Reviews
Bright Lights
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz
VÖ: 16.10.2020 (nwog) Gesamtspielzeit: 34:09 Internet: http://nilswogram.com/ https://www.uk-promotion.de/ |
Die Musikgeschichte ist nicht gerade breitflächig gesegnet mit reinen Solo-Alben, hier aus dem Jazz. Gewöhnt hat man sich zwischenzeitlich sicher an Alben mit Piano, Keith Jarrett zum Beispiel hat hier etliche Beispiele vorgelegt. Auch Gitarre solo, Barney Kessel, Ralph Towner, lange schon nicht mehr ungewöhnlich, auch Eberhard Weber (Bass) legte solo los, doch mit Blasinstrumenten wird es schon rarer, und mit der Posaune erst recht. Nun, da fällt mir natürlich sofort Albert Mangelsdorff ein, vor allem mit seiner Platte "Tromboneliness". Das erste Stück des Albums, "Do Your Own Thing", wird wohl ewig eines meiner Lieblingssongs dieses Genres bleiben. Und wie er seinerzeit "Creole Love Call" intonierte, herrlich...
Die Art und Weise, wie Mangelsdorff seinerzeit das Spiel der Posaune entwickelte, faszinierte mich von Beginn an, das Überblasen, das multiphone Spiel in mehrstimmiger Spielweise, das verursachte oft genug Staunen bei Zuhörern/innen. So mag es auch Nils Wogram ergangen sein, hatte er doch bereits als Jugendlicher Stücke seines Vorbilds gespielt. Und nun hat auch er es gewagt, den Sprung ins kalte Solo-Wasser, mit Bright Lights.
Der 1972 geborene Braunschweiger hat mittlerweile eine lange Karriere mit wichtigen Stationen hinter sich, sei es das Jugendjazzorchester Niedersachsen oder das Bundesjugendjazzorchester. 1994 erschien das Debütalbum, er spielte mit Simon Nabatov, gründete sein eigenes Quartett Root 70 und wirkte auf zahlreichen anderen, stilistisch unterschiedlichen, Produktionen mit.
Stilistisch anders als Mangelsdorff, lässt Wogram das Tempo auch mal fliegen, "Levity" setzt hier bereits gleich Massstäbe. Dabei setzt er jedoch all' das um, was das Vorbild an Spuren hinterlassen hat. Doch wirkt sein Ausdruck letztlich anders, der Sound wirkt lebendiger und moderner einerseits, aber andererseits sehe ich sein Spiel auch in der Tradition eines J.J. Johnson verpflichtet. Auf "Levity" gesellt sich dann noch ein kurzer perkussiver Ausflug dazu, Mundperkussion? Insofern erweitert Wogram die von Mangelsdorff gesetzten Grenzen. Allerdings empfinde ich dessen Spiel stets noch einen Tick emotionaler ausgerichtet.
So hat Wogram mittlerweile seinen Stil etabliert, und neben Mangelsdorff vernehme ich durchaus auch Parallelen im Spiel zu Eje Thelin, dem er meines Erachtens auch ein wenig nahe steht. Der Protagonist vermag es brillant, den Spielraum seines Instruments voll auszuloten, dabei Kompositionen zu schaffen, die im Hier und Jetzt fest verankert sind, aber stets Zitate aus der Geschichte des Jazz einfliessen lassen. Diese Musik ist individuell, ist schöpferisch und unterhaltend, wenngleich man sich a) auf ein Soloalbum einlassen muss oder sollte und b) auch mit der Posaune als Solo-Instrument keine Hemmschwellen aufgebaut hat.
Trackliste
2 Levity (4:30)
3 A Humbled Man (4:39)
4 Hello Again (5:11)
5 Trip To Staten Island (4:41)
6 Jammin (4:18)
7 The Beauty Of Odds (5:48)
8 Lullaby, Pt. II (2:46)
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |