Reviews
Doug Webb In Holland
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz
VÖ: 15.11.2019 (Challenge) Gesamtspielzeit: 50:04 Internet: http://www.dougwebb.us/ https://www.challengerecords.com/home https://www.martinaweinmar.de/ |
Der 1960 in Chicago geborene Jazz-Saxofonist Doug Webb spielt seit dem achten Lebensjahr Klarinette und seit dem fünfzehnten Saxofon und Flöte. Mit zahlreichen Größen der Jazzgeschichte spielte er bereits zusammen, unter ihnen Horace Silver, Freddie Hubbard, Stanley Clarke. Aber auch in anderen Genres gab es Berührungspunkte, zum Beispiel mit Carly Simon oder Rod Stewart. Weniger bekannt, weil man ihn dort nur hört, ist sein Auftritt bei den Simpsons, ist er es doch, der dem Charakter Lisa seine Saxofonstimme leiht.
Als Doug im Jahre 2015 mit der Band des Pianisten Rein de Graaf durch die Niederlande tourte, zählten zur Formation auch der Bassist Marius Beets und der Schlagzeuger Eric Ineke. Dort entstand dann wohl die Idee zu dem, was am 20.November 2018 in einem Studio in Zeist aufgenommen wurde, diese gemeinsame Trio-Platte Doug Webb In Holland. Ein klavierloses Trio im Jazz, das weckt zuallererst Assoziationen zu den Aufnahmen von Sonny Rollins, damals mit Wilbur Ware und Elvin Jones.
Doch anders ist zum Beispiel die ganz andere Spielweise von Webb im Vergleich zu Rollins. Denn das, was ich höre, erinnert mich eher stark an den coolen Westcoast-Ausdruck von Lee Konitz und ansatzweise wohl auch an Warne Marsh, darüber hinaus vielleicht noch eine Spur Zoot Sims dazu. Insofern eher zurückhaltend und sehr melodiebetont, vielleicht, weil ja auch das Melodieinstrument, das Piano, fehlt, aber letztlich dabei die Freiheit dieses Formats nutzend. Und vorzüglich unterstützen den Protagonisten die international erfahrenen Beets und Ineke. Gerade Ineke hat sich neben seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Rein de Graaf stets in den Dienst durch Europa tourender Jazzgrößen aus den USA gestellt und dabei ganz viel Erfahrung und Finesse gewinnen können, für mich ist und bleibt er einer der besten europäischen Jazz-Drummer.
So ist eine gemeinsame Spielwiese hochinteressanten Jazz‘ entstanden, einerseits relativ cool klingend und andererseits durch die treibende Rhythmik stark emotional geprägt. Webb spielt dabei druckvoll, Ineke swingt stark treibend und Beets als Bindeglied sorgt für die elastische Ausgestaltung des Klangbildes. Den vier Eigenkompositionen des Saxers (#1, 5, 8, 10) stehen sechs Fremdtitel gegenüber, doch bilden sie letztlich eine gute Einheit. Lediglich “Alexico“ ist ein wenig anders als der Rest, ist es doch anders gespielt, in leichtem Soul Jazz-Ambiente, und erinnert mich ein wenig an den Song "Comin' Home Baby", original 1961 eingespielt vom Dave Bailey Quintet, hier allerdings stilistisch eher an die Versionen von Herbie Mann oder Mel Torme angesiedelt.
Am meisten beeindrucken mich jedoch die harten Swinger dieser Platte, sind sie doch extrem mitreißend und unterhaltend. Ein gutes Beispiel ist hierfür ist die Eigenkomposition ""These Things". Dieses ist erstklassige Jazzmusik, von Könnern mit viel Spielfreude und Enthusiasmus vorgetragen.
Trackliste
2 Subconscious-Lee (4:57)
3 Delilah (3:49)
4 Invitation (6:20)
5 Alexico (2:33)
6 Ornithology (5:43)
7 Spring Can Really Hang You Up The Most (5:28)
8 These Things (5:14)
9 Get Out Of Town (4:59)
10 Lunar Eclipse (4:43)
Besetzung
Marius Beets (bass)
Eric Ineke (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |