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Ward Thomas

Invitation

Info Musikrichtung: Pop-Country VÖ: 09.10.2020 (Warner) Gesamtspielzeit: 44:17 Internet: https://www.wardthomasmusic.co.uk/ http://oktoberpromotion.com/

Dieser Trend scheint wohl aktuell zu sein, Country-Pop. Möglicherweise ist das für Pop-Fans "zu viel Country" und für echte Country-Fans "zu viel Pop".....

Die britischen Zwillingsschwestern Catherine and Lizzy Ward Thomas haben sich diesem Trend verschrieben und legen mit ihrer Band Ward Thomas und Invitation ihr viertes Album vor. Und - es klingt "schön", alles voller Harmonie, voller schöner Melodien, bis auf einige Passagen mit künstlichen Drums und relativ ansprechend geraten.

Versuche ich, mich von zwei Seiten an die Musik zu tasten, so empfinde ich als Freund von Country-Musik so gar keine Spur von Country. Allenfalls werden einige Harmonien entliehen, aber so weit in den Bereich Pop geschoben, dass Country völlig auf der Strecke bleibt. Als Pop-Album betrachtet, funktioniert die Musik sicher sehr gut. Das ist aber aus meiner Sicht so klassische "08/15"-Ware, glatt gebügelt, austauschbar, oberflächlich geraten trotz guter Produktion, und ohne Leidenschaft vorgetragen. Und wenn ich dann die Vokal-Harmonien betrachte, gut gelungen, klar - doch jederzeit würde ich die drei Damen von Wilson-Phillips vorziehen, das klingt einfach besser.

Wer also unaufgeregte, hochwertig produzierte Musik geniessen möchte, halt ohne Ecken und Kanten, und dafür in Kauf nehmen kann, dass die Atmosphäre wenig wirkliche Wärme und Leidenschaft ausstrahlt, ist mit dieser Platte gut bedient. Das ist Musik, die die Ewigkeit nicht überdauern wird, einfach zu belanglos im Ausdruck. Ein wenig aus der Eintönigkeit reisst dann "Halfway" mit James Blunt als Gastvokalisten. Das ist ein guter eingängiger Popsong, bei dem Blunt und die beiden Ladies sehr gut zusammen klingen.

Ein weiterer Höhepunkt ist die Live-Aufnahme "Human", hier mit Jack Savorette als Gast. Darüber hinaus ist der Song von allem Zugekleisterten befreit, denn dieser folkige Sound wird lediglich von der Akustikgitarre Savoretti's begleitet. Das ist für mich der beste Titel des Albums, das auf diese Weise ein richtig gutes hätte werden können. In diese Richtung geht dann auch das ebenso spartanisch arrangierte "Landslide" von Fleetwood Mac. Warum muss man erst bis zum Schluss auf diese Höhepunkte warten? Oder signalisieren sie die Gangart zukünftiger Alben???

Wolfgang Giese