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Reviews

Rodgau Monotones

Live at Rockpalast 1984 & 1985 (3-CD & 2-DVD Box)


Info

Musikrichtung: Deutsch Rock

VÖ: 28.08.2020 (1984/85)

(WDR / MiG )

Gesamtspielzeit: 203:15

Es gab bei den Fernsehübertragungen des Rockpalast immer wieder Momente, die sich für die Ewigkeit in meine Hirnrinde eingebrannt haben. Da ist der Moment, in dem John Cale minutenlang unter(!) seinem E-Piano lag(!!), mit der Hand nach der Tastatur angelte, gelegentlich eine Taste anschlug und dabei irgendetwas ins Mikro röchelte. Oder das Interview Alan Bangs' mit Stevie Ray Vaughn, bei dem der Moderator vor Verlegenheit ins Stottern kam, als er die mit tiefen Empfinden, gefalteten Händen und einem Blick zum Himmel hervorgebrachten Worte „I thank my God that I’m able to play here.“ übersetzen musste.

Vor allem aber ist es das Solo, das Frank Wolf vom Frankfurter Kurorchester als Gast der Rodgau Monotones bei „Ich bin müde“ ablieferte. (Übrigens gibt es kaum ein Musikstück, das einen derart irreführenden Titel hat.) Im klassischen Frack gekleidet geht er mit seinem Cello in die Grätsche, fällt auf die Knie baut in bester Blackmore-Manier die Brücke, so dass der Kopf fast den Boden berührt und spielt dabei sein Instrument wie eine E-Gitarre vor, bzw. über dem Bauch. Grandios – und nur einer der Höhepunkte eines Konzertes, das nun endlich auf DVD erhältlich ist.

Der 85er Auftritt in der Grugahalle kommt nicht nur als CD und DVD, sondern in einem fetten Box-Set, das zusätzlich noch einen deutlich längeren Auftritt – ein Jahr zuvor in der Bochumer Zeche – auf 2 CDs und ebenfalls auf DVD enthält. Dazu kommt ein 12-seitiges Booklet mit Liner Notes und Fotos. Alles in einer stabilen Papp-Klapp-Schachtel verpackt.

Wir erleben die Rodgau Monotones hier auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Die beiden Konzerte fanden nach dem Erfolgsalbum Volle Lotte (Bochum), bzw. dem Nachfolger Wir sehen uns vor Gericht (Essen) statt. Die Wurzeln in einer Party-Band, bei der u.a. ZZ Top-Stücke im Focus standen, sind unüberhörbar; ebenso die Zugehörigkeit zu einer links-alternativen Szene, die hier aber nicht mit dem politischen Zeigefinger (Bots) oder tief schürfenden Gedanken (BAP) verbunden ist, sondern eher mit Spaß an der Freude, am Leben und am Feiern - aber eben mit dem R4 und nicht dem Golf GTI, mit Latzhose und nicht mit Goldkettchen; am Baggersee und nicht im In-Club.

Welche Begeisterung die Hessen auszulösen in der Lage waren, zeigt das Konzert in der Zeche. Die Aufzeichnung bricht nicht ab und blendet nicht aus. So kann man miterleben, wie das Publikum 4(!) Zugaben aus der Band heraus lockt. Gut, die erste mit „Ei gude wie“ und „Tush“ (wie üblich icl. „Heidi“ und „Der Pumuckel ist da“) war sicher so geplant. Die anderen wohl eher nicht. Habe ich so selten erlebt.

Ein absolutes Prachtstück!!!



Norbert von Fransecky

Trackliste

Zeche Bochum am 13.11.1984
CD 1
1 Is mir egal (4:20)
2 Ätzend (3:25)
3 Frach mich net (4:17)
4 Chameleon (4:31)
5 Du und mein Autoradio (3:34)
6 Du Fertischer da (4:20)
7 Dummi Du (3:20)
8 Bullermann (4:29)
9 St. Tropez am Baggersee (3:20)
10 Normale Härte (6:01)
11 Mercury Blues (4:29)
12 Macht doch einfach selber mal Musik (3:24)
13 Gimme all your Lovin' (3:47)
14 What's Love got to do with it (4:46)
15 Der kleine Pirat (4:20)
16 Babysitter Boogie (3:44)
17 Schade (10:32)

CD 2
18 Viel zu spät (3:28)
19 Die Hesse komme (5:43)
20 Volle Lotte (4:33)
21 Ei gude wie (4:07)
22 Tush (5:12)
23 Medley: (11:27)
23.1 Waitin' for the Bus
23.2 Jesus just left Chicago
23.3 Mit Pfefferminz bin ich Dein Prinz
24 Roswitha (8:16)
25 Marmor, Stein und Eisen bricht (6:56)

CD 3
Grugahalle Essen am 19.10.1985
1 Schritt für Schritt (4:07)
2 Ätzend (3:28)
3 Frach mich net (4:07)
4 Mein Freund Harvey (5:04)
5 Wenn Bullermann kommt (4:23)
6 St. Tropez am Baggersee (3:27)
7 Hallo ich bin Hermann (7:06)
8 Gimme all your Lovin' (3:42)
9 Der kleine Pirat (4:17)
10 Ich bin müde (5:04)
11 Normale Härte (6:34)
12 Don't talk about Love (5:47)
13 Die Hesse komme (6:27)
14 Volle Lotte (4:31)
15 Immer ohne mich (3:57)
16 Tush (4:45)

Besetzung

Peter Osterwald (Voc)
Henny Nachtsheim (Voc, Sax)
Ali Neander (Git)
Raimund Salg (Git)
Joki Becker (B)
Mob Böttcher (Dr)

Gäste <1985>:
Christian Schneider (Sax)
Jo Reitz (Trompete)
Frank Wolf (Cello)
Susanne Grawe (Voc)
Gerd Knebel (Voc)
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