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Reviews

Winter's Verge

The Ballad of James Tig


Info

Musikrichtung: Prog Metal / Heavy Metal

VÖ: 11.09.2020

(Pride & Joy / Soulfood)

Gesamtspielzeit: 49:07

Dass mein letzter (und erster) Aufenthalt auf Zypern zum Jahreswechsel 91/92 sich nicht in meiner Monatskolumne niedergeschlagen hat, in der ich jeweils eine CD vorstelle, die ich vor genau 25 Jahren gekauft habe, liegt daran, dass ich auf der ganzen Insel nicht eine einzige CD auftreiben konnte. Überhaupt waren wir erstaunt, wie wenig Kultur wir dort vorgefunden haben – mal abgesehen von den Resten der Kultur, die dort vor 1500 oder 2000 Jahren mal geherrscht hat, als z.B. Paulus hier den ersten Europäer zum christlichen Glauben bekehrt hat (Apg 13, 4-12).

Ganz im Gegensatz zu Kreta haben wir keinen einzigen Buchladen, keinen Plattenladen, kein Kino und kein Theater gesehen. Die einzigen Tonträger, die wir gefunden haben, waren Musikcassetten, die in Andenkenläden im Angebot waren – einfache Plastikboxen, in die – ähnlich wie bei DVD-Packages, aber primitiver – einfach Pappkärtchen mit dem Bild des Albumcovers hineingesteckt waren. Darin unbeschriftete C-90 Cassetten, die auch mal zu kurz für das Album sein konnten. Wir haben das blaue und das rote Album der Beatles mitgenommen. Die Cassette brach nach 45 Minuten mitten in einem Stück ab. Der Rest fehlte. So viel zu meinem Erleben der Kulturszene Zyperns.

Offenbar hat sich seitdem einiges getan, denn Winter’s Verge liefern mit The Ballad of James Tig ordentlich ab. Dabei gibt es nichts zu hören, was es nicht schon irgendwo anders zu hören gegeben hat, aber die Zyprioten basteln derart schön und viele diverse Einflüsse zusammen, dass man ihnen weder Plagiatsvorwürfe machen noch sie zu einfachen Kopisten erklären kann.

Das fast klassisch beginnende Intro von „It begins“ geht in einen soften folkigen Gesang vom Typ erzählender Barde über, der an Blind Guardian mit Streicherbegleitung denken lässt. „A Thouand Souls“ langt wesentlich fetter hin. Der hymnische Bombast-Prog hat deutliche Maiden-Anklänge, entwickelt sich im Laufe seiner fünf Minuten aber stärker in Richtung Running wild. „Dead Reckoning“ schaltet wieder einen Gang zurück. Hier scheinen sich Blind Guardian in Richtung Mittelalter Rock zu bewegen. Das sehr ruhige „Timeless“ ist etwas lang für das, was nicht passiert, und amtet dabei Streckenweise eine Saviour Machine Atmosphäre. Dramatische Streicher (wohl aus der Dose) und opernartiger Gesang machen „Khilagorak“ zum Solitär, aber nicht zum Highlight des Albums. Im weiteren Verlauf des Albums werden Stücke präsentiert, die im Wesentlichen wieder im Spannungsfeld zwischen Maiden und Running wild bewegen und sich vielleicht nicht mit deren Spitzensongs messen können, die aber auch auf deren Alben eine gute Figur machen würden. Dabei würden sie bei Rock’n’Rolf wohl deutlich stärker aus dem Rahmen fallen, als bei Steve Harris & Co.

Antesten sinnvoll!



Norbert von Fransecky

Trackliste

1It begins 6:58
2A Thousand Souls 4:58
3Dead Reckoning 4:42
4Timeless 7:00
5Khilagorak 2:12
6I accept 5:06
7Blood on the Foam 6:07
8The Sea 8:00
9The Ballad of James Tig 4:06

Besetzung

Danny Georgiou (Dr)
Miguel Trapezaris (B)
George Charalambous (Voc)
Savvas Parperi (Git)
Stavry Michael (Keys)
Deniel Pavlovsky (Git)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger