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Marcus Klossek Electric Trio

Time Was Now

Info Musikrichtung: Jazz/Fusion VÖ: 06.11.2020 (Challenge Records) Gesamtspielzeit: 46:32 Internet: https://www.marcusklossek.de/ https://www.challengerecords.com/home https://www.martinaweinmar.de/

Ein klarer Auftakt, Thema, Improvisation, Thema, drei Minuten, einundzwanzig Sekunden, fertig. So beginnt die aktuelle Platte Time Was Now, eingespielt vom Marcus Klossek Electric Trio. Der Berliner Gitarrist spielt ein für den Jazz eher wenig benutztes Instrument, eine Fender Telecaster, und trägt damit bereits einen besonderen Sound bei.

Gitarre, Bass, Schlagzeug, eine Konstellation, die im Jazz öfter vorkam, zu nennen seien Jim Hall oder Larry Coryell als Beispiele für verschiedene Richtungen innerhalb des Jazz/Jazz Rocks. Klossek ist auf jeden Fall Coryell näher. Der brummelnde Bass von Carsten Hein und das ständig agile Schlagzeugspiel von Derek Scherzer unterstützen den Protagonisten, der mit angezerrtem Ton seine Klangbilder malt, und das eben mit diesem besonderen, scharfen, mitunter zischelndem Sound der Telecaster, die aber auch verhallt und wenig verstärkt einen klaren schwebenden Klang verbreiten kann, und hier bin ich assoziativ bei einem jungen Kollegen aus Dänemark, Jakob Bro. "Let Me Know" ist der Song, bei dem Klossek zu einem der weniger rein jazzig orientierten Ausflüge anhebt.

Ansonsten können wir von einer mehr an Jazz Rock/Fusion orientierten Musik ausgehen, die jedoch stets in ruhigen Passagen einen hohen Grad an lyrischem Ausdruck innehat. Und so ist "Memory Lane", das längste Stück der Platte, vielleicht ein Song, der die meiste Ausstrahlung besitzt, strahlt die Musik gar in abgefahrene Höhen aus, hebt an mit dickem psychedelischem Anstrich und erweitert den Begriff Fusion erheblich. Das ist ein klarer Anspieltipp!

Aber auch einen Hauch Blues verspürt man mit "Done", bevor mit "One Of Us" der für mich coolste Song abhebt zu energischem Swing, hier lebt die Tradition der Jazzgitarre der Fünfziger auf, hier perlen die Läufe elegant und fließend, somit - ein weiterer Anspieltipp! Denn Klossek zeigt bei diesem Stück auf brillante Weise seine eigenwillige Art des Gitarrenspiels. Und auch rocken kann die Band, man höre "Black Year", jedoch wieder ganz anders erfolgt der Abschied, verträumt und mit melancholischer Ausprägung, "August 30", ein Abschied, der Lust auf die Repeat-Taste macht. Denn mit Time Was Now ist der Band ein höchst kurzweiliges Album entstanden, das viele Facetten aufweist und für mich eine Bereicherung auf dem Gebiet der Gitarren-Trio-Alben darstellt.

Wolfgang Giese