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The Queen's Delight
Info
Musikrichtung:
Barock Ensemble
VÖ: 02.10.2020 (Alpha / Note 1 / CD / DDD / 2019 / Best. Nr. ALPHA 636) Gesamtspielzeit: 68:20 |
KÖNIGLICHES VERGNÜGEN - FÜR ALLE STÄNDE
Eine britische Hitsammlug des 17. Jahrhunderts – das war John Playfords Kollektion „English Dancing Master“, die zwischen 1651 und 1728 in über zwanzig immer wieder aktualisierten und erweiterten Auflagen erschien, so dass im Laufe der Zeit über 1000 Stücke mit verschiedenen „Country Dances“ oder „Kontertänzen“, also englischen "Landestänzen", zusammenkamen.
Zu den eingängigen Melodien und schmissigen Tanzrhythmen vergnügten sich Monarchen, Adelige, Bürger und Bauern gleichermaßen. Eine weitere Hitküche waren die Balladen, die von zum Teil namhaften Komponisten wie Henry Purcell komponiert wurden und mit immer neuen Texten ihre Wandlungsfähigkeit und Beliebtheit unter Beweis stellten – und mitunter ohne Text zu Tänzen mutierten, die ihren Weg in Playfords Sammlung fanden, während umgekehrt Tänze mit Songtexten versehen ins Balladengenre wechselten.
Balladen und Kontertänze begeisterten Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, man musizierte und sang sie bei der Arbeit ebenso wie zum reinen Vergnügen in der Hütte wie im Herrenhaus, auch wurden sie in Theaterstücke integriert, was ihre Verbreitung weiter beförderte. Kurz: die beiden verwandten Genres stellten eine praktisch unerschöpfliche musikalische Quelle dar, gegen die sich die musikalische Hochkultur nur schwer durchsetzten konnte. Mitunter verwischten sogar die Standesgrenzen, wenn der Adel auf sein Personal zurückgriff, um bei Festen die Tanzpaare zu vervollständigen …
Aus diesem volks- und kunstmusikalischen Füllhorn hat der Flötenspieler François Lazarevitch mit seinen „Musiciens de Saint-Julien“ 16 Stücke ausgewählt und ausgesprochen stimmig arrangiert. Meist greift er dabei auf die Formation des „broken consort“ zurück, das Streich, Zupf- und Blasinstrumente in bunten Mischungen kombiniert und mit perkussiven Akzenten anreichert. Man lässt sich Zeit, improvisiert kleine, spontan wirkende Intros, Interludien und Variationen. Der kecke Groove und das spritzige Temperament, mit dem die Ohrwurmstücke aus dem alten England hier serviert werden, ist immer wieder mitreißend. Und humorvoll. Oder auch ergreifend, denn auch die stilleren, melanchoischen Momente kommen nicht zu kurz. Das klingt in den Duos dann mitunter wie eine Protoversion von Simon & Garfunkel ...
Die Singstimmen von Fiona McGown und Enea Sorini passen bestens dazu: ein quirlig strahlender Sopran die eine, ein heller Bariton der andere (wobei Sorini auch noch den Dulcian und das Schlagzeug auf dieser Aufnahme spielt). Das alles ist herrlich unkompliziert und trotzdem raffiniert gemacht – Geige, Gambe, Laute, Cittern, Leier und Harfe ergeben zusammen mit diversen Flöten einen unverkennbaren Sound, der rustikalen Charme mit Kunstsinn verbindet.
Man glaubt sofort, dass man mit so einer Truppe den Schnöseln auf einer aristokratischen Landpartie ebenso Tanzbeine machen kann wie den Gästen einer Taverne oder eines Alehouses. Und allen übrigen, die heutigen Zuhörenden eingeschlossen, natürlich auch.
Georg Henkel
Besetzung
Enea Sorini, Bariton
Les Musiciens de Saint-Julien
François Lazarevitch, Flöten, Arrangements & Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |