Reviews
Rockin' Wild, 1952-1963 Recordings
Info
Musikrichtung:
Chicago Blues
VÖ: 26.06.2020 (Souljam) Gesamtspielzeit: 73:26 Internet: https://www.in-akustik.de/ |
Earl Zebedee Hooker wurde am 15.1.1930 in Clarksdale, Mississippi, geboren. Als Earl ein Jahr alt war, zog die Familie nach Chicago. Beide Elternteile waren Musiker, der Vater spielte Blues auf Gitarre und Harp, und die Mutter sang Gospel. Weiterhin traten sie mit sogenannten “Tent-Shows“ auf.
Der ältere John Lee (Hooker) war sein Cousin. Durch ihn wurde er letztlich inspiriert, auch das Gitarrespielen zu erlernen. Dieses brachte er sich etwa im Alter von zehn Jahren selbst bei. Earl erweiterte sein Wissen der Gitarre um Mandoline und Banjo und widmete sich ebenfalls dem Klavier- und Schlagzeugspiel.
Zu dieser Zeit, noch als Schüler, verdiente er sich etwas Geld als Straßenmusiker, u.a. mit Bo Diddley. Hier lernte er 1945 dann auch Robert Nighthawk kennen, der ihn in die Geheimnisse der Slidegitarrentechnik einführte, und zu seinem Haupteinfluss wurde. 1949 erfolgte ein Umzug nach Memphis. Dort trat Hooker im Radioprogramm von Sonny Boy Williamson (King Biscuit Time) auf und tourte in den frühen 50ern mit Ike Turner und seiner Band. In diese Zeit fallen auch die ersten Plattenaufnahmen für das King-Label (1952), später auch für Sun.
Die Aufnahmetätigkeiten setzte er Mitte der 50er Jahre in Chicago, wohin er zurückkehrte, fort. (Aufnahmen für C.J., Age, Checker, Chess, Chief, Cuca) Hier setzt diese neue Kompilation an, einen insgesamten Zeitraum zwischen 1952 – 1963 abdeckend. Rockin' Wild umfasst Einspielungen für folgende Label: Age, Chief, Argo, King, Mel-Lon, Profile und U.S.A., also auch Label, für die Hooker in den Sechzigern aufnahm. Enthalten sind nicht nur Solo-Titel, sondern es sind auch Zusammenarbeiten mit Junior Wells, Reggie Boyd, A.C. Reed und anderen dokumentiert.
Leider fehlen wichtige Aufnahmen aus der dargestellten Zeit, und schliesslich könnten auch die nach 1963 eingespielten Titel Anlass für eine weitere Kompilation geben, jene Zeit, als der Gitarrist, der so gut wie nie selbst sang, durch das “American Folk Blues Festival“ in Europa erneute Aufmerksamkeit genoss, was schließlich zu einem guten Deal mit Arhoolie Records führte.
Bereits seit etwa 1963 litt Earl Hooker verstärkt unter den Folgen einer TBC-Erkrankung, die immer wieder zwischenzeitliche Inaktivität bewirkte. Nach der Rückkehr von der Europatournee flammte die Erkrankung wieder auf und Earl verstarb schließlich an den Folgen am 21.April 1970 im Alter von nur 41 Jahren.
Der Gitarrist war bekannt für seine stilistische Vielfalt. Er konnte neben dem Blues auch R&B, Hillbilly, Country, Jazz, Rock’n’Roll spielen. Dieses machte ihn zu einem viel begehrten Sessionmusiker. Als Sänger trat er nur gelegentlich in Erscheinung, da ihn die Tuberkuloseerkrankung hierbei stark hinderte, und er angeblich auch zu schüchtern gewesen sein soll.
Unbestritten galt er in Fachkreisen als bester Nachkriegsgitarrist der Ära des Chicago-Blues. Sein Slidegitarrenspiel unterschied sich von Leuten wie Muddy Waters oder Elmore James (die im “open tuning“ spielten), dadurch, dass er die Gitarre für sein Slidespiel nicht umstimmte, um flexibler zu bleiben.
Als erster Bluesgitarrist benutzte er das Wah-Wah-Pedal (angeblich durch Hendrix inspiriert) zur Bereicherung seines ohnehin schon umfangreichen Klangrepertoires.
Wie später Jimmy Page und andere Gitarristen verwendete Hooker eine Doppelhals-Gitarre von Gibson (6-und 12-saitig).
Sein Slidespiel zeichnete sich oft aus durch schrilles, hohes Pfeifen, weil er auch die höchsten Register des Instrumentes zu nutzen wußte. Hooker war beliebt wegen seines äußerst weichen und klaren Spiels, wobei „jede einzelne Note wie eine Glocke klang“.
Trotz seiner Innovationen wurde er nie entsprechend gewürdigt, vergleicht man ihn mit damals populären Bluesern wie Buddy Guy, Otis Rush, Magic Sam. Diese Kollektion möge also dazu beitragen, den hervorragendem Musiker verdientermaßen wieder ein wenig in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken! Denn sie enthält durchaus die verschiedenen Stilelemente, die anhand einiger Songs perfekt dargestellt wurden, mit einem seiner wohl wichtigsten Titel vorab, "Blue Guitar", das später, allerdings unter Beteiligung von Hooker, später von Muddy Waters zu "You Need Love" umfunktioniert wurde, und letztlich als "Whole Lotta Love" von Led Zeppelin endete.
Groovende Rocker wie "Rockin' Wild", dann ein treibender Blues mit dem Protagonisten als Sänger, hier "Win The Dance", ein Instrumental, das die Kunstfertigkeit des Gitarristen hervorhebt ("Universal Rock"), typische Slow Blues (#8, 2, 24, 27) ein Kriegstanz mit "Apache War Dance", und immer wieder diese herrlich schleppenden Titel mit diesem unwiderstehlichen Backbeat. Mit "Race Track" aus 1952 haben wir den ältesten Titel vorliegen, dieses schnelle Instrumental zeigt bereits den weiteren Weg auf brillante Weise. Eine Fortsetzung möge bitte folgen...
Trackliste
2 Blues In D Natural
3 Rockin’ Wild
4 Win The Dance
5 Rockin’ With The Kid
6 Universal Rock [With Junior Wells]
7 Galloping Horses A Lazy Mule [With Junior Wells]
8 Calling All Blues [With Junior Wells]
9 Off The Hook
10 Frog Hop
11 Swear To Tell The Truth
12 Apache War Dance
13 This Little Voice
14 Nothing But Good [With Reggie Boyd]
15 The Bright Sound
16 That Man
17 Oh, Mama
18 You’d Better Be Sure
19 That Ain’t Right
20 I Wanna Be Free
21 These Cotton Pickin’ Blues
22 Crying Blues
23 I Stay Mad
24 Lotta Lovin’
25 Race Track
26 The Leading Brand
27 Want You To Rock Me [With Jackie Brenston]
28 Little By Little [With Junior Wells & Willie Dixon]
29 Don’t You Ever Forget It
30 How Long Can This Go On
Besetzung
Junior Wells (vocals & harmonica)
Jackie Brenston (vocals, baritone sax)
Lillian Offitt (vocals)
A.C. Reed (vocals & tenor sax)
Julian Beasley (alto sax)
Earnest Johnson (bass)
Lafayette Leake (piano)
Pinetop Perkins (piano)
Johnny "Big Moose" Walker (organ & piano)
Bobby Little (drums)
Harold Tidwell (vocals, drums)
Frank Swan (drums)
The Earlettes (backing vocals)
Casey Jones (drums)
Ricky Allen (vocals)
Reggie Boyd (guitar)
Billy Stepney (drums)
Little Ray Charles (piano)
Bobby Fields (sax)
Dusty Draper (sax)
Sonny Lantz (organ)
Dave Myers (guitar)
Willie Dixon (bass, vocals)
Eugene Lyons (drums)
Mel London (backing vocals)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |