Reviews

Might

Might

Info Musikrichtung: Rock/Metal VÖ: 17.07.2020 (Exile On Mainstream Records / Cargo) Gesamtspielzeit: 35:17 Internet: https://www.facebook.com/might.earth/

Corona ist immer noch allerorten und es war nur eine Frage der Zeit, bis stark davon beeinflusste Musik den Weg in die Welt findet. Denn es gibt nicht nur Homevideos von Künstlern, es wurde auch in Studios gewerkelt. Das war das Duo Might während des vermeintlichen Lockdowns einfacher als wo anders. Denn Ana Muhi (Bass, Gesang) und Sven Missullis (Gitarre, Gesang, Schlagzeug) sind ein Ehepaar.

Im März, kurz bevor die eigentlichen Aufnahmen des Projekts starten sollten, war die Welt plötzlich eine andere. Dass dies auch auf die Musik des Duos Einfluss hatte, verwundert nicht. Ergebnis ist ein Album voller Wut und Verzweiflung, Hoffnung und Unsicherheit – textlich wie musikalisch. Eine Wechselwirkung zwischen roher Energie und Zartheit. Stilistisch komplett frei von jeglichen Schubladen, aber doch irgendwo im Rock- und Metalkosmos zu Hause.

Die Zutaten ändern sich von Titel zu Titel. Derbe Sludge-Metal-Parts wechseln mit Shoegazing-Feeling ab, das vor allem von dem ätherischen Gesang von Muhi fußt. Wütende Black-Metal-Ausbrüche treffen auf schleppenden Doom und dann wieder akustische Parts. Die Stücke sind meist recht ungehobelt, klingen nicht selten wie spontane Gefühlseruptionen. Bei der Dringlichkeit der Musik ist es auch kein Wunder, dass so manches etwas unbehauen und -fertig wirkt. Eine Liebe auf den ersten Blick haben Might so nicht geschaffen. Manchmal tut man sich als Hörer auch schwer den Sprüngen zu folgen.

Die Musik von Might ist nicht einfach und auch nicht alltäglich. Denkt man mal darüber nach, fallen einem als Bezugspunkte Künstler und Bands wie Ides Of Gemini, Treedeon, Chelsea Wolf oder Dolch ein. Und wer sich in deren Kosmos wohlfühlt, liegt hier wohl auch nicht ganz falsch.

Mario Karl