Reviews

Gruppa Karl-Marx-Stadt

Magnitola

Info Musikrichtung: Balkan-Disco / Ska VÖ: 03.04.2020 (Oh my / Soulfire) Gesamtspielzeit: 44:20 Internet: http://www.gruppa-kms.de

Man muss Russe sein (oder zumindest Russisch sprechen), um die Texte der Gruppa Karl-Marx-Stadt zu verstehen. Spaß haben kann man mit Magnitola aber ohne jede Voraussetzung. Und ihren internationalen Charakter zeigt die Truppe gleich beim Opener „MSFB“, denn die vier Buchstaben stehen für "Scheiße" in den Sprachen Französisch, Deutsch, Englisch und Russisch. Und alle diese Sprachen sind in diesem Stück auch zu hören. Auch im weiteren Verlauf des Albums beschränkt sich die Sprache nicht auf Russisch, auch wenn diese Sprache dominiert. Die russischen Texte werden im Booklet – bis auf einzelne Begriffe – allerdings übersetzt.

Und so erfahren wir, dass sich die Band nicht zuletzt mit Musik, Feiern, Glücksspiel, Nonsens und – natürlich Liebe beschäftigt. Wobei die Liebe in der Regel in recht fleischlicher Form betrachtet wird. Nicht nur „The bad Touch“ verrät, wo die Band sich medial über welche Liebe informiert. Und bei dem Liebeslied „In Dir“ ist das in Dir sehr wörtlich zu nehmen.

Musikalisch – und das entscheidet hier – werden keine Gefangenen gemacht. Ska, Disco-Beats und auch mal etwas Walzer liefern die Basis, die von Gitarren, Bläsern, einem Akkordeon und bei „Oje“ plötzlich auch mal mit einer Flöte ausgesprochen lebendig ausgestaltet wird. Beim Spice Girl Cover „Wannabe“ wird ruhiges Gebläse durch Scratching begleitet. Es spricht für die Songwriter Skills der Band, dass das Cover packt, die Eigengewächse aber nicht einen Moment lang in den Schatten stellt.

Das gelingt eher dem zweiten „Cover“ im Bonusteil der CD, aber wer kann kompositorisch schon mit Chatschaturjans „Säbeltanz“ konkurrieren.

Norbert von Fransecky