Reviews

Neal Morse

Lead me Lord (Worship Sessions, Volume 1)

Info Musikrichtung: Progressive Gospel Songwriter VÖ: 2005 (Latter Rain Records) Gesamtspielzeit: 65:34 Internet: http://www.nealmorse.com

Mit Spock’s Beard hat das hier nun gar nichts mehr zu tun - und auch mit den Solo-Alben von Herrn Morse nur stellenweise etwas. Die Worship Sessions - so der Untertitel der CD, der mit seinem Zusatz Volume 1 Fortsetzungen erwarten lässt - sind offenbar eine Art religiöser Hausmusik. “Ich war mit einigen Freunden im Januar 2005 zusammengekommen um den Herrn zu preisen, dem Geist zu folgen und etwas Musik zu machen,“ kommentiert Morse die CD. Mit wenig Overdubs und unter Hinzufügung einiger älterer Titel wurden dann die CD gefertigt. Konsequent erscheint sie nicht auf InsideOut. Sie wird auch nicht verkauft, sondern bei Konzerten - oder über die Homepage - gegen Spende abgegeben. Im Gegensatz zu den „nur“ christlich geprägten Soloalben, ist diese Scheibe eine eindeutig missionarische Angelegenheit. “Ich hoffe, ihr sucht und fühlt den Herrn, während ihr sie hört.“ begleitet Morse die CD.

Manches auf dieser kaum produzierten Scheibe ist banal und kitschig, aber Neal Morse wäre nicht Neal Morse, wenn nicht auch hier Perlen zu finden wären. Überwiegend ist die Scheibe im Singer/ Songwriter-Bereich einzuordnen. Gelegentliche Ausflüge in den Gospel sind zu finden. Und die Schönheit progressiver Kompositionskunst ist zumindest ansatzweise zu bewundern. Wer sich davon befreien kann, in Morse nur das Mastermind von Spock’s Beard zu sehen und dementsprechendes zu erwarten, kann die Scheibe zumindest stellenweise lieben lernen. Vor allem seine Eigenkompositionen (1,3,6,7,9,10) sind hier zu nennen

Nach einem von Piano begleitetem Songwriterstück und einem sehr soften Gospel mit Chor, kommt ein erstes Highlight, das den ruhigeren Phasen von Testimony ähnelt. Hier kann sich Morse den „gesteigerten Aufwand“ eines Saxophons nicht verkneifen, wodurch Nähen zu einer Prog-Ballade entstehen.
Es folgte ein (zu) langes Medley aus Fremdkompositionen. Sehr ruhig kommt es mit viel Pathos daher. Anstrengend und nicht sehr erträglich: Wenn Pathos, dann bitte mit Pauken und Trompeten. Das gelingt im folgenden “Cleanse me“ schon besser. Die pathetische Atmosphäre wird mit Orgel und Chor unterstützt. Das lange gebetartige “Come let him love you” gibt dem Bereitwilligen die Möglichkeit sich in ein wunderbares Stück meditativ spiritueller Musik ein zu schwingen.
In dem wieder an ruhigeren Testimony-Stücken orientierten ”Because you loved me” bringt Morse die Grundmodalität religiösen Lebens ganz schlicht auf den Punkt. “Because you loved me I will carry you - in my Heart.” Ein wunderschönes Stück, das durch den Tiefpunkt der CD abgelöst wird. Der süßliche Gesang der von Jessica Mears wird durch die „schmelzende“ Trompete eher noch verstärkt. Grauenhaft kitschig! Trotz leichtem Testimony-Touch und (stellenweise) gutem Piano ist “Further“ nicht viel besser.
Zum Abschluss nutzt Neal Morse das bekenntnishafte fast nur aus der einen Textzeile “Jesus - This is your Life now“ bestehende Stück, für kurze Predigteinschübe.

Norbert von Fransecky