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Reviews

Planet Caravan

Dno Neba


Info

Musikrichtung: Akustikrock

VÖ: 12.05.2018

(One Records)

Gesamtspielzeit: 44:43

Internet:

https://planetcaravan026.bandcamp.com/

Auf dem schwarz-weißen Cover schwimmt eine weibliche Wasserleiche mit weit aufgerissenen Augen, das farbige Bandfoto zeigt fünf Herren und eine Dame, die Herren allesamt mit schwarzem Anzug, weißem Hemd, Fliege und dunkler Sonnenbrille und vier der fünf eher griesgrämig dreinblickend, welchletzteres Attribut auch für die Dame zutrifft, und das schwarz-weiße Backcoverbild schließlich präsentiert uns eine offenkundig blonde Dame mit Sonnenbrille im Wald sitzend, was trotz anderer Umgebung irgendwie an das Motiv auf den aktuellen Delain-Promofotos zum Album Apocalypse & Chill sowie dessen Cover erinnert, die freilich jünger sind als das hier vorliegende Album von Planet Caravan, das anno 2018 veröffentlicht wurde. Die optische Beschreibung und der Umstand, dass der Bandnamensgeber wohl die gleichnamige Black-Sabbath-Kifferballade war, läßt freilich rein stilistisch alles andere als das vermuten, was in den zwölf Songs von Dno Neba dann letztlich zu hören ist, wobei bisher verschwiegen wurde, dass neben der Blondine eine Akustikgitarre am Baum lehnt und auch die beiden Gitarristen auf dem Bandfoto jeweils eine solche umhängen haben (der eine der beiden ist auch der einzige der Herren, der nicht griesgrämig schaut, sondern breit grinst, und er ist zudem das einzige langhaarige männliche Wesen der Band), während der Basser mit einem Kontrabaß zu sehen ist. Also kein Doom, Gothic oder was auch immer aus der angedüsterten Richtung – statt dessen bekommen wir Akustikrock zu hören, und zwar mit dem kompletten Spektrum von locker-flockig bis nachdenklich, dazu mit gesanglicher Doppelspitze aus Dragan Vukotic und Mirjana Saric, was unterschiedliche Lead-Backing-Kombinationen ermöglicht, aber gelegentlich auch eine Beschränkung erfährt, indem einzelne Songs tatsächlich nur durch einen der beiden Sänger ausgestaltet werden. Die beiden Gitarristen arbeiten gleichfalls recht vielfältig, zwar akustisch dominierend, aber häufig halbakustisch konterkariert oder auch mal eine kernigere Elektrische auspackend, so dass etwa „Glavni Junak“ eine Art Westcoast-Feeling atmet, „Zombie Show“ allein vom Titel her schon mehr Härte erwarten läßt und Americana-Elemente zu einem Boss-Hoss-artigen Ergebnis verwebt, das Instrumental „Sonja“ auch aus der Satriani-Schule stammen könnte und „Rock Radio“ seinem Titel ebenfalls gerecht wird – da landet das Sextett dann schon geradewegs im klassischen Melodic Rock, während die Eigenbezeichnung ansonsten Poprock lautet. Dabei besitzen Planet Caravan durchaus ein Händchen für merkfähige Refrains, und dem fröhlichen Mitsingen auf Gigs steht nur entgegen, dass man erstens, um die Band live zu erleben, vermutlich in ihre Heimat Serbien reisen muß, da die Wahrscheinlichkeit, sie mal in Mitteleuropa auf der Bühne zu sehen, wohl gegen Null geht, und zweitens Kenntnisse der serbischen Sprache nutzbringend wären, denn in ebenjener halten Planet Caravan ihre Texte, wobei bandintern Gitarrist Aleksandar Urosevic als Texter dominiert, allerdings auch Fremdmaterial von Stefana Zezevic, Milos Munic und dem in seiner Heimat recht populären und mehrfach preisgekrönten Branislav Petrovic (1937-2002) vertont wird und mit „Karavan“ von Ana Sretenovic auch eine Coverversion vertreten ist, übrigens gleich an Position 2 gesetzt und stilistisch so genau in den Bandstil eingepaßt, dass man, wenn man das Original nicht kennt und nicht die Credits im Booklet liest, durchaus nicht vermuten würde, dass es sich nicht um eine Eigenkomposition handelt. Dabei ist das mit dem Bandstil so eine Sache, denn Planet Caravan lassen sich keineswegs einfach ausrechnen, wie die oben genannten Beispiele bereits verdeutlicht haben, und die beiden Sänger haben gute, aber keine absolut unverwechselbaren Stimmen, so dass auch sie eher schwer als Identifikationsfiguren in Frage kämen, zumal Dragan Vukotic auch noch ein relativ wandlungsfähiges Organ besitzt und sich durchaus in mehreren Stimmlagen zu artikulieren in der Lage ist. Möglicherweise ist er aber auch gar nicht durchgehend aktiv, denn die Saiten spielenden bzw. zupfenden drei Herren sind laut Besetzungsliste auch allesamt noch an den Vocals beteiligt, und so könnte es durchaus sein, dass der eine oder andere da auch mal anders gefärbte Leadvocals einbringt. Drei Songs bereichert Mladen Gosic mit Keyboards, die so geschickt eingeflochten sind, dass sie tatsächlich als Bereicherung durchgehen, aber man in den anderen Songs nicht in Depressionen verfällt, wenn es dort keine gibt. Aufgenommen hat das Sextett die Platte über anderthalb Jahre verteilt in ihrer Heimatstadt Smederovo, 50 Kilometer von Belgrad donauabwärts gelegen, und das klangliche Resultat muß internationale Vergleiche durchaus nicht scheuen. Dno Neba gewinnt bei jedem Hördurchlauf an Reiz, vielleicht auch weil man sich an bestimmte Elemente wie die Vokaleinlagen in „Igraj Celu Noc“ oder das dortige Gepfeife erst gewöhnen muß, wobei die hohen Schreie im Finale ein wenig an die von Karel Gott in „Rot und Schwarz“ erinnern. Die Halbballade „Postojanje Bez Nas“ schließt ein interessantes Album ab, das Menschen, denen Trust als Akustikrockband gefallen haben, die sich noch an die Erzgebirgsbewohner New Life erinnern, die zufällig die Weißrussen Thank You Jesus im Regal stehen haben oder die einfach anhand der Beschreibung glauben, das könnte was für sie sein, überraschend gut reinlaufen könnte. Zum Rezensionszeitpunkt kann man das Album auf Bandcamp übrigens kostenlos downloaden (der Rezensent besitzt allerdings die „physische“ Version).



Roland Ludwig

Trackliste

1Jedrenjaci5:13
2Karavan4:16
3Dno Neba3:30
4Glavni Junak3:51
5Zombie Show2:43
6Carobno Mesto2:48
7Rock Radio4:51
8Anina Pisaca Masina3:37
9Pesma O Vama3:18
10Sonja2:45
11Igraj Celu Noc3:42
12Postojanje Bez Nas3:38

Besetzung

Dragan Vukotic (Voc)
Mirjana Sarci (Voc)
Aleksandar Urosevic (Git)
Milos Nikolic (Git)
Drazen Urukalo (B)
Milos Ivic (Dr)
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