Reviews
20
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz/Fusion
VÖ: 20.05.2020 (ANUK) Gesamtspielzeit: 104:40 Internet: http://www.retosuhner.com/ http://www.uk-musikpromotion.de/profil.html |
Der Schweizer Jazz-Musiker Reto Suhner arbeitet mit seinem Quartett bereits seit 2000 zusammen. 2016 war es, dass mich sein Album „“Easy“ als lebendiger Bestandteil der Schweizer Jazzszene stark begeistern konnte. Die gleichen Musiker finden wir auf der Doppel-CD 20.
Erneut wird durch die vier Musiker eine sehr dichte und harmonische Atmosphäre erzeugt, aufgefallen war mir die traumwandlerische Einheit, wobei mir damals auch besonders dieser weiche und warme Klang im Spiel des Saxofonisten gefiel. Doch die Musik dieser Platte ist noch kreativer, und man nimmt sich Zeit, das auf den 20 Songs auszukosten. Die Zahl ist nicht nur durch die Anzahl der Titel gekennzeichnet, denn, siehe oben – man feiert das 20-jährige Bestehen der Formation, und auch das wird ausgiebig zelebriert, und ich als Teilnehmer der Party kann nur frohlocken ob der hochwertigen Kost, die dieses Büfett bietet.
Entstanden ist Musik, die sich auf einer großen Palette der mannigfaltigen Farben bedient und 20 kleine Bilder malt, die allesamt kleine Meisterwerke darstellen, mitunter auch durchaus abenteuerlich.“Simple“, zum Auftakt der ersten CD, klingt wie gepflegter Jazz in einer Bar, des Nachts, wenn noch wenige Gäste da sind und den Abend ausklingen lassen in ruhiger und lasziver Stimmung, ein wenig gedankenverloren über verpasste Gelegenheiten, über den Sinn des Lebens, und dazu spielt die Band locker swingenden Jazz, zunächst als Piano-Trio, bis sich nach gut vier Minuten dann doch noch der Saxofonist auf die Bühne begibt, um mit Bass-Saxofon und Contra-Alto-Klarinette die nächtliche Stimmung zu erweitern. Mit “Jolán's Kräutergarten“ geht es dann ganz cool weiter, ein wenig Cool Jazz mit einer Stimmung, die mich ein wenig an die Musik von Lee Konitz erinnert. Track 3: verträumt dahinschleichende Stimmung, mit wortlosem Gesang, ein wenig Latin-Touch in der Richtung von Purim/Moreira versprüht das, es könnte sich noch Wayne Shorter dazugesellen. Und beim vierten Song ist es dann schon wieder anders. Hier wird der Jazz um Fusion-Elemente ergänzt. So zieht sich diese sehr bunte Abwechslung durch die ganze Platte, und wir sind noch bei der ersten CD des Doppelalbums 20, mit 20 Titeln.
Dem Line-up ist zu entnehmen, wie die Vielseitigkeit durch die Fülle der verwendeten Instrumente unterstützt wird, so erleben wir auf “Polypoly“ ein Theremin (wer diesen Sound noch nicht kennt – hitträchtig aufgetaucht als jaulendes Geräusch einst bei den Beach Boys und “Good Vibrations“, war es dort jedoch das sehr ähnlich klingende Tannerin) Diese Vielseitigkeit hat einen enormen Output an Kreativität zur Folge, und das ist immens unterhaltend und vielschichtig.
Dieses wird nach Einlegen der CD 2 dann auch sogleich fett unterstrichen, Suhner setzt hier neben seinem Sopransaxofon noch das Mridangam, eine zweifellige Doppelkonustrommel, und die Shruti Box, ein mit einem Blasebalg versehenem Instrument, dem Harmonium ähnlich, ein. Auch mit einem Modularsynthesizer (CD2, #3) wird gearbeitet, um dem Jazz ungewöhnliche Klangfarben beizumischen und weitere exotische Instrumente finden verschiedentlich ihren Weg, weitere Synthesizer, oder ein Bansuri (CD2, #7) oder ein Duduk (CD2, #10). So macht es wirklich Freude, den Jazz mit traditioneller Basis und einer zusätzlichen Frischzellenkur durch Einbeziehung „fremder“ Elemente neu zu erleben. So bleibt diese Musik auch lebendig und lässt auf ihren Fortbestand hoffen.
Trackliste
1 Simple
2 Jolán's Kräutergarten
3 Hilal
4 Derwisch
5 Ersatzkomposition
6 Supi
7 Duftsiegel
8 Kraid's Lair
9 Polypoly
10 Lakritze
CD 2:
1 Diplomjäger
2 Meer
3 Datengeil
4 Chalk Flower
5 Zeitkristall
6 Pensenkontrolle
7 Zwei Diplomjäger
8 Die Verteilungsfrage
9 Bilanzverlängerung
10 Resonanz
Besetzung
theremin, mridangam, claps, reed trumpet, duduk)
Philip Henzi (piano, flugelhorn, triangle, vocal, whistle, Wurlitzer, Moog, synth, suitcase Rhodes, modular synth, shaker, claps)
Silvan Jeger (bass, vocal, claps)
Dominic Egli (drums, percussion, vocal, claps)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |