Reviews

Gary Husband & Markus Reuter

Music Of Our Times

Info Musikrichtung: Ambient VÖ: 22.04.2020 (MoonJune Records) Gesamtspielzeit: 51:06 Internet: http://www.markusreuter.com/ https://garyhusband.com/de https://moonjunerecords.bandcamp.com/

Markus Reuter, der Name des Gitarristen fiel mir letztmalig vor drei Jahren positiv auf, bei der Formation “Wingfield Reuter Sirkis“ und deren gemeinsames Album “Lighthouse“. Bei jenem Album führte Reuter sein Spiel auf “Touch-Gitarren“ eindrucksvoll vor. Das dort verwendete Modell AU8 ist hier wieder an Bord. Die Gitarre verfügt über acht Saiten und ist mit allerhand Elektronik ausgestattet. Mittels Tappings auf dem Griffbrett werden die Töne erzeugt.

Auf Music Of Our Times stellt sich als Begleiter der Keyboarder und Schlagzeuger Gary Husband vor, Kennern bekannt durch seine Zusammenarbeiten mit John McLaughlin, Billy Cobham, Jack Bruce oder Allan Holdsworth. Aufgenommen wurde die Platte live in Tokyo, im NK Sound Studio, am 3.März 2020. Sein Drumset hat Gary jedoch nicht im Einsatz, so dass sich der Sound aus einer Mischung von Keyboards und Gitarren ergibt, angereichert durch elektronische Effekte.

“Colour Of Sorrow“, relativ gedämpft und düster wirkend startet die Platte mit dem den Sound bestimmenden Piano, nur gelegentlich arbeitet sich die Gitarre durch diese dichte Klangwolke. Weder ein Thema bestimmt die Struktur noch eine erkennbare Vorgabe, und so fließt das Stück einfach nur dahin, noch nicht einmal Improvisationen bestimmen das Bild, vielmehr wird eine breite Klangfläche erzeugt, die man sehr gut einem passenden Dokumentarfilm unterschieben könnte als musikalischen Untermalung.

Eigentlich bleibt es dabei, ein Feuer wird nicht entfacht, es bleibt in der Regel bei gedankenverloren wirkenden Klangfragmenten, bei offensichtlich spontan entstehenden Entwicklungen, die aber auch auf Sparflamme gekocht werden. So bleibt es überwiegend beim Soundtrack-Charakter. Mich wundert, wie wenig Markus Reuter beiträgt zum Gesamtsound, bestimmend ist fast immer der Keyboard/Piano-Einsatz von Husband. Auch das typische Spiel, wie man es auf der oben genannten Platte “Lighthouse“ hörte, vermisse ich auf diesem Album. Nichtsdestotrotz würde das Fehlen der Gitarre sicher auch auffallen, nur ist das Instrument relativ hintergründig eingesetzt zur Gesamtgestaltung.

Nun, für einige Hörer/innen mag diese Musik extrem langweilig wirken, Andere mögen das als stark entspannend wahrnehmen, oder sich in der auch vorliegenden Schönheit des Klangozeans wohlfühlen. So mag das Album entweder polarisieren, oder aber daneben auch Nischen offenlassen für alle Jene, die Musik offen gegenüber stehen. Denn eines besitzt diese Musik, Eleganz und Tiefe, Seele und Gefühl, und ein gewisses Understatement. Dem ehemaligen Partner von Husband, Allan Holdsworth, dürfte der Track Nummer fünf gewidmet sein, eine gute Geste, diesen großartigen Musiker zu ehren.

Wolfgang Giese