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Reviews

Luzbel

El Tiempo De Odio


Info

Musikrichtung: Metal

VÖ: 24.07.2016

(Sade)

Gesamtspielzeit: 61:01

Internet:

http://www.facebook.com/luzbeloficialmexico
http://www.facebook.com/saderecords

Luzbel zählen zu den Pionieren des mexikanischen Heavy Metal. Gegründet 1982 von Gitarrist Raúl Fernández Greñas, der in England auf den Geschmack gekommen und dort bei einer Band namens Red aktiv gewesen war, erspielte sich die nach seiner Rückkehr ins Leben gerufene Formation bald einen gewichtigen Stand in ihrer Heimat und veröffentlichte etliche Alben, schaffte es allerdings nicht, diese Popularität in internationalem Maßstab auszubauen, jedenfalls nicht in der nichtspanischsprachigen Welt. Diverse Auflösungen und Reunions folgten, und letztlich kam es zu der kuriosen Situation, dass Arturo Huizar, der in den Mittachtzigern bei der Band gesungen hatte, eine neue Formation unter dem Namen Luzbel zusammenstellte, allerdings ohne Greñas, der die Rechte am Bandnamen hält und Huizar in der Folge dessen Verwendung untersagte, so dass dessen Formation nunmehr als Lvzbel firmiert. Greñas selbst rief einige Jahre später, anno 2012, selbst eine neue Luzbel-Besetzung zusammen und spielte 2016 das vorliegende Album El Tiempo De Odio ein, von dessen Quartett allerdings mittlerweile außer ihm selbst nur noch der Drummer übriggeblieben ist und die Positionen am Baß und am Frontmikrofon neu besetzt wurden.
Musikstilistisch braucht der Luzbel-Altanhänger keine Experimente zu befürchten – oder fast keine: Greñas weiß durchaus, dass wir nicht mehr 1985 schreiben, und legt seine Songs daher etwas vielschichtiger an, frönt also nicht mehr unbedingt der klassischen Songwriterschule, eine (1) Idee auch zu einem (1) Song auszuarbeiten, auch wenn er intelligent genug ist, den einzelnen Ideen genug Luft zum Atmen, also Platz zur Entwicklung zu geben, obwohl die Songs mit einem Durchschnitt von knapp viereinhalb Minuten durchaus keine Überlänge haben. Aber schon die Kombination zweier verschiedener Speedtempi im Opener „Destino Final“ weiß nach einer kurzen Gewöhnungsphase zu überzeugen, zumal Greñas in den Solopassagen zaubert, als gäbe es kein Morgen (was der Songtitel ja auch schon andeutet), und das setzt sich trotz enormer Tempovielfalt auch durch die ganze Stunde Musik hin fort. In „Del Infierno“ tritt eine gruselige Hammondorgel hinzu, und das ist auch einer von mehreren Songs, wo neben dem genreimmanenten hohen Klargesang auch kreischende Vocals zu hören sind, wobei unklar bleibt, ob Hauptsänger Mike de la Rosa diese gleichfalls beisteuert oder aber einer der beiden im Booklet für die Backings genannten Musiker aktiv wird, also entweder Greñas selbst oder sein Bassist Víc Nava y Mata, der in „Vas A Gritar“ auch als Songwriter in Erscheinung tritt, während das ansonsten der Job von Greñas ist, und zwar in zwölf von dreizehn Fällen der von Raúl, während für „Donde Ya Te Olvidé“ ein Leopoldo F. Greñas angegeben ist. Dieser Song und auch der des Bassers unterscheiden sich allerdings kaum von der vorherrschenden Linie des Albums (okay, der des Bassers tendiert ein wenig gen Glenn Hughes in metallisierter Form, an den sein Schöpfer kurioserweise auch optisch etwas erinnert) – aus dem strukturellen Rahmen fallen drei andere: das furiose Instrumental „Psicosis“, das sich mit dem Ausbruch von Richard Chase