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Reviews

Sadauk

A New Dawn


Info

Musikrichtung: Metal

VÖ: 08.12.2017

(Pure Legend / Soulfood)

Gesamtspielzeit: 59:28

Internet:

http://www.sadauk.se
http://www.puresteel-records.com

Manchmal dauern die Dinge etwas länger. Sadauk waren in der zweiten Hälfte der Neunziger aktiv, brachten ein Demo namens Theatre Of War heraus und spielten noch mindestens ein weiteres Demo ein, das aber unveröffentlicht blieb. Zu einem offiziellen Albumrelease kam es damals nicht – der wurde nun 2017 nachgeholt, wobei nur Kenner des frühen Materials entscheiden können, ob es sich ausschließlich bereits aus der ersten Schaffensperiode stammenden Stoff handelt oder ob auch neue Songs komponiert wurden. Mit „Melhínis Death“ und „As They Sleep Behind The Horizon“ sind jedenfalls zwei der fünf Songs vom Theatre Of War-Demo auch auf A New Dawn gelandet, zwei weitere Demonummern, darunter der Titeltrack, hatten dort nur Intro- bzw. Outrofunktion, und so bleibt an „richtigen“ Songs nur „Divided Soul“ in den Archiven. Das Booklet weist nicht aus, ob irgendwelche historischen Aufnahmen auf das Album übernommen wurden, und so ist davon auszugehen, dass die knappe Stunde Musik komplett neu bei Sverker Widgren eingezimmert wurde. Interessant ist dabei die Struktur der beiden vom Demo übernommenen Songs: Der erste war schon damals als „A New Dawn Part 1“ untertitelt worden, also muß zumindest die Idee für eine größere Saga schon damals entstanden sein. Besagte Saga ist nun hier in der Tracklist nicht explizit mit „A New Dawn“ übertitelt, da statt dessen das ganze Album so heißt und die Saga nur bis zu Track 6 geht, die hinteren sieben also nicht zu ihr gehören, und unter denen findet sich mit „As They Sleep Behind The Horizon“ dann auch der andere vom Demo übernommene Track. Als verbindendes Scharnier zwischen den beiden Teilen des Albums fungiert dabei das nur einminütige Hörspiel „Vikingagillets Kväde“, der erste der sieben Nicht-Saga-Tracks, nachdem „Posterity: Eleannas Prophecy“ den Sechsteiler abgeschlossen hat, in dem es um eine Fantasygeschichte aus dem Land der Elben geht, wobei fast jeder Track im Booklet durch eine eigene Illustration im Stile einer Radierung und einige zusätzliche Worte erläutert wird. Erkenntnis des Bildes von „Melhínis Death“: Von der Ohrenform abgesehen haben weibliche Elben menschliche Attribute und sind, in einem Seerosenteich stehend, ausgesprochen sexy ...
Bleibt nun natürlich immer noch die Frage, welche Sorte Musik Sadauk denn spielen. Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, aber die große Schublade Symphonic Metal paßt jedenfalls erstmal, wobei die Band in der Saga allenfalls auf gehobenes Midtempo geht, zumeist aber relativ weit unten lagert und Drummer Henrik Aberg gerne mal einen geradlinig stampfenden Beat legt, wobei trotzdem eine Grundvielfalt erhalten bleibt. Ansonsten sind Sadauk schwer zu klassifizieren, sieht man von „Posterity: Eleannas Prophecy“ ab, das auch auf die beiden letzten Godgory-Alben gepaßt hätte. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands der Schublade Symphonic Metal hören wir hier allerdings keinen traditionsmetallischen hohen Gesang und auch kein breites episches Organ, sondern einen Death-Metal-Sänger, der seine Growls allerdings relativ hoch ansetzt, ihnen damit eine helle Klangfarbe verleiht und sich einem Punkt nähert, den Clifford Crabb von den Südafrikanern Agro von der anderen Seite aus erreicht, wobei das Forthcoming-Werk besagter Band durchaus einige Parallelen zu A New Dawn aufweist. Sadauk-Vokalist Joppe Crambert bekommt allerdings Verstärkung durch Therése Thomsson, die an eine leicht operatischere und nicht so nasale Version von Anette Olzon erinnert, wohingegen Sadauk ansonsten wenig mit Nightwish gemein haben – dass die Orchestertürme von „Melhínis Death“ 1:1 auf ein mittelfrühes Nightwish-Werk gepaßt hätten, dürfte purer Zufall sein. Bombast findet in der knappen Stunde Musik durchaus seinen Platz, wird allerdings klug dosiert, und Keyboarder Jesper Johansson weiß sein Instrument auch vielseitig einzusetzen, wenn er etwa im Intro von „As They Sleep Behind The Horizon“ eine Art Spieluhrsound imitiert. In „Epitaph: Funeral Among Roses“ tritt sogar noch eine echte Pfeifenorgel hinzu, gasthalber eingespielt von Joakim Wanzelius und aufgenommen von Stefan Östlund, der offensichtlich zur alten Besetzung gehörte, hier aber nur noch gasthalber als Bassist auf zwei Songs mitspielt. Als weiteren Gast, der die Gesangsvielfalt noch verstärkt (auch der heutige Bassist Daniel Tillberg singt zwei Songs mit, und die Frage ist nun auch noch, wer die gelegentlich auftauchenden gemäßigten Black-Metal-Vocals beisteuert – aber das könnte auch Crambert selber sein), kommt in „Tears Of The Sun“ Mats von Ereb Altor zum Zuge – und das ist auch eine alte Nummer, denn so hieß das unveröffentlichte Demo von 1999. Hier gibt es dann also auch männlichen epischen Cleangesang, und der nur reichlich dreiminütige Song beginnt balladesk, wird dann aber zum Bombastdoom, der gar nicht so weit von Ereb Altor entfernt liegt (okay, die weiblichen Backings muß man sich da natürlich wegdenken) und abermals auch nicht so sehr weit entfernt von Godgory. Generell fällt allerdings auf, dass die nicht zur Saga gehörenden Songs etwas variabler zu Werke gehen: „Sailing Away“ baut auf folklastigen Themen auf, „Who Is King In Paradise“ entwickelt trotz ebenfallsiger weitreichender Begrenzung auf gehobenes Midtempo schon vor den gegen Ende auftauchenden schnelleren Stakkati mehr Zug zum Tor als die Saga, und „As They Sleep Behind The Horizon“ enthält ein klassisches melodicspeediges Solo, wie man es beispielsweise von Insania Stockholm gerne gehört hat, der Band von Jim Nehl, dem Bruder von Sadauk-Gitarrist Mats Nehl. „Hourglass“ entwickelt sich nach Antäuschen einer Ballade gar noch zum speedlastigsten Song der Platte, wenngleich sich auch hier das bevorzugte Midtempo mit einmischt. Das wieder breit-epische, knapp siebenminütige „Sage And Jester“ mit seiner sehnsuchtsvollen Gitarrenarbeit beendet ein interessantes Album, das all denjenigen gefallen könnte, die Wuthering Heights schätzten, aber deren Bombastfaktor zu stark ausgeprägt fanden und nicht zwingend auf Speedtempo erpicht sind – und wer schon lange (und vermutlich vergeblich) wartet, dass Agro nochmal was veröffentlichen, der könnte mit A New Dawn eine passende Ersatzdroge finden. Nur vom eher einfallslosen Cover sollte man sich nicht abschrecken lassen.



Roland Ludwig

Trackliste

1Overture: Ancient Lithdor2:44
2Act 1: Melhínis Death5:39
3Act 2: Cursed Land5:49
4Act 3: Battle A God5:42
5Epitaph: Funeral Among Roses2:00
6Posterity: Eleannas Prophecy3:48
7Vikingagillets Kväde1:03
8Sailing Away4:53
9As They Sleep Behind The Horizon7:39
10Tears Of The Sun3:17
11Who Is King In Paradise5:36
12Hourglass4:21
13Sage And Jester6:58

Besetzung

Joppe Crambert (Voc)
Therése Thomsson (Voc)
Mats Nehl (Git)
Henrik Snickars (Git)
Jesper Johansson (Keys)
Daniel Tillberg (B)
Henrik Aberg (Dr)
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