Reviews
Return Of A Legend
Info
Musikrichtung:
Chicago Blues
VÖ: 2001 (Evidence Records) Gesamtspielzeit: 55:47 |
Bis 2002 sollte es dauern, bis der eher als Sessionmusiker in den Fifties und frühen Sixties bekannte Blueser Jody Williams (1935-2018) seine erste reguläre Langspielplatte veröffentlichte, ja, er war zurück, mit voller Kraft, sozusagen sprichwörtlich mit Return Of A Legend. Das Erscheinen dieser Platte, nach jahrzehntelanger Abstinenz des Künstlers vom Musikgeschäft, erwischte mich sozusagen "out of the blue".
"Blues With A Feeling", so sang einst Little Walter, und genau das ist es, was die Musik auf dieser Platte so speziell macht, das ist Blues mit einem Gefühl, das "transportiert" wird, das ist nicht "Blues um des Blues" willen, das ist keine Aneinanderreihung vermeintlicher "Blue notes", nein, hier spürt man das, was für mich Blues ausmacht: Musik über Gefühle, die einen täglich begleiten, sei es resultierend aus guten oder schlechten Erlebnissen.
Und Jody führt einer jungen Generation die Musik vor, wie sie schon in den 50ern in Chicago gespielt wurde - dabei auch begleitet von Vertretern einer neuen Blues-Generation: Ronnie Baker Brooks, dem Sohn von Lonnie Brooks, Sean Costello, Tinsley Ellis und Rusty Zinn.
Wir hören "eleganten" Blues mit einer gelegentlichen jazzigen Note, das ist Blues, der swingt, hoch entwickelt mit einem besonderen Anspruch und trotzdem klingt das raue Chicago durch. Textlich blieb es bei Alltagsgeschehnissen, Geschichten von Lust und Liebe und Leid, wie sie bereits seit langer Zeit unverändert geblieben sind.
Man merkt Jody die Spannung und Freude an den Aufnahmen, schließlich nach so langer Zeit, an. Er kommt dabei so locker und in Einheit mit der Band, dass man als beteiligter Hörer Teil dieser Einheit werden kann, so berührend wirkt das Gefühl dieser Musik. Dick Shurman hat als Produzent eine transparente und klare Klangdisposition getroffen, die Williams' typischen Gitarrenstil, mit diesem bisweilen perlig-scharfen Ton seiner "Red Lightnin'" genannten Gibson perfekt abbildet.
Alles sind Eigenkompositionen, davon neun neue Titel, und gleich zu Beginn Jody's "Signature tune" mit dem unverkennbaren Lick. "Lucky Lou" in Neuauflage, hier mit Tinsley Ellis als zweitem Gitarristen. Das klingt noch so, als sei es vor 50 Jahren aufgenommen worden, nur mit besserem Klang. Genauso fühle ich mich auf Zeitreise mit dem schleppenden Blues "Come Over To My House", mit Billy Boy Arnold an der Harp. Ein super Stück, what a feeeeeeeeling, mit Gänsehautcharakter!
So gibt es noch einige Reminiszenzen an alte Zeiten, und wenn man "Moanin' For Molasses" lauscht, fasziniert es mich zu hören, wie sich der damals 21-jährige Sean Costello in den Song , dessen Titel er später für eine seiner Platten verwendete, integriert, er hat hier die Botschaft offensichtlich verstanden. Mitreissend ist auch das von Jody aus voller Seele gesungene "She Found A Fool And Bumped His Head" mit dem satten Bläserarrangement! Das ist ein Stück in feinster R'n'B-Tradition.
Packend ist es auch, wenn an Williams' Seite ein zweiter Gitarrist mitmischt, so auch trefflich gelungen zusammen mit Rusty Zinn auf "Jive Spot" oder bei "Brown Eyes And Big Thighs", wo Zinn ganz locker Williams' Worte "They make you want to act the fool! Just stay cool!" zum Besten gibt. Das ist ebenfalls ein Killer-Stück, das swingend rockt! Lange nicht mehr hatte man bis zu diesem Zeitpunkt Chicago Blues gehört, der so authentisch und dennoch zeitgemäß zu vernehmen war. Wohl nicht umsonst wurde dieses Album im Jahre 2003 mit dem W.C.Handy Award für das "Best Comeback Album of the Year" ausgezeichnet. Schon heute ist dieses Album also für mich in dieser Sicht ein Klassiker des zeitgenössischen Blues!
Trackliste
2 Come Over To My House (4:36)
3 Lifelong Love (3:07)
4 You May (4:37)
5 Moanin' For Molasses (3:22)
6 Monkey Business (3:38)
7 I'm Coming Back In Again (4:10)
8 She Found A Fool And Bumped His Head(6:18)
9 Jive Spot (3:26)
10 Brown Eyes And Big Thighs (5:07)
11 Wham Bam Thank You Ma'am (3:27)
12 What You Gonna Do? (3:52)
13 Henpecked And Happy (4:44)
Besetzung
Ronnie Baker Brooks (rhythm guitar, lead guitar - #7)
Allen Batts (piano, organ)
Harlan Terson (bass)
Kenny Smith (drums)
Special Guests
Billy Boy Arnold (harp - #2, vocals - #7)
Sean Costello (guitar - #5,6 vocals - #6 moans - #5)
Tinsley Ellis (guitar - #1,2 vocals - #12 moans - #5)
Rusty Zinn (guitar - #9,10 vocals - #10)
Horn Section:
Willie Henderson (baritone sax, arranger)
Hank Ford (tenor sax)
Kenny Anderson (trumpet)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |