Reviews
From Somewhere invisible
Info
Musikrichtung:
Post Rock / Art Rock / Shoegaze / Free / Experimental
VÖ: 18.10.2019 (Sub Rosa) Gesamtspielzeit: 46:25 Internet: https://www.oiseaux-tempete.com/ https://www.discogs.com/de/artist/3528940-Oiseaux-Tempête |
Oiseaux-Tempête, das Musikerkollektiv aus Musikern aus Griechenland, der Türkei und dem Libanon, legt mit From Somewhere invisible sein viertes Studioalbum seit 2012 vor. Dazu gesellt sich noch eine Zusammenarbeit mit The Bunny Tieres, ein Livealbum sowie ein Album mit Studioouttakes und ein Remixalbum des Debüts. All diese Aufnahmen zeugten bisher von großer Qualität und Kreativität, und auch From Somewhere Invisible hält diesen hohen Standard.
Eröffnet wird mit dem opulenten, knapp 10 Minuten langen “ He Is Afraid And So Am I“. Ein schweres Saxophon trifft auf eine dunkle Shoegazewand aus Gitarren und Postrockschlagzeug, dagegen schreit eine sehnsuchtsvolle Geige an. Der Gesang ist der typische, eindringliche Sprachgesang, der einerseits aggressiv, anderseits auch zerbrechlich wirkt. Der Übergang in das instrumentale “ In Crooked Flight On The Slopes Of The Sky“ ist fließend, eine verlorene Postrockgitarre trifft auf ebensolche Violinenklänge. Dunkle Elektronik wabert dazu durch den Raum bis sich dann ca. in der Hälfte des Stückes eine dumpfe, rituell wirkende Perkussion einarbeitet und die mystischen Klänge vorantreibt. Die dann dazu kommende floydeske Gitarre lässt den Hörer endgültig abheben.
Elektronische Klänge aus der Finsternis eröffnen “We, Who Are Strewn About In Fragments“. Die Stimmung wird dann jedoch durch die verspielten Gitarrenklänge freundlicher. Es entsteht langsam ein psychedelischer Mix aus Elektronik und Gitarrenklängen. Mit dem einsetzenden sanften Perkussionsspiel und dem Sprechgesang entwickelt sich ein manisch-verspielter Strudel aus Klängen und Instrumenten, welche den Hörer regelrecht umspielt. Dieser Mix steigert sich mit dem anschwellenden Gesang langsam aber sicher in eine kleine Ektase der Klänge. Die Gitarrensounds überschlagen sich und der Bass tanzt sich die Finger wund.
Mit “Weird Dancing In All-Night I & II“ geht es mit zwei kürzeren instrumentalen Stücken weiter. Dabei dient der erste Teil als Art Einleitung, dissonant wirkende Klänge der Perkussion, des Basