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Edinburgh 1742 - Concerti grossi op. 3, Nr. 6 - 10
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 06.11.2020 (Linn Records / Outhere Music / Note 1 / CD / 2019 / Best. Nr. CKD 626) Gesamtspielzeit: 51:51 Internet: Ensemble Marsyas |
PRACHT UND HERRLICHKEIT
"Bescheidenheit ist eine Zier / doch weiter kommst Du ohne ihr!" - Das wusste schon die Großmutter und es erweist sich in der Musikgeschichte einmal mehr als richtig, wenn es um die nicht immer faire Verteilung zwischen Nachruhm und Vergessen geht. Georg Friedrich Händel, dem man nun sicherlich kein zuurückhaltendes Auftreten attestieren konnte, gelang es, schon zu Lebzeiten zum europäischen Superstar zu avancieren und bis heute im Bewußtsein zu bleiben. Sein Zeitgenosse Francesco Barsanti (1690-1775) hingegen, musste sich mit leidlicher Bekanntheit im schottischen Edinburgh zufrieden geben, ja, er war am Ende seiner Karriere aus finanzieller Not gar gezwungen, sich in London als Bratschist zu verdingen und geriet bald in Vergessenheit.
Das Ensemble Marsyas hat schon mit dem ersten Teil der Einspielung von Barsantis 1742 in Edinburgh publizierten Concerti grossi op. 3 (CKD 567, 2017) für Furore gesorgt und zeigt nun auch mit Teil 2, dass diese Musik mehr Aufmerksamkeit verdient hätte und der Wiederentdeckung unbedingt wert ist. Die Concerti Nr. 6-10 sind für Trompete, zwei Oboen, Pauke und Streicher geschrieben und schon von daher daher bestens geeignet, Pracht und Herrlichkeit auszustrahlen. Barsanti versteht es , mit einer Mischung aus von Geminiani und Händel bekannten Mitteln, kraftvolle, vielfarbige und eingängige Concerti zu schaffen. Zwar mag die Behandlung der thematischen Versatzstücke mit ihrer Übergabe an die verschiedenen Instrumente bzw. Instrumentengruppen zumeist vorhersehbar bleiben und etwas weniger raffinert ausfallen als bei Händel. Aber an Schwung und ungebrochener Frische können sie durchaus an das Werk des bekannteren Zeitgenossen heranreichen und sind ihm, dem hier mit der Atalanta-Ouvertüre die gebührende Referenz erwiesen wird, nicht selten zum Verwechseln ähnlich.
Das liegt natürlich auch daran, dass das Orchester unter der Leitung von Peter Whelan mit hörbarer Spiel- und Entdeckerfreude an die Sache herangeht, sich bei den Tempi und der Dynamik keinerlei Zurückhaltung auferlegt und die Musik damit strahlend auf Hochglanz poliert. Um dem Hörer in diesem mitreißenden Strudel eine Pause zu gönnen, hat man vier "Old Scots Tunes" eingestreut, denn auch Barsanti folgte damals der Mode, volkstümliche Melodien in Instrumentalsätze zu verwandeln. Es ist ein etwas abrupter Stimmungswechsel, der damit zwischen den prachtvollen Concerti grossi erzeugt wird, aber die Tunes erweisen sich letztlich als charmanter Spaß, den man sich als Hörer gerne gefallen lässt.
Sven Kerkhoff
Trackliste
A Collection of Old Scots Tunes
Händel: Atalanta-Ouvertüre HWV 35
Besetzung
Peter Whelan: Ltg.
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |