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Cryptex

Once upon a Time

Info Musikrichtung: Prog VÖ: 08.05.2020 (Steamhammer / SPV) Gesamtspielzeit: 43:44

Der letzte Cryptex-Output Madeleine Effect warf ein wenig die Frage auf, ob die hannoverschen Proggies den farbenfrohen Prog des Debüts ad acta legen würden, um sich einem verhaltenen Art Rock zuzuwenden. An dieser Stelle kann erst einmal Entwarnung gegeben werden.

Bevor Simon Moskon & Co. sich in das sehr ruhige (und sehr kurze) Schluss-Tripple von Once upon a Time begeben, schließen zwei Stücke ein Album ab, das bis dahin zwar nicht an das Debüt heranreicht, aber alle entsprechenden Türen für die Zukunft offen hält. Gerade die leicht beschwingte Ballade „I don’t know why“, das bis zu diesem Punkt ruhigste Stück auf dem Album, ist genau der „Promise Keeper“, den die folgende farbenfrohe Prog-Nummer als Namen trägt.

Das Highlight des Albums folgt gleich nach dem etwas ziellosen Titelsong, der den immer wiederkehrenden dramatischen Aspekt von Once upon a Time Raum gewährt. Das in meinen Ohren auch Single-taugliche „Because the Reason is You“ lässt die bereits bekannte Liebe der Band zu Queen wieder einmal aufleben.

„Bloodmoon“ deckt das breite stilistische Spektrum von Cryptex ab, wenn die sanft beginnende Ballade immer wieder einmal mit geilen, metallisch harten Riffs aufgemischt wird.

Das schwere „Body Language“ mit seinen Sprachsamples und das wieder mit den Muskeln spielende „Reptiles“ repräsentieren die dunkle, manchmal gar etwas bedrohlich Seite der Niedersachsen.

Die vom Beginn eines Märchens her bekannten Worte des CD-Titels („Es war einmal“) sind für diese CD geradezu ideal. Denn die Abgründigkeit und Tiefe, die echte Märchen von billigen Stories unterscheiden, sind auch bei Cryptex zu finden, die leichte packende Momente haben, die den Hörer gleich bei der Erstbegegnung mitnehmen, aber genug Futter in der Hinterhand halten, um nicht schnell zu langweilen.

Auch mit ihrem dritten Album werden Cryptex ihrer gleich mit dem Debüt eingeforderten Rolle, eine der großen Hoffnungen des – nicht nur deutschen – Progs zu sein, vollkommen gerecht.

Norbert von Fransecky