Reviews
Serse/Xerxes (DVD)
Info
Musikrichtung:
Barockoper
VÖ: 01.06.2005 TDK / Naxos (DVD (AD: 2000, live) / Best.nr. DV-OPSER) Gesamtspielzeit: 160:00 Internet: TDK Dresdner Musikfestspiele |
PFIFFIG INSZENIERT, DELIKAT MUSIZIERT
In raumschiffgleichem Stahldekor präsentiert sich der Hof des Perserkönigs Serse in dieser Inszenierung aus der Dresdner Semperoper. Die Kälte, mit der die Figuren hier den Gefühlen der jeweils anderen begegnen, um selbst zum Zug zu kommen, spiegelt sich in dieser Atmosphäre wieder. Selbst jene Platane, die der launische Herrscher in seiner berühmten Eingangsarie ("Ombra mai fu") besingt, ist hier ein äußerst künstliches und so gar nicht freundlich schattenspendendes Gewächs.
Im Rahmen der von Carlo Tommasi entworfenen Bühnenbilder und Kostüme agieren die Sänger unter der Regie von Michael Hampe äußerst lebendig. Die Feinsinnigkeit der Personenführung, das kameragerechte Spiel und die Details der Ausstattung machen die DVD zu einem optischen Kunstgenuß.
Dem steht der musikalische Genuß in nichts nach. Mag man auch beim schlanken, federnden Spiel des Orchesters Les Talens Lyrique unter seinem Leiter Christoph Rousset in den dramatischeren Passagen manche rhymthmische Zuspitzung vermissen, so gelingen doch gerade die in dieser Händel-Oper so vielfältigen lyrischen Stücke perfekt. Roussets Händel bleibt insofern immer französisch elegant, dies aber in schmeichelnder, sympathischer Weise.
Das Sängerensemble beweist, dass man im Bereich der Barockoper auch sehr gut ohne internationale Mega-Stars auskommt. Unter den Solisten stechen besonders Paula Rasmussen in der Titelrolle und Isabel Bayrakdarian als Romilda heraus. Paula Rasmussen zeigt sich dabei in der technisch diffizilen Partie des Serse extrem wandlungsfähig, stimmlich sicher und schauspielerisch überzeugend. Die Entscheidung, die Partie einmal mehr mit einem Mezzo zu besetzen, und damit auf die problematischen Alternativen Tenor oder Countertenor zu verzichten, erweist sich sowohl musikalisch, wie auch dramatisch als goldrichtig. Die Konkurrenzstellung zur anderen männlichen Hauptfiguer Arsamene wird dadurch klug betont. Der "Überhang" der hohen Stimmen führt zu keinerlei Ermüdung des Ohrs.
Wie nicht anders zu erwarten, liefert auch Sandrine Piau eine Weltklasseleistung ab: Ihr agiles, kokettes Spiel verbindet sich trefflich mit ihrer hellen, zugleich beweglichen und kraftvollen Stimme.
Die geschickte Kameraführung und das gute Klangbild der DVD mit nur wenigen störenden Nebengeräuschen runden den durchweg positiven Gesamteindruck ab.
Eine Produktion, die sich nicht nur der eingefleischte Händel-Fan mehr als einmal ansehen bzw. anhören wird und die eine echte Alternative zu den qualitativ ebenfalls hochwertigen CD-Produktionen unter McGegan und Christie (dazu Rezension) bietet.
Sven Kerkhoff
Besetzung
Ann Hallenberg (Mezzosopran) - Arsamene
Patricia Bartdon (Alt) - Amastre
Isabel Bayrakdarian (Sopran) - Romilda
Sandrine Piau (Sopran) - Atalante
Marcello Lippi (Bass) - Ariodate
Matteo Peirone (Bass) - Elviro
Ludwigshafener Theaterchor
Les Talens Lyrique
Ltg. Christoph Rousset
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06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
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