Reviews
The End Machine
Info
Musikrichtung:
Hardrock
VÖ: 22.03.2019 (Frontiers / Soulfood) Gesamtspielzeit: 56:45 Internet: http://www.facebook.com/TheEndMachine |
Auch wenn mir im eher technischen Bereich an der Grenze zum Shredding Akira Takasaki, Jake E. Lee zu Ozzy-Zeiten oder Warren DeMartini noch besser gefallen, gehört George Lynch zweifellos zu den ganz Großen an der Sechssaitigen. Vor allem hat er einen absolut einzigartigen, unverwechselbaren Ton, egal ob man eine Platte von Dokken, Lynch Mob oder KXM auflegt. Die ganze Palette ist eh so groß, dass man leicht den Überblick verlieren kann, und nun kommt mit The End Machine sogar noch eine weitere Formation dazu. Dabei handelt es sich um nichts anderes als Dokken mit anderem Sänger, denn mit Lynch, Jeff Pilson als Bassist und Produzent und Mick Brown an den Drums haben sich drei Viertel des klassischen Dokken-Line-Ups zusammengetan. Der Sänger ist zwar nicht Don Dokken, aber mit Robert Mason trotzdem ein alter Bekannter: Der Warrant-Frontmann hat auch das zweite, selbstbetitelte Album von Lynch Mob eingesungen.
Für mich war der Gesang auf jedem Dokken-Output der Schwachpunkt – mit einer Ausnahme. Von daher sind The End Machine nicht nur Dokken mit anderem, sondern vor allem mit besserem Sänger! Masons rauere Vocals mit dezenter Blues-Note und der ausgeprägte Groove der 11 Songs lassen praktisch vom ersten Moment an das heute leider ziemlich in Vergessenheit geratene Dokken-Album Dysfunctional denken. Das ist zudem wegen des wahnsinnig starken, obendrein homogen zusammenwirkenden Materials und Dons tieferem Gesang meine Lieblingsplatte von Dokken und die gerade erwähnte Ausnahme. Damit hat The End Machine bei mir gleich bessere Karten als bei vielen anderen, die mit dieser Platte nicht viel anfangen können.
Das liegt zu einem großen Teil am unspektakulären Start: “Leap Of Faith“ und “Hold Me Down“ grooven zwar klasse, haben jedoch auf den ersten Blick nicht das Besondere, das man bei den Namen der Beteiligten erwartet. Tja, und genau das ist der Fehler! Sie haben es nämlich doch, aber man muss die Stücke gut kennen und entsprechend oft hören, um es freizulegen. Bis dahin ist Mason der Star, und er genießt es. Wie er kraftvoll und variabel Gefühle transportiert, dann der natürlich-satte Drumsound dazu... Da stört es mich nicht, dass Lynch songdienlicher denn je spielt. Es gefällt mir im Gegenteil richtig gut! Er brilliert auch so, wie bei den Songs muss man nur genauer hinhören. Und das macht beim ersten Durchlauf normalerweise keiner, denn da geht es zunächst um den Gesamteindruck. Wenn der nur so lala oder sogar nicht gut/schlecht ist, hat man keine Lust mehr, sich näher damit zu befassen. Natürlich kann sich dabei der erste Eindruck verbessern, aber wie wahrscheinlich ist das?
Zunächst war ich der Meinung, die Gruppe hätte den schnellsten Song “Ride It“ an den Anfang stellen sollen. Mit seinen sich steigernden Soloparts und dem tollen Akustik-Break sticht er beim ersten Kontakt einfach am stärksten heraus! Aber der Rest taucht erst klein im Rückspiegel auf und rückt dann mit Riesenschritten immer näher: Mit den Groove-Monstern “No Game“ und “Bulletproof“ (bei dem obendrein mal wieder kurz die Akustische ausgepackt wird) bekommt man einen amtlichen Doppelschlag verpasst. Dann sind da die mit leichter Hand inszenierten Epen “Burn The Truth“ und “Sleeping Voices“, die so gar nicht komplex wirken und einen ganz tief drinnen packen. Und die Wirkung lässt nicht nach!
Textlich ist von pessimistischen Zeilen wie „My pocket´s filled with rocks to keep me on the ground“ (“Hold Me Down“) bis zum komplett positiven “Alive Today“ alles dabei. Bei der Schlusshymne “Life Is Love Is Music“ taugt der Titel sogar als Motto!
Wer sich Liveaufnahmen von The End Machine auf YouTube ansieht, wird sich möglicherweise wundern, wie gut die Songs mit dem allseits bekannten Material von Dokken und Lynch Mob harmonieren. Ein eindeutiges Qualitätsmerkmal! Sehr bedauerlich, dass diese bärenstarke Platte nur mit drei Gigs promotet wurde, weil Drummer Mick Brown eine Pause vom Touren einlegen wollte. Schade für eine der besten, variabelsten, nachhaltigsten Platten des vergangenen Jahres!
Michael Schübeler
Trackliste
1 | Leap Of Faith | 5:07 |
2 | Hold Me Down | 5:17 |
3 | No Game | 4:39 |
4 | Bulletproof | 4:48 |
5 | Ride It | 4:50 |
6 | Burn The Truth | 6:12 |
7 | Hard Road | 4:02 |
8 | Alive Today | 5:33 |
9 | Line Of Division | 4:43 |
10 | Sleeping Voices | 6:45 |
11 | Life Is Love Is Music | 4:49 |
Besetzung
George Lynch (Electric Guitar, Acoustic Guitar, Sounds)
Jeff Pilson (Bass, 10 String Bass, Fretless Bass, Keyboards, Acoustic Guitar, Backing Vocals)
Mick Brown (Drums, Percussion, Backing Vocals)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |