Reviews
San Francisco 1977
Info
Musikrichtung:
R&B
VÖ: 27.03.2020 (RockBeat Records) Gesamtspielzeit: 157:30 Internet: https://www.in-akustik.de/ http://www.rockbeatrecords.com/ |
Eigentlich sind beste Voraussetzungen für eine hervorragende Platte gegeben. Mit Big Joe Turner haben wir hier einen berühmten und wichtigen Shouter und mit der Begleitband um den Gitarristen Michael Bloomfield sicher ein versiertes Team.
Big Joe Turner, der von 1911 bis 1985 unter uns weilte, stammt aus Kansas City und war einer der wohl wichtigsten Sänger des Rhythm & Blues, und wollte man dem Songwriter Doc Pomus Glauben schenken, dann hätte es Rock’n’Roll ohne Turner nie gegeben. Beweisen könnte man das durchaus mit der ersten Version von "Shake, Rattle And Roll", der dann erst von Bill Haley & His Comets zum Riesenerfolg geführt wurde. Aber Joe’s Version ist mir bis heute wesentlich lieber! Nun, das alles kann Jede/r sicher auf seine Weise beurteilen. Was für mich Fakt ist, das der Mann Hervorragendes geleistet hat.
Und das startete nicht erst in den Fünfzigern, sondern bereits seine frühe Zusammenarbeit mit dem Boogie Woogie-Pianisten Pete Johnson trug großartige Früchte. Denn bereits das 1938 eingespielte "Roll 'Em Pete" könnte man bereits als einen Vorreiter des Rock’n’Roll einstufen… Doch, nun, mit dieser bisher unveröffentlichten Aufnahme eines Konzerts aus dem Palms Cafe in San Francisco, befinden wir uns im Jahre 1977, genauer gesagt, schreiben wir den 6.März des Jahres. Während jener Jahre hatte sich der Sänger auf Jazz und Blues konzentriert, und war noch relativ aktiv. Doch leider wiederholten sich oft die bekannten Hits vornehmlich aus den Fünfzigern, in neuen Interpretationen, viele Impulse gingen von Turner nicht mehr wesentlich aus.
Und so sind die dreiundzwanzig Songs auf den beiden CDs der Veröffentlichung San Francisco 1977 letztlich auch eine Aneinanderreihung bekannter Titel, “Flip, Flop And Fly“, “TV Mama“ (einst mit Elmore James eingespielt), “Chains Of Love“ und natürlich “Shake, Rattle And Roll“. Hinzu kommen beliebte Songs aus Rhythm & Blues und Blues, allesamt dürften sie bekannt sein.
Und wenn man dann die Originale kennen und lieben lernte, dann wirken diese live eingespielten Neuaufnahmen nicht mehr so frisch und unverbraucht. Und dazu muss ich leider feststellen, dass die gewisse Magie zwischen den Musikern und dem Protagonisten nicht unbedingt durchgehend vorhanden ist. Mitunter klingt das leider wie ein heruntergespultes Pflichtprogramm. Bass und Schlagzeug klingen austauschbar und sehr statisch, der unbekannte Saxofonist spielt relativ uninspiriert, und lediglich Mark Naftalin am Piano(das bisweilen ein wenig verstimmt klingt) und Michael Bloomfield sind die wahren Stars der Band. Doch während die Band eher im Soundgeflecht des bleichgesichtigen Blues‘ angesiedelt ist, singt Joe seinen ganz eigenen Stil, und mitunter habe ich das Gefühl, dass eine Synthese der Stile nicht immer stattfindet. Oftmals fehlt der Musik auch der notwendige Swing, “Corrine, Corrina“ wirkt zum Beispiel ein wenig steif und wirkt nicht überzeugend.
Was dennoch bleibt, ist der unterhaltende Effekt, und sicher ist die Musik keine so schlechte, auch der Livesound ist zufrieden stellend, doch meine Kritik konzentriert sich letztlich darauf, dass man Joe Turner für seine Show möglicherweise nicht die passende Band für die Gesamtheit der Songs zur Verfügung stellte. Denn der Mann als Shouter ist gut, ist voller Kraft, die sich nicht unbedingt auf die Begleiter ansteckend auswirkte. Doch ich muss auch anmerken, dass sich dieser Zustand im Laufe des Konzerts ein wenig änderte. Denn mit der CD 2 wird die Atmosphäre doch tatsächlich lebhafter, und auch die Bluestitel lassen Sänger und Band dann auch besser verschmelzen, sehr gut gelungen in diesem Zusammenhang ist “When The Sun Goes Down“.
Anzumerken sei noch, dass Big Joe Turner 1987 posthum zu Recht in die “Rock And Roll Hall Of Fame“ aufgenommen wurde.
Trackliste
1 The Night Time Is The Right Time
2 Flip Flop And Fly
3 Honey Hush (Hi Ho Silver)
4 T.V. Mama
5 Chains Of Love
6 Corrine, Corrina
7 I Hear You Knocking
8 How Long Blues
9 Give Me An Hour In Your Garden
10 Shoo Shoo Boogie Boo
11 Early One Morning
Disc 2:
1 Everyday I Have The Blues
2 Medley: I've Got A Pocketful Of Penciles / I Want My Baby To Write Me
3 Ain't Gonna Be Your Lowdown Dog
4 Stormy Monday Blues
5 When The Sun Goes Down
6 Morning, Noon And Night
7 Hide And Go Seek
8 Shake, Rattle And Roll
9 The Things I Used To Do
10 Chicken And The Hawk
11 On My Way To Denver Blues
12 Write Me A Letter
Besetzung
Michael Bloomfield (guitar)
Mark Naftalin (piano)
Pat Campbell (bass)
Bob Scott (drums)
Unknown (sax)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |