Reviews
Virtual Leak
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz
VÖ: 25.03.2020 (Tangible Music) Gesamtspielzeit: 52:53 Internet: https://www.heidi-bayer.de/music/ https://www.tangible-music.net/home https://www.martinaweinmar.de/ |
Die aus Kulmbach stammende Trompeterin Heidi Bayer ist bereits seit ihrem dritten Lebensjahr mit Musik in Berührung gekommen, zunächst über die klassische Musik und die Klarinette bis zum Wechsel zum Jazz und zur Trompete, die sie auch in der Schulband spielte. Eine weitere Station war das Bayerische Landesjugendjazzorchester. Seit 2015 lebt die Musikerin in Köln und wirkt unter anderem als festes Mitglied im hervorragenden Subway Jazz Orchestra.
Virtual Leak ist ihr Debüt-Album, und ihre Musik klingt frisch und unverbraucht. Dabei orientiert sich bereits das erste Stück an der Jazzgeschichte, erinnert es mich spontan an eine Aufbruchsstimmung, wie sie aus den frühen Sechzigern bekannt ist. Diese Suche verspüre ich durchgehend und das wirkt für mich sehr erfrischend. So sind nicht nur klassische Strukturen, wie Thema, Soli, Thema maßgebend, sondern es findet mitunter eine starke Verzahnung einzelner Elemente statt.
Die Stimmung der Musik empfinde ich als relativ gemäßigt und cool, ich vernehme ein Art Kommunikation zwischen den Bandmitgliedern, alles wirkt recht intim und vertraut, und schließt mich als Hörer somit ein, das ist gelungen! Heidi ist keine reißerische Solistin, sie spielt an Trompete und Flügelhorn warm und weich, und ist dennoch mit einer großen Ausdruckskraft ausgestattet, nicht nur mit erlernter Technik auf hohem Niveau, sondern vor Allem mit emotionaler Ausprägung. Das Gleiche gilt für Johannes Ludwig, ich meine gar, dass sich der Ansatz der Beiden recht ähnelt und der Gruppendichte dienlich ist.
Hervorragend agiert für mich Drummer Leif Berger, der ständig in Bewegung ist, jedem Ton seiner Mitmusiker nachgeht, jede Veränderung aufspürt und sofort kommentiert. Stark ist auch die Aufgabe von Calvin Lennig, der es versteht, mit seinem Bass die verschiedenen Elemente geschmeidig zu verbinden und zu verzahnen. Als hervorragendes Beispiel nenne ich gleich den zweiten Song, “Something Different“, und gerade zum Schluss ist es eine kurze Phase, wo sich alle Vier frei im Raum bewegen und eine schwebende Atmosphäre erzeugen.
Entstanden ist Musik zwischen Struktur und Freiheit, zwischen Tradition und Moderne, eine gelungene Gratwanderung zwischen Alt und Neu, und dazwischen die Verknüpfung verschiedener Elemente, stets spannend arrangiert und fesselnd in der Spontaneität des Augenblicks, so sollte moderner Jazz klingen, stets auf dem Boden desselben, aber sich nicht scheuend, Türen aufzustoßen und sich der Freiheit des Ausdrucks zu widmen. Somit ist kein Ausfall einer der neun Titel zu verzeichnen….
Trackliste
2 Something Different
3 Brač
4 Shores
5 Hedwig's Flight
6 Sweet 'n' Sour
7 Overshoot
8 If It Helps
9 Hot Train
Besetzung
Johannes Ludwig (alto saxophone)
Calvin Lennig (double bass)
Leif Berger (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |