Reviews

Maik Krahl Quartet

Fraction

Info Musikrichtung: Modern Jazz VÖ: 29.05.2020 (Double Moon / Challenge) Gesamtspielzeit: 46:32 Internet: https://maikkrahl.com/de/ https://www.challengerecords.com/home https://www.martinaweinmar.de/

Der Jazz-Trompeter Maik Krahl aus Bautzen legte im Rahmen der Serie “JazzThing, Next Generation“ im Jahre 2018 sein erstes Album vor, "Decidophia". Nun hat er sich freigestrampelt und veröffentlichte den Nachfolger, Fraction, nun ausserhalb dieser Serie, in der außergewöhnliche Talente vorgestellt werden.

Hat Krahl vor zwei Jahren diesen Anspruch durachaus erfüllt, so steht die Qualität des neuen Albums in nichts nach. Alle Songs sind Eigenkompositionen, und diese strotzen auch hier von spontanen Einfällen, von Frische und Unbeschwertheit, angereichert mit stark emotionalem Ausdruck, und das ist das Ergebnis der hervorragenden Zusammenarbeit aller Musiker, bei denen lediglich ein anderer Schlagzeuger mitwirkt, der Gast an der Gitarre fehlt und hierfür als Gast der Saxofonist Seamus Blake für zwei Songs eingeladen wurde. Und das war eine gute Idee, denn Blake selbst als individuell geprägter Musiker bringt noch seine spezielle Note ein und veredelt somit die Tracks drei und sechs, sehr gut auch integriert in das Funk-Feeling von "Big Adventures Of A Tiny Creature".

Und so hat fast jeder Song seine eigene Ausprägung, sei es die balladeske und verträumte Atmosphäre von "June 18 Or The Dream To Fly", in dem der Protagonist den Sound seiner Trompete doppelt und einen ganz weiten Raum schafft. Bei diesem Song besonders fällt mir sehr positiv auf, wie sich die übrigen Musiker einbringen, so spielen sie sehr dicht beisammen und unterstützen sich traumwandlerisch, wie aus einem Guss, und auch die ständigen Wechsel der Stimmungen im grundsätzlich ruhigen Song gehen so locker von der Hand, wie man es von einem eingespielten Team erwarten sollte, allerdings ist das nicht immer der Fall. Doch hier spielt zwar der jeweilige Solist sein Solo, doch treten die Begleiter hierbei nicht dezent in den Hintergrund, sondern gestalten aktiv mit.

Sehr oft fällt mir sehr positiv die Rhyhtm Section auf, Lutz am geschmeidig gespielten Bass und Berger am Schlagzeug mit seinem sich ständig in Bewegung befindenden Spiel bilden ein beeindruckendes Gerüst für die Solisten. So wirkt die Musik in ihrer Gesamtheit hochprofessionell und auf sehr hohem Niveau.

Und so lasse ich abschließend Till Brönner zu Wort kommen, der zu Krahl folgendes bemerkte: „Maik Krahl repräsentiert die aktuelle Spitze der deutschen Jazztrompeter seiner Generation. Seine musikalischen Wortmeldungen bereichern mich und lassen mich mit Vorfreude in die Zukunft eines gesamtes Genres blicken, das es immer geben wird. Großes Kompliment!“

Doch ergänzend muss ich noch dazufügen, dass dieses Kompliment für die ganze Band gelten muss!

Wolfgang Giese