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Reviews

Marilyn Mazur's Future Song

Live Reflections


Info

Musikrichtung: Jazz/World Music - Fusion

VÖ: 25.09.2020

(Stunt)

Gesamtspielzeit: 56:54

Internet:

https://www.marilynmazur.com/
https://www.uk-promotion.de/
http://www.sundance.dk/

Die 1955 in New York City geborene Künstlerin, aktiv als Perkussionistin, Schlagzeugerin, Komponistin, Bandleaderin, Pianistin, Sängerin und Tänzerin, lebt seit ihrem sechsten Lebensjahr in Dänemark. Die Reihe der Musiker, mit denen Marilyn Mazur bereits zusammenarbeitete, ist lang. John Tchicai, Niels-Henning Ørsted Pedersen, Palle Mikkelborg, Arild Andersen, Eberhard Weber, Peter Kowald, Jan Garbarek, Miles Davis, Wayne Shorter und Gil Evans sind davon wohl die bekanntesten.

Wer sie einmal live erlebt hat, so wie ich zusammen mit Jan Garbarek, sollte begeistert sein von diesem perkussiven Wirbelwind. Ihr ganzes Perkussionsarsenal war wie in einer Art separatem Raum installiert und das war ihr Reich, in dem sie agierte, es war faszinierend.

Live, das ist das Stichwort zu dieser aktuellen Platte. 1989 hatte sie die Band Future Song gegründet. Diese Band wird hier mit neun Titeln präsentiert. Zwar ist dieses eine neue Veröffentlichung, doch die Musik entstand in einem Zeitraum zwischen 1990 und 2015. Aus 1990 stammt "Reflections", die einzige Studioaufnahme, "Vinterstykke" wurde 2008 beim Molde Jazz Festival live eingespielt, und der Rest ist aus dem Jahre 2015, davon die #1, 5 und 7 aus dem Copenhagen Jazzhouse (16.2.) und die #2, 3, 4 und 8 aus dem Stormen Koncerthus , Bodø Jazz Open (22.1.).

Ein ganz behutsamer Einstieg, nur die sich wie in weitem Raum verstreuende Trompete von Molvær paart sich mit der asiatisch geprägten Perkussion. Skandinavien und die Südsee, hier prallen sie aufeinander und vereinen sich. "Subwaygroove", hier scheint die Protagonistin eine Menge aus ihrer Zusammenarbeit mit Miles Davis mitgenommen zu haben, es passt musikalisch halt in den Rahmen, als sie ab Mitte der Achtziger mit dem Trompeter musizierte, mit einem Gerüst aus Rock und Funk. "Dreamfog Mountain", ja, das ist schon anders, hier scheint man wirklich inmitten eines Nebels zu stecken, der dahinschwebt und von der Elektronik und dem weichen Trompetenton Molvær's bestimmt wird.

Makiko Hirabayashi leitet mit perlendem Piano "The Dreamcatcher" ein, ja, das könnten Klänge sein, die man mit einem vielleicht surrealistischen Traum in Verbindung bringen kann, hier wird er eingefangen und verarbeitet, um dann träumerisch hinüberzugleiten in das mit knapp zwölfeinhalb Minuten längste Stück des Albums, "The Holey". Geheimnisvoll flüsternde Laute leiten ein, "Holey" = löchrig? Eher sehe ich das Stück als satt ausgefüllt, mündend in einem fetzenden Gitarrensolo von Aarset, der hier regelrecht aufdreht zum Finale des Songs.

"Reflections" aus 1990, was ist anders? Zunächst steht die Stimme von Aina Kemanis klar im Vordergrund, begleitet vom Piano, später entwickelt sich die Atmosphäre recht jazzig, mit einem brummelnden Bass, swingendem Schlagzeug. Dazu die akzentuierte Perkussion und das soundbestimmende Piano. Also - hier regiert, wie auf den späteren Stücken, die Elektronik nicht, sondern es wirkt klarer und bodenständiger, weniger abgehoben und greifbarer. Auch "Vinterstykke" aus 2008 wird nicht so sehr elektronisch bestimmt, und so ist es vor Allem Hans Ulrik, der ein emotionales Solo bildhaft ausführt. Insgesamt ist dieses "Winterstück" eher an dem orientiert, was zum Beispiel auch Jan Garbarek musikalisch umgesetzt hat bei vielen seiner Kompositionen. Und im Gegensatz zu Aarset trägt Gitarrist Jonsson hier eher zurückhaltende Klänge bei.

Schliesslich wird jedoch die wesentliche, leicht mystische, Atmosphäre durch den wohl aktuellen Sound der Besetzung, hier vertreten durch die Aufnahmen aus 2015, bestimmt. Andernfalls sind die früheren Songs keine Fehlentscheidung, sondern erweitern in diesem Sinne vielleicht das Spektrum ein wenig. Warum jedoch die Titelfolge so gewählt wurde, wie sie erscheint, ist vielleicht nicht unbedingt logisch, zumal ja alle Songs aus verschiedenen Konzerten und verschiedenen Jahren stammen. So sind halt auch die Songs eines gleichen Spielortes munter verteilt auf der CD.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Gong-Pri (9:00)
2 Subwaygroove (6:17)
3 Dreamfog Mountain (4:39)
4 The Dreamcatcher (6:09)
5 The Holey (12:22)
6 Reflections (5:21)
7 Love Eruption (1:06)
8 First Dream (7:52)
9 Vinterstykke (3:51)

Besetzung

Marilyn Mazur (percussion, additional vocals)
Aina Kemanis (voice - #6)
Tone Aase (voice - all, except #6)
Elvira Plenar (keyboards - #6)
Nils Petter Molvær (trumpet - all, except #9)
Hans Ulrik (reeds - all, except #6)
Makiko Hirabayashi (keyboards - all, except #6)
Eivind Aarset (guitar, electronics - all, except -#6, 9)
Krister Jonsson (guitar - #9)
Klavs Hovman (bass)
Audun Kleive (drums)
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