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Reviews

John Lee Hooker

On Campus + The Great John Lee Hooker


Info

Musikrichtung: Blues

VÖ: 25.09.2020 ('63/'64)

Soul Jam/Inakustik (Vee Jay/Modern)

Gesamtspielzeit: 78:27

Internet:

https://www.in-akustik.de/

Es gibt keine genauen Angaben zum Geburtsjahr von John Lee Hooker. So erblickte er wahrscheinlich zwischen 1912 und 1917 das Licht der Blueswelt, auch spätere Jahre werden genannt. Am 21. Juni 2001 verliess er sie jedoch wieder.

Grundsätzlich wird der in Mississippi Geborene stilistisch dem Delta Blues zugeordnet. Jedoch adaptierte er diesen Stil rasch durch die Verwendung der elektrischen Gitarre, und prägte einen völlig eigenen Sound. Seine musikalische Karriere begann dann auch nicht in der Heimat, sondern in Detroit, das war 1948. "Boogie Chillen" avancierte ein Jahr später zu einem Hit, und diesen Song spielte Hooker auch später noch oft.

Die eigenwillige Art des Gitarrenspiels war oft genug problematisch für andere Musiker, wenn sie John Lee begleiten sollten. So sind die wirklich tiefgehenden und überzeugenden Songs stets jene gewesen, die solo oder mit spartanischer Begleitung aufgenommen wurden. Denn Hooker hielt sich oft nicht an bluestypischen 12-Taktschemata, sondern passte die Metrik seiner Songs Stücke willkürlich an.

Diese Unterschiede lassen sich anhand der Vielfalt der Stücke dieser beiden auf einer CD zusammengefassten LPs gut nachvollziehen. Einmal ist das On Campus, eingespielt 1963 (#1-12) und als Bonus The Great John Lee Hooker (#13-22), hier allerdings mit gemischten Aufnahmedaten zwischen 1949 und 1954. Fünf Boni wurden spendiert, aufgenommen 1961.

Bei On Campus ist lediglich aufgeführt, dass The Vandellas hier die Background Vocals bestreiten, der Rest der Band ist unbekannt. Und hier bemerkt man dann schnell die Unterschiede hinsichtlich des oben Erwähnten. So hatte man offensichtlich versucht, den rauen archaischen Blues des Meisters modern aufzupeppen und ihm eine Begleitband und die genannte Vokalgruppe zugedacht. Die nur mit der Band eingespielten Songs, wie gleich "I'm Leavin'" halte ich für absolut in Ordnung und kommen dem Stil des Protagonisten noch entgegen, doch wenn es bereits mit "Love Is A Burning Thing" losgeht, dann ist das für mich nicht mehr John Lee Hooker, wie man ihn kennt. Zwar einwandfrei gesungen, und auch ohne Tadel mit einem Bläserarrangement ausgestattet, passt das absolut nicht zu Hooker, damit hat man ihm überhaupt keinen Gefallen getan. Das wirkt dermaßen überproduziert, dass man kaum noch das typische Bluesfeeling verspürt.

Besser sind da in der Tat die weniger üppigen Titel gelungen, "Birmingham Blues" passt schon besser, doch die Bläser halte ich auch für fehl am Platz. Und so ziehen sich in dieser Hinsicht Licht und Schatten durch diese LP. Als ganz daneben empfinde ich dabei die auf Schnulze gemachte R&B-Ballade "Don't Look Back". Erst mit "I Want To Ramble" läuft der Mann wieder zu seiner Hochform auf, ein Drummer unterstützt ihn hier mit vehementem Drive. Anscheinend scheint es hier zwei Sessions gegeben zu haben, denn die Tracks 8-12 sin d wirklich hervorragend gelungen.

Auf The Great John Lee Hooker naht dann die "Erlösung", denn neben einigen reinen Solo-Songs (#14, 18, 21 und das Bonus-Stück 27) gibt es weitestgehend nur wenige Begleiter, die Hooker so klingen lassen, wie er immer war, ausdrucksstark im Minimalismus, die simpel gespielte Gitarre voller Ausdruckskraft und der sich damit vereinende kraftvolle Blues-Gesang. Und so reiht sich dann auch auf dieser LP ein hervorragender Song neben den anderen. "She Left Me", solo und voller Verzweiflung im Ausdruck, das rockende "I Got Eyes For You" oder das besonders typische Thema, sich stets an "Boogie Chillen" anlehnend, hier zu vernehmen mit "Tease Your Daddy".

Die Boni #23-26 wurden wiederum mit einer Band eingespielt, sie verfügen über einen swingenden Sound, und nicht immer gibt es Übereinstimmung zwischen Hooker und der Band. Gar ein wenig merkwürdig, mit leichtem Latin-Feeling, kommt hierbei "She's Mine (Keep Your Hands To Yourself)". Aber zum Schluss dann wieder das unwiderstehliche Vibrato der Gitarre, nur begleitet von Gesang und Foot-Stomping, ja, so liebe ich diesen Blues!

Meine Wertung ergibt sich aufgrund der Unterschiedlichkeit der beiden Platten, denn The Great John Lee Hooker allein bekäme von mir 17 Punkte.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 I`m Leavin`
2 Love Is A Burning Thing
3 Birmingham Blues
4 I Want To Shout
5 Don`t Look Back
6 I Want To Hug You
7 Poor Me
8 I Want To Ramble
9 Half A Stranger
10 My Grinding Mill
11 Bottle Up And Go
12 One Way Ticket
13 I Need Love So Bad
14 Sally Mae
15 Key To The Highway
16 How Can You Do It?
17 It Hurts Me So
18 She Left Me
19 I Got Eyes For You
20 Let`S Talk It Over
21 (I`m A) Howlin` Wolf
22 Tease You Daddy
23 Lost A Good Girl
24 Let`S Make It
25 She`S Mine
26 What Do You Say
27 My Mother-In-Law Moved In

Besetzung

John Lee Hooker (vocals, lead guitar, foot stomping)
The Vandellas (backing vocals - #1-12)
Eddie Kirkland (guitar - #13, 15, 17, 19, 20, backing vocals - #20)
Bob Thurman (piano - #13)
Tom Whitehead (drums -#13)
Andrew Dunham (second guitar - #16)
Larry Veeder (second guitar - #23-26)
James Jamerson (bass - #23-26)
Joe Hunter (piano - #23-26)
Benny Benjamin (drums - #23-26)
Henry Cosby (tenor saxophone - #23-26)
Andre "Mike" Terry (baritone saxophone - #23-26)
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