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Klavierkonzert KV 491, Symphonie Nr. 1 (Kammermusikversion), Sonate f-moll
Info
Musikrichtung:
Wiener Klassik / Romantik
VÖ: 4.9.2020 (Ricercar / Outhere / Note 1 / CD / 2020 / Best. Nr. RIC 417) Gesamtspielzeit: 78:19 Internet: Aurelia Visovan |
GESTALTWANDLER
Im Vergleich zum Dreigestirn Haydn-Mozart-Beethoven gilt Johann Nepomuk Hummel (17787-1837) als fleißig und solide, aber bei Weitem nicht gleichermaßen genial. Sicherlich war der Mozart-Schüler eher traditionell orientiert. Dass er aber gleichwohl ein origineller Kopf war, zeigt diese sympathische Produktion. Auf ihr präsentiert die junge Pianistin Aurelia Visovan, Gewinnerin des auf den Nachwuchs der historischen Aufführungspraxis zielenden MA Wettbewerbs Brügge 2019, am Pianoforte (Conrad Graf, Wien 1835) virtuos und ausdrucksstark Hummels Sonate f-moll. Und ja, Hummel greift darin u.a. Beethoven´sche Strukturideen und Mozart´sche Motive (Thema des Finales der Jupiter-Symphonie) auf, amalgamiert sie aber zu einer in den Übergängen und Verknüpfungen bemerkenswerten, in ihrem Mäandern erstaunlich improvisiert bis meditativ wirkenden und dadurch letztlich ganz eigenständigen Musik. Romantisch-verschattet, höchst subjektiv im Ausdruck.
Recht originell sind auch Hummels Bearbeitungen von Orchesterwerken der großen Kollegen. Das war mehr als eine einträgliche Möglichkeit, diese gut verkäuflich für die Hausmusik aufzubereiten. Denn Hummel begnügt sich nicht mit einer platten 1:1-Übertragung. Ohnehin war die Aufgabe, den ausdifferenzierten Orchesterpart auf Kammermusikgröße zusammen zu dampfen, keine leichte. Das Ensemble besteht dabei sowohl bei Mozarts Klavierkonzert wie bei Beethovens Symphonie Nr. 1 nur aus Klavier, Flöte, Violine und Cello. Das führt dazu, dass das Klavier im Mozart-Konzert c-moll nicht nur den Solopart auszuführen, sondern auch einen Teil des Orchesters zu vertreten hat. Hummel hat dazu den Solopart erheblich modifiziert. Das Werk bleibt aber durchweg erkennbar und wirkt auf unheimliche Weise vertraut, obwohl es ein gutes Stück mehr in Richtung einer romantischen Klangwelt gerückt wird. Die Umsetzung erweist sich dabei über alle drei Sätze als vollkommen organisch bis kongenial, ungeachtet der begrenzteren Klangfarben. Selbst von der Ernsthaftigkeit und Melancholie, von der es im Original durchzogen ist, geht nichts verloren.
Etwas humorvoller tönt da schon die Kammermusikversion von Beethovens erster Symphonie. Auch hier hat Hummel einige Phrasen und melodischen Anschlüsse recht frei bearbeitet, um sie für diese Besetzung gängig zu machen. Das Stürmende und Drängende, das Explosive, das diesem Frühwerk Beethovens anhaftet, geht aber notgedrungen zugunsten einer (durchaus witzig-charmanten) Harmlosigkeit verloren, was Hummel fast augenzwinkernd in Kauf zu nehmen scheint.
Es macht Spaß, diesen „verkleideten“ Stücken in der souveränen Interpretation durch die jungen Musiker zu lauschen, den Veränderungen nachzugehen und Hummel in seiner Sonate zudem noch als veritablen Frühromantiker kennenzulernen.
Sven Kerkhoff
Trackliste
4-6 Hummel: Sonate für Klavier f-moll op. 20
7-10 Beethoven: Symphonie Nr. 1 C-Dur op. 21 (Kammerversion von J.N. Hummel)
Besetzung
Anna Besson: Flöte
Cecilia Bernardini: Violine
Marcus van den Munckhof: Cello
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |