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Reviews

V.A.

Pipers Of The World Volume 2 - Highland Saga


Info

Musikrichtung: Folk-Pop-Fusion

VÖ: 31.01.2020

(Artemis)

Gesamtspielzeit: 42:01

Internet:

https://www.highlandsaga.com/
https://www.pipers-of-the-world.com/
https://www.gordeonmusic.de/

Von Schottland haben viele so eine ganz bestimmte romantische Vorstellung. Wer einmal dort war, wird sich ein eigenes Bild hat machen können. Es ist nicht nur Romantik, die den Alltag prägt, das Leben ist teils so hart geblieben, wie es einst war, als sich die „Barbaren“ nördlich des Hadrianswalls gegen Angreifer wehren mussten. Und in jene Zeit fällt dann auch das, was den verklärenden geschichtlichen Hintergrund ausmacht. Denn Schottland ist teils gelebte Geschichte, viele Menschen zehren noch immer von dem, was einst den Kampf gegen die Feinde prägte. Ausgeprägter Nationalstolz, das Festhalten an Geschichten aus der Geschichte, Geschichten, die sich in der Folklore niederschlugen. Herzergreifende Musik, die erzählt von den Dramen der Vergangenheit, von Kämpfen, von Hunger, von Auswanderern, von unerfüllter Liebe und von Tod und Kummer.

Das sind Songs, die können ganz gewaltig auf die Tränendrüse drücken, aber letztlich kommt es auch darauf an, wie sie dargeboten werden, wie sie teilweise überzogen und überfrachtet alles in ein Licht rücken, dass die Wahrheit verzerren kann und dem nicht gerecht wird, wovon gesungen wird. Die Highland Saga ist ein Projekt von Alasdair Hutton, der die legendäre Stimme des "Royal Edinburgh Military Tattoos" ist, und des langjährigen königlichen Musikkapellmeisters Major Jason Griffiths, der u.a. für das "Royal Edinburgh Military Tattoo" und zahlreiche royale Veranstaltungen des Königshauses verantwortlich zeichnet und diese dirigiert.

Zusammen haben sie eine musikalische Zeitreise geschaffen, die den Zuschauer ins schottische Hochland entführt. Dieses geschieht mit Unterstützung der “Pipers Of The World“, einer sogenannten "Massed Band" aus Musikern aus aller Herrenländer. Angetrieben vom Klang der Bagpipes und einer gemeinsamen Vision, vereint das Projekt Piper und Drummer in einem multikulturellen Konzept auf einer gemeinsamen Bühne für ein breites Publikum, dazu spielt eine Band um den einstigen kurzzeitigen Gitarristen von Clannad, Ian Melrose. Und das geschieht genauso, wie man es am besten verkaufen kann für dieses breite Publikum, mit einem recht aufgeblähtem Blick auf die Musik der reichen Geschichte des Landes.

Pipers Of The World Volume 2 - Highland Saga, ja, das ist bereits der zweite Teil dieser Vorstellung vieler Lieder der schottischen Musikgeschichte, vierzehn an der Zahl. Dabei startet das Album ganz anders, mit einem Song, der sich anlehnt an Pachelbels berühmten Barockkanon (von Canone per 3 Violini e Basso), dazu die herzzerreißenden Pipes und verhallten Gesang à la Enya, nun, wenig Folklore, viel Plüsch für die Masse, enttäuschend, aber schön klingend.

“The Bonnie Banks o’ Loch Lomond”, nun, wer sich diesen wunderschönen Song mittlerweile zu Eigen gemacht hat als Hymne für die schottische Band Runrig, der dürfte von dieser Version nicht sehr erbaut sein. Hier schwingt ganz viel Popmusik mit, aber außer des Gesanges wenig Folklore und wenig Ausdruck hinsichtlich der hinter dem Song liegenden Dramatik. Und so geht es eigentlich munter weiter. Jeder Song ist hübsch verpackt, aber letztlich vielfach seines jeweiligen Inhalts und Aussage beraubt.

Gelegentlich gibt es ein wenig positive Ausnahmen, wie beim “Skye Boat Song“, Teil der Geschichte um Bonnie Prince Charlie nach dessen Niederlage in der Schlacht von Culloden im Jahre 1946. Ella Roberts singt wunderschön, Akkordeon und Geige begleiten sehr stimmungsvoll, die Keyboard-Auskleidung hätte man sich sparen sollen, ein echtes Streichorchester wäre sicher ausdrucksstärker gewesen. Hier sorgen natürlich auch die massiven Pipes für einen eindrucksvollen Klangteppich.

Mit “Run The Gauntlet“ hat man versucht, Rock und Bagpipes zu kombinieren, auch das klingt ganz nett, aber lau im Vergleich zu dem, was zum Beispiel die Red Hot Chilli Pipers aus einem solchen Ansatz gemacht haben, die Burschen wirbeln wie ein Orkan, hier ist es allenfalls ein stürmischer Wind. Klar, und solche Schlachtrösser wie “Auld Lang Syne“ und “Amazing Grace“ dürfen nicht fehlen, aber über die Gestaltung als wohlgefällige Songs kommen die Version auch nicht hinaus, allenfalls sind es auch hier die Pipes, die den dicken Hauch der Authentizität in die Lieder blasen.

Letztlich sehe ich es so, dass hier ein Bild von Schottland geschaffen wird, dass einerseits zwar Lieder in einem schönen und geschliffenen Gewand zeigt, aber andererseits auch blendet mit einem Wohlklang, der die Seele nicht wirklich berührt, weil aus meiner Sicht viel künstlich klingende Elemente das echte Bild zerstören, denn zu fast jedem Song könnte ich Beispiele von Versionen nennen, die wirklich das Herz berühren und die Seele erbeben lassen. Bei hier rührt sich bei der Musik dieser Platte wenig, außer, wenn die Pipes ertönen, damit kann man nicht viel falsch machen.

Schließlich sehe ich es als nicht als hundertprozentig gelungen an, die Natur und Atmosphäre der Highlands und der Islands musikalisch so umzusetzen, als würde man damit ein Abbild dieser Atmosphäre geschaffen zu haben, nur mit dem Spielen der vielen ergreifenden Melodien ist es nicht getan. “For Auld Lang Syne”, der alten Zeiten zuliebe, hätte die Musik jener Tage mehr Zärtlichkeit, mehr Emotion und mehr Leidenschaft verdient, nicht nur diese teils schwülstige Pathetik.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Highland Saga Canon feat. Maeve Mackinnon & Ella Roberts (3:30)
2 The Bonnie Banks o’ Loch Lomond feat. Maeve Mackinnon (5:14)
3 Sailor’s Hornpipe (3:52)
4 Skye Boat Song feat. Ella Roberts (3:54)
5 Run The Gauntlet (4:37)
6 The Water Is Wide feat. Maeve Mackinnon & Ella Roberts (2:58)
7 Auld Lang Syne feat. Maeve Mackinnon & Ella Roberts (3:29)
8 Amazing Grace feat. Maeve Mackinnon & Ella Roberts (3:37)
9 Dream Theme feat. Maeve Mackinnon & Ella Roberts (4:23
10 My Bonnie Is Over The Ocean feat. Ella Roberts (3:27)
11 Scotland The Brave (1:21)
12 Black Bear (1:38)

Besetzung

Ulysses MacKenzie (creative director)
Major Jason Griffiths (senior director of music)
Alasdair Hutton (consultant)
Maeve Mackinnon (vocals)
Ella Roberts (vocals)
Ian Melrose (acoustic and electric guitars, whistles)
Corvin Bahn (piano, keyboards, programming)
Ronald A Bromhead (Pipe Major) (Highland bagpipes)
Billy Jordan (drum major)
Ben Muir (Highland bagpipes)
Callum Moffat (Highland bagpipes)
Neil Johnston
(Highland bagpipes)
Scott L.W.Barrie (Highland bagpipes)
Tomoki Hayashi (Highland bagpipes)
Mick Loos (uillean pipes)
Russel Esler (marching snare)
Simon Pauli (bass guitar)
Ingolf Kurkowski (drum kit, percussion)
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