Reviews
Split-CD
Info
Musikrichtung:
Christlicher & jüdischer Oi!-Punk
VÖ: 29.11.2004 (Impact) Gesamtspielzeit: 28:12 Internet: http://www.jesusskins.org |
Als ich vor einigen Monaten die Debüt-CD der Jesus Skins besprochen haben, dachte ich, dass eine christliche Skinhead-Band kaum noch zu toppen ist. Mit dieser Split-CD beweisen die Hamburger Jungs das Gegenteil. Mit am Start sind Jewdriver, ein Truppe jüdischer(!) Skinheads aus Kalifornien.
Die Jesus Skins bieten was man von ihnen gewohnt ist, dreckigen Oi!-Punk, der so richtig fett nach Schweiß, Bier und Pisse riecht. So soll es sein, so muss es sein. Der alte Slime-Refrain “All Cops are Bastards“ wird im Opener dann auch sofort in “Alles Christen, alles breit“ umgedichtet. Textlich haben sich die Hamburger etwas beruhigt. Die Gewaltandrohungen gegen Heiden und Satanisten sind verschwunden, auch wenn weiterhin kein Zweifel daran gelassen wird, was man von ihnen hält. Diplomatie ist weder ein Ziel noch eine Stärke der Skins. Dafür tauchen neue Themen auf: eine extrem unkritische Bejahung der Kirche (“Kirche ja“) und ein ebenso deutliches Ja zu einer sehr restriktiven Sexualmoral (“Kein Sex vor der Ehe“).
Für die Spilt-CD haben sich die Jesus Skins mit allerlei Gastsängern und -Musikern verstärkt. Der populärste darunter ist sicher Chef-Arzt Bela B. bei der nicht sonderlich frommen Schlussstrophe von “Für immer Christ“. Nett auch das Westernhagen-Cover ”Jesus Christus” auf der Melodie von “Johnny Walker“.
”I’m a stupid Jew, and you are stupid too. Why don’t we get together and start a stupid Crew,” dichten die Jewdriver in ihrer Bandyhmne ”Jewdriver Anthem. Was für die Jesus Skins ist, ist für die Jewdriver Cherry Manischewitz, “our offical Drink“. Und der hat bei der Entstehung von Band und Texten offensichtlich einen Gutteil beigetragen.
Im Vergleich zu den Skins sind die Amis rauer. Dass man in den frühen Tagen mit den damals noch unbekannten Green Day, Rancid und Neurosis gespielt hat, hinterlässt Spuren. Der Oi!-Punk, der bei den Deutschen mal in Richtung Deutschpunk geht, bekommt hier eher eine Hardcore Schlagseite. Die Texte sind auch etwas siffiger. Die Sexualmoral wird bei den Amis mit Zitaten wie “Shiksa blowing my Shofar“ etwas großzügiger angelegt (”Jewdriver Anthem). Und der Rabbi muss sich deutlichen Widerspruch gefallen lassen (“Don’t jew me“).
Für OI!-Punks ohne Scheuklappen und tolerante Christen mit Sinn für zweifelhaften Humor eine äußerst spaßige Angelegenheit, die es lediglich etwas schwer macht das - zumindest bei den Jesus Skins - sehr ernst gemeinte missionarische Anliegen wirklich ernst zu nehmen.
Trackliste
1 A.C.A.B. (1:29)
2 Kirche ja (2:12)
3 Glaubensbekenntnis (2:34)
4 Jesus Christus (2:36)
5 Religion (2:52)
6 Kein Sex vor der Ehe (Ein moralisches Lied) (1:52)
7 Für immer Christ (3:15)
Jewdriver - Hail the Jew Gong
8 Don't jew me (1:55)
9 Jewdriver Anthem (2:09)
10 Hail the Jew Gong (2:19)
11 Our Blame is goyim Glee (2:02)
12 Pastramí on Rye (1:21)
13 Bagel Song (in deutsch) (1:36)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |