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Anne Mette Iversen Quartet + 1

Racing A Butterfly

Info Musikrichtung: Modern Jazz VÖ: 15.05.2020 (bju records) Gesamtspielzeit: 48:29 Internet: https://www.annemetteiversen.com/ http://www.bjurecords.com/

Die dänische Jazz-Bassistin Anne Mette Iversen, die mit verschiedenen Formationen auftritt, wählte nach dem Quartett-Format ihrer letztjährigen Platte, “Invincible Nimbus“ nun wieder das Format Quartet + 1. Die Musiker sind die gleichen wie auf der 2017er-Veröffentlichung “Round Trip“.

Als wichtige Merkmale jener Platte erschienen mir die kommunikative Dichte der Band, der hohe Grad an Ästhetik und Feinfühligkeit. Grundsätzlich, soviel vorweg, gilt das auch für die in Kopenhagen eingespielten neuen Aufnahmen zu Racing A Butterfly. Der Titel der Platte wurde inspiriert durch ein Ereignis in Frankreich, als Anne Mette auf einer Straße am Rande von Lavendelfeldern entlang rannte und als sich ihr plötzlich ein Schmetterling aus einer Lavendelblüte näherte und sich entschloss, ein Stück des Weges mitzufliegen. Und daraus und den tänzelnden Hin- und Her-Bewegungen des Schmetterlings ergab sich die Idee zu diesem Titel. Dieses im Pressetext so bildlich beschriebene Ereignis halte ich für musikalisch im Titelsong auch sehr gut umgesetzt mit seinen tänzelnden Wechseln.

Und so bemerkt man erneut die Güte der vielschichtigen Kompositionen, und erneut vermag man die unterschiedlichen Ausprägungen europäischer als auch US-amerikanischer Ausrichtung im Gesamtergebnis ihrer Gestaltung sehr gut feststellen und sie als sehr befruchtend ansehen. Letztlich ergibt sich eine große Dynamik und damit verbunden einen lebendigen und gefühlvollen Sound, der trotz technisch hochwertiger Prägung jedes einzelnen Musikers nie in den Verdacht gerät, „Kopfmusik“ zu sein.

Sämtliche Songs sind Eigenkompositionen der Bassistin und zeugen vom Ideenreichtum der Musikerin. Komposition, Arrangement und Ausführung gehen eine stimmige Allianz ein. Daraus entwickeln sich ständige Spannungsbögen, die zu einem großen Hörvergnügen führen. Es zahlt sich darüber hinaus aus, dass diese seit 2002 bestehende Formation ein Verständnis untereinander entwickelt hat, das die Musik voller Sicherheit traumwandlerisch perlen lässt, mit ganz viel Leichtigkeit und einer entspannten Atmosphäre ausgestattet. Und dabei nimmt jeder Musiker die gleiche Wertigkeit ein, jedes Solo ist dem Gesamtausdruck angepasst und schiebt den Solisten dadurch nicht marktschreierisch in den Vordergrund, sondern man fühlt sich gezwungen, währenddessen auch den Begleitern zu lauschen. Ach ja, und das Thema Schmetterling durchzieht die ganze Platte thematisch und ist durchaus als sinnbildlich im Verbund mit diesen schillernden Tieren zu verstehen.

Wolfgang Giese