befaßt, die gekonnte Halbballade „Gitana“ und „Entre El Humo Y El Adiós“ mit seinem bluesrockigen Touch, den es allerdings gekonnt mit dem vorherrschenden Traditionsmetal verbindet. Greñas weiß indes auch in seiner Gitarrenarbeit durchaus für Vielfalt zu sorgen, ohne deshalb das Material zu verwässern: Sowohl die orientalischen Anklänge im Titeltrack als auch die barocke Sequenz in „Sagrado Grial“ fügen sich harmonisch in ihre Umgebung ein, wobei der Titeltrack auch noch durch seine Akustikgitarrenarbeit auffällt, also beinahe als vierter aus dem strukturellen Rahmen fallender Song durchgehen würde, womit wir am Beginn der zweiten Albumhälfte also gleich alle „Sonderlinge“ vereint hätten, bevor es mit „Satanás“ wieder ans „Normalprogramm“ geht. Aber so ganz normal sind Luzbel ja sowieso nicht – auf die Idee, den jeweiligen ersten Buchstaben der Songtitel beim Abdruck der Texte im Booklet als Initial zu behandeln und mit einer holzschnittartigen Zeichnung auszustatten muß man im Traditionsmetal erstmal kommen. Wie in der Bandgeschichte üblich sind die Texte in Spanisch verfaßt, wobei Greñas hier die Verantwortung mehrfach abgetreten hat, auch bei „Satanás“, hier an seinen Bassisten, der wiederum in der Dankesliste auch Gott führt und das offenbar nicht ironisch meint. Der besagte Song beginnt im Doomtempo, fügt einige Effekte hinzu und kombiniert das letztlich noch mit einigen heftigen Speedausbrüchen, die eingangs erwähnte Schilderung der Ideenkopplung nochmals sehr deutlich unterstreichend. Das abschließende „Todo Fue Un Engaño“ ist kein achtminütiges Epos, sondern einer der üblichen Vierminutentracks, ein ziemlich ideenreicher und mit einem glockendurchwirkten Doompart endender übrigens, an den sich nach ein paar Sekunden Pause noch ein namenloses und sehr hübsches Akustikgitarreninstrumental anschließt. So endet eine interessante Stunde Musik, die dem gemeinen Traditionsmetalanhänger ein wenig Erschließungsarbeit abverlangt, aber die Mühe durchaus lohnt, wenngleich man auch nach mehreren Durchläufen feststellt, dass eher wenig im Langzeitgedächtnis hängenbleiben will – vielleicht spielt da beim Rezensenten auch die Sprachbarriere mit rein, denn trotz zweier einwöchiger Mallorca-Urlaube (mit diversen Bergbesteigungen!) ist ihm die spanische Sprache weitestgehend fremd geblieben. Aber auch so ist die Dichte eingängiger Refrains oder sonstiger merkfähiger Passagen nicht gerade groß, überraschenderweise mit Ausnahme des Themas des namenlosen Akustikinstrumentals. Also muß man sich das Material der auf hohem Soundstandard stehenden Aufnahme mit Geduld erschließen und sollte dazu ein traditionsmetallisches Herz und zugleich einen Sinn für Neues mitbringen. Strukturelles Detail am Rande: Zumindest beim Exemplar des Rezensenten besteht das Booklet nur aus einer Klappkarte, auf deren innerer Doppelseite ein Bandfoto prangt, während Lyrics und Danksagungen auf einem gesonderten Leporello eingelegt sind.



Roland Ludwig

Trackliste

1Destino Final3:53
2Aúlla3:45
3Donde Ya Te Olvidé3:37
4Mienten4:20
5Del Infierno3:50
6Sagrado Grial3:45
7El Errante4:42
8Entre El Humo Y El Adiós3:18
9El Tiempo De Odio4:01
10Psicosis4:09
11Gitana4:42
12Satanás4:15
13Vas A Gritar4:49
14Todo Fue Un Engaño7:47

Besetzung

Mike de la Rosa (Voc)
Raúl Fernández Greñas (Git)
Víc Nava y Mata (B)
Jorge Curiel (Dr)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger