Reviews
Without Dimensions
Info
Musikrichtung:
Avantgarde Jazz
VÖ: 02.10.2020 (Challenge Records) Gesamtspielzeit: 58:32 Internet: https://juliakarosi.com/ https://www.challengerecords.com/home https://www.martinaweinmar.de/ |
"Featuring Ben Monder", so der Untertitel der vierten Veröffentlichung der ungarischen Jazz-Vokalistin Júlia Karosi. Ja, Without Dimensions kann mit einem Special Guest auftrumpfen, der amerikanische Jazz-Gitarrist, der das Piano-Trio ergänzt. Und das wird auf dem Eröffnungstitel auch sofort deutlich, als Monder als "Meister der Texturen" eine prägende Sound-Landschaft vorführt. Zusammen mit dem wortlosen Gesang der Protagonistin schaffen die beiden unisono wirkende Melodienfolgen, das ist besonders in den hohen Lagen betörend.
Júlia Karosi studierte einst an der Franz Liszt Music Academy in Budapest und gründete ihr erstes Quartett im Jahre 2010. Without Dimensions bietet sowohl eigene Kompositionen als auch Arrangements ungarischer Folk-Songs. Wie bereits im Eröffnungssong, so werden auch alle übrigen Songs, bis auf "Bluebeard's Castle Prologue" und "Bánat / Sorrow" wortlos vorgetragen, in einem Modus irgendwo zwischen Scat und der Stimme als fließendes zusätzliches Melodieinstrument. "Bluebeard's Castle Prologue" beinhaltet einen Text von Béla Balász und "Sorrow" enstammt ungarischem traditionellem Liedgut.
Die Kompositionen selbst stammen von Júlia Karosi (#1, 2, 11-15), Zoltán Kodály (#3) und Béla Bartók (#4-10). Von ihm stammt also auch die Vorlage für "Bluebeard's Castle Prologue", das gespenstisch düster kommt. Die Protagonistin trägt den Text sprechend vor, im Hintergrund grummelt die Gitarre von Monder und der Schlagzeuger gibt feine Becken-Tupfer hinzu. Vorteil bei der Einspielung mit der Transformation klassischer Musik in Jazz-Gefilde ist sicherlich, dass sowohl Karosi als auch Monder Verehrer der Musik von Bartók sein sollen. So ist es gelungen, ein musikalisches Umfeld zu schaffen, dass starke avantgardistische Züge aufweist.
Bis auf zwei Stücke, die sich knapp über sieben Minuten bewegen (#3, 11), sind die meisten eher kürzer, bilden aber letztlich, wie ineinander verflochten, eine Einheit im Ausdruck. Zwischendurch bricht ein wenig mehr Jazz durch, wie zum Beispiel auch bei "Insomnia", hier wird eine leicht mit Fusion-Elementen angereicherte Gesang-Piano-Bass-Schlagzeug-Atmosphäre geschaffen, die aufgrund der längeren Spielzeit Freiraum zur Gestaltung bietet, inklusive einiger Elemente im Mittelteil, die sich durchaus an klassischer Musik orientieren.
Breitflächiger und geheimnisvoller wird es immer dann, wenn Monder auf den Plan tritt, so auch noch einmal im Abschlusstitel "Madeleine Moment", seine Gitarre flirrt und schwirrt durch den Raum und verbreitet Leichtigkeit und kristallene Stimmung, als würden eisige Splitter durch den Raum fliegen und sich in der Wärme auflösen. Insofern ein guter Griff, ihn in das Gruppenkonzept einzubinden, schafft man dank seiner Hilfe eine ganz besondere bildreiche Sprache mit mannigfaltigen persönlich gefärbten Assoziationen. Diese Musik ist schön, stimmungsvoll, mystisch und teilweise mitreissend, aber auch sehr entspannend.
Trackliste
2 Rebirth
3 Epigrams no. 7, 8
"Only from the purest source" Hommage á Béla Bartók (#4-10)
4 Bluebeard's Castle Prologue
5 Mikrokosmos III, No.92
6 Romanian Folk Dances No.3
7 Outro For Romanian Folk Dances No.3
8 Sorrow
9 Mikrokosmos IV, No. 115
10 Mikrokosmos IV, No. 113
11 Insomnia
12 Words And Beyond Part 1
13 Words And Beyond Part 2
14 Words And Beyond Part 3
15 Madeleine Moment
Besetzung
Ben Monder (guitar)
Áron Tálas (piano)
Ádám Bögöthy (double bass)
Bendegúz Varga (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |