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Ordinary Man
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Jedem gefällt dieses Album. Sogar Cheffe Norbert.. Nur mir nicht. Mal wieder. Eigentlich immer. Grummel... War wohl die Vorfreude zu groß! Ozzy Osbourne ist eine Legende. Wenn eine neue Platte des Prince Of Darkness erscheint, freut man sich wie Bolle, bevor man auch nur einen Ton gehört hat – einfach nur, weil es Ozzy ist! Man freut sich so sehr, dass man dafür andere, bessere Releases links liegen lässt (nur um sich hinterher so sehr darüber zu ärgern, dass man sich bei den „Leidtragenden“ Psychotic Waltz und Conception in Gedanken entschuldigt). Man freut sich wider besseres Wissen, angesichts der Tatsache, dass der letzte Klassiker des Madman vor 29 Jahren erschienen ist und die Wahrscheinlichkeit, noch einmal einen Longplayer von der Qualität von No More Tears auf die Reihe zu kriegen, nüchtern betrachtet bei Null liegt.
Andererseits: Ich hab´s mir ja selbst ausgesucht! Das erste Anhören war jedenfalls noch nicht mal ganz durch, da stand auf meinem Zettel: „Fast keine Dynamik“. Natürlich waren hier bis in die hinterste Studio-Ecke Spitzenleute am Werk, ganze Legionen davon, vor allem exzellente Musiker, aber das nützt alles nichts, wenn... Wie erkläre ich das am besten? Vielleicht so: Ich will ausdrücklich NICHT, dass Ozzy seine Vergangenheit aufwärmt oder sich wiederholt. Nur kippen nicht alle, aber viele Songs von seinen Alben mit Randy Rhoads und Jake E. Lee selbst nach Jahrzehnten immer noch ganze Wagenladungen von dem über mir aus, was ich hier vermisse. Wie damals beim ersten Mal. Darauf braucht man bei KEINEM der elf neuen Songs zu hoffen, erst recht nicht dauerhaft. Der Song Ordinary Man von Triumph – der mir einfällt, weil ich ihn seit jeher mit diesem Titel assoziiere – ist ebenfalls bis zum Bersten damit gefüllt. Was ich meine? Ganz einfach: Dieses Feuer. Dieses Fiebrige. Diese von den Rockgöttern austarierte Kombination aus Kraft und Melodie, mit geschmeidiger Eleganz als Bindemittel. Einfach... Magie! Vergleicht man das Stück des kanadischen Trios mit dieser Platte, geht einem ein ganzer Lichterkranz auf! Mir fehlt hier einfach zu viel, um mit Ordinary Man warm zu werden.
Norbert hat natürlich recht; “Eat Me“ z.B. erinnert an Black Sabbath. Da schreckt man regelrecht aus der Lethargie auf, in die man vor lauter Spannungsarmut verfallen ist, aber das sind jeweils nur kurze, flüchtige Momente, die sofort wieder vorbei und vergessen sind. Vom Winde verweht!
Als einziger Lichtblick bleibt nach mehreren, immer verzweifelter werdenden Hördurchgängen das fast punkige „It´s A Raid“ übrig. Direkt danach sorgt der völlig belanglose Abschluss “Take What You Want“ für einen nicht für möglich gehaltenen Tiefpunkt und verständnisloses Kopfschütteln beim Rezensenten. Deplatziert und ganz, ganz schwach!
Trotz des Erfolges – Platz 2 in den deutschen Charts –, der rassigen (aber auch nicht überragenden) Gitarrenarbeit von Produzent Andrew Watt und der therapeutischen Wirkung für Osbourne selbst scheitert der so klar und verständlich wie nie singende Ozzy mit Ordinary Man musikalisch letztlich vor allem an seiner eigenen Legende.
Michael Schübeler
Trackliste
1 | Straight To Hell | 3:46 |
2 | All My Life | 4:18 |
3 | Goodbye | 5:34 |
4 | Ordinary Man (Feat. Elton John) | 5:02 |
5 | Under The Graveyard | 4:57 |
6 | Eat Me | 4:19 |
7 | Today Is The End | 4:06 |
8 | Scary Little Green Men | 4:21 |
9 | Holy For Tonight | 4:52 |
10 | It´s A Raid | 4:21 |
11 | Take What You Want | 3:50 |
Besetzung
Andrew Watt (Guitar)
Duff McKagan (Bass)
Chad Smith (Drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |