich im typischen schnellen Ufta-Ufta gehalten ist, aber einige Verharrungen bereithält, bleiben die absolute Ausnahme, und so verwundert es nicht, dass dieser Song mit knapp über fünf Minuten der mit Abstand längste der CD ist, die übrigens, wenn der Rezensent richtig informiert ist, das Debütalbum von Éhenkórászok darstellt, und das 25 Jahre nach der Gründung der Band. Das heißt, pro Jahr Bandexistenz ist eine reichliche Minute Musik entstanden, was nicht eben viel anmutet und die Frage aufwirft, was Éhenkórászok denn spielen, wenn sie irgendwo als Headliner auftreten. Die Antwort kann nur von Menschen gegeben werden, die sich im ungarischen Punkrock auskennen und um den dortigen Status des Trios wissen – alle anderen müssen sich mit der Analyse der Tonkonserve begnügen, wobei diese allerdings erahnen läßt, dass Éhenkórászok eine durchaus interessante Liveband sein könnten, die so manches Tanzbein zum wilden Zucken bewegen kann. Nur müssen sich die drei Ungarn dann etwas für die Setdramaturgie einfallen lassen, denn auf der CD steht der erwähnte einzige größere Abweichler vom Speedtempo schon an Position 3, und obwohl die Band besagtes Tempo in Nuancen durchaus auch später noch variiert (auch in gaaaanz winzigen Nuancen – man höre mal genau hin, wie der Drummer gegen Ende von „Koktél“ schneller wird!), könnte live eine gewisse Ermüdung eintreten. Die bleibt auf der CD dank der interessanten Melodik, der erwähnten Kürze der Scheibe und dem geschickten Einstreuen einiger angeschleppter Skapassagen im an Position 9 stehenden Titeltrack noch aus, wobei das fröhliche Mitsingen für den Nichtungarischkundigen zwar anhand der Texte im Booklet möglich ist, aber im angetrunkenen Zustand im Konzertsaal vermutlich zur Herausforderung wird. Die Hényels teilen sich den Gesang sozusagen brüderlich auf – der Gitarrist übernimmt die im besten Sinne normal klingenden Leadvocals, der Drummer die gelegentlichen Gangshouts und sonstigen Backings, wohingegen sich Bassist Erik Farkas offensichtlich auf die Bedienung seines Instrumentes beschränkt. Worüber hier gesungen wird, erschließt sich natürlich nur dem Ungarischkundigen, aber die Zeichnung auf dem Backcover, die einen etwas abgerissen wirkenden Menschen mit umgehängter Gitarre zeigt, der in einer Mülltonne wühlt, assoziiert, dass das Dualthema vom Cover durchaus eine Rolle spielen und kein Zufall sein könnte, hat besagter Mensch doch einen Menschenfuß und einen Huf. Da es an den technischen Komponenten nichts auszusetzen gibt und die Scheibe beim Hören einfach nur Spaß macht, kann man sie auch ohne textliches Studium goutieren, und wer die erwähnten US-Bands schätzt, sollte sein Ohr auch mal Ungarns Antwort auf sie leihen, damit es bis zum nächsten Album nicht wieder 25 Jahre dauert. Beim Titel des zweiten Songs sind sich Booklet und Backcover übrigens uneins, was das erste Wort angeht – im Booklet steht „Szex“, auf dem Backcover aber „Sex“. An der Bedeutung dürfte das freilich nichts ändern.



Roland Ludwig

Trackliste

1Intro1:22
2Szex, Pia, Rock&Roll2:35
3Ez Volt Egy Élet5:08
4Rosszkor Rossz Helyen3:34
5Hazudj!4:01
6Koktél3:33
7Mocskos Világ2:42
8Kisért A Múlt3:22
9Két Világ Között4:04
10Vágóhíd Felé3:24

Besetzung

Csaba Hényel (Voc, Git)
Erik Farkas (B)
László Hényel (Dr)
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger