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Hammerschmidt, A. (Meunier)

Ach Jesus stirbt – Geistliche Werke

Info Musikrichtung: Frühbarock VÖ: 02.10.2020 (Ricercar / Outhere Music / Note 1 / CD / 2019 / Best. Nr. RIC 418) Gesamtspielzeit: 70:27 Internet: Vox Luminis

Dass die geistliche Musik des deutschen Frühbarock noch ein paar mehr Größen kannte als Schütz und Schein, ist zwar spät ins Bewusstsein gedrungen, bildete sich heute aber umso konsequenter in entsprechenden diskographischen Bemühungen ab. Gerade die Werke von Andreas Hammerschmidt (1611-1675), der viele Jahre im sächsischen Freiberg wirkte, stehen dabei nicht selten im Fokus. Zu Recht, denn in seiner Musik erfährt die lutherische Polyphonie der Renaissance nach und nach eine intensive Bereicherung durch die Integration italienischer Einflüsse (Madrigale, Prinzip der Mehrchörigkeit). Die Musik wird somit zunehmend differenzierter, ausdrucksstärker und vielfältiger. Dies jedoch in einer Art schleichender Evolution, nicht in Gestalt revolutionärer Neuerungen. So bleibt die Textverständlichkeit ein prägendes Element, die musikalische Predigt vollzieht sich auch über die Jahre hinweg in einem äußerlich stabilen Rahmen der Ausdrucksmittel. Innerhalb dessen arbeitet Hammerschmidt aber durchaus kunstvoll und feinsinnig.

Gerade deshalb braucht es für die Interpretation ein Ensemble, das sich darauf einlässt, den notwendigen Feinschliff zu erarbeiten. In diesem Sinne lässt Vox Luminis unter der bewährten Leitung von Lionel Meunier die Musik aufblühen und weit schwingend atmen, dabei im Gesamtklang jederzeit ein Höchstmaß an Stimmkultur und Transparenz an den Tag legend. Wenngleich damit ein überzeugendes Plädoyer für Hammerschmidts Musik gelingt, stellt sich gleichwohl die Frage, ob es dieser nicht besser täte, sie nicht im großen Paket, sondern lieber gepaart mit Stücken von Zeitgenossen oder instrumentalen Einschüben zu präsentieren. Denn für 70 Minuten Hammerschmidt en bloc braucht es angesichts der begrenzten Mittel dann doch Geduld oder zumindest musikhistorischen Feinsinn.

Sven Kerkhoff