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Reviews

JZ Replacement

Disrespectful


Info

Musikrichtung: Jazz Rock-Fusion

VÖ: 13.03.2020

(Rainy Days Records)

Gesamtspielzeit: 35:41

Internet:

https://rainydaysrecords.bandcamp.com/
http://uk-promotion.net/

Der aus St.Petersburg stammende Altsaxofonist Zhenya Strigalev hat in den letzten Veröffentlichungen mit unterschiedlichen Musikern zusammengespielt und stets einen anderen Eindruck hinterlassen. Auf dieser Produktion, Disrespectful, ist als erster Musiker der britische Schlagzeuger Jamie Murray genannt. Ob er der Chef ist? In seinen Liner Notes beschreibt er sich als Co-Founder von JZ Replacement. Als Gast gewann man den US-amerikanischen Bassisten Tim Lefebvre. Schließlich, und das nehme ich schon einmal vorweg, schiebt sich keiner der Drei in den Vordergrund, sondern vielmehr ist ein aufregendes Gruppenprojekt gelungen.

Und so startet dann auch ganz kraftvoll-zerrend mit ungezügeltem Druck von allen Instrumenten, wild wirbelnde schlagkräftige Drums, ein knurrender E-Bass und ein heulendes Saxofon bringen einen kochenden Hexenkessel, der alles durcheinander zu wirbeln scheint, yeah - das ist entfesselte Energie, man ist entweder mit den Nerven fertig oder lässt sich mitreißen – wozu ich rate. Denn es tut gut, sich loszureißen von gewohnten Klangmustern und Strukturen. Zum Schluss des Songs flirren dazu noch elektronische Klangfetzen durch die Gegend, und Murray scheint völlig abzuheben. Die kochende Stimmung steht kurz vor der Explosion, um abzuheben in eine moderne elektronische Spielart von Free Jazz. Aber so frei wird es eigentlich nie. Mitunter ist es ein Gefühl, als würde man auf dem Rummel/Kirmes-Platz in einem der Fahrgeschäfte befinden, so rasend schnell geht das ab, ich erinnere mich an das Teil, das auch temporeich im Rückwärtsgang fährt. (Musik-Express?)

Die Energie will nicht abreißen, gelungen ist dabei die Kombination des mehr am Jazz orientierten Strigalev und dem Fusion-erprobtem Lefebvre, der mit seinem E-Bass wesentliche Akzente setzt. Doch der treibende Motor bleibt der unerbittlich wirkende Murray am Schlagzeug, der selbst bei den ruhigen Stücken in Bewegung bleibt. Mit Fug und Recht vermag ich zu behaupten, dass der Begriff Fusion hier ein wenig an neuem Anstrich erhalten hat. Nicht alles ist neu, aber sehr interessant ist es, festzustellen, dass Rock und Jazz Rock als Hauptelemente einen wuchtigen Sound geschaffen haben, der durch das Saxofon den gewissen Anteil Jazz erhalten hat.

Völlig nahe geht es, wenn der pulsierende Rhythmus der Drums mit dem tief grummelnden Bass in die Magengrube zielen, und sich darüber mit luftiger Leichtigkeit und frischer Frechheit das Saxofon erhebt und von fließenden bis stakkatohaften Sounds etwas beisteuert, und dann ist es die mitunter eingesetzte Elektronik, die eine Spur des Geheimnisvollen einbringt, nie aufdringlich oder vordergründig, aber zweckdienlich allemal. So kann Jazz Rock auch heute noch Spaß machen, denn diese Musik ist weit fernab jeglicher akademischer Wichtigtuerei, hier spürt man, dass aus der Seele, aus dem Bauch heraus musiziert wird, wunderbar ist das, wenn man diesen mitunter wilden und nervösen Sound so ertragen kann.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Displacement A
2 Tubuka
3 Guilty Look 3
4 Bee Bee
5 Marmalade for Radhika
6 Five Cymbals for Jamie
7 Take the JZ Train

Besetzung

Jamie Murray (drums)
Zhenya Strigalev (alto sax)
Tim Lefebvre (bass guitar, effects)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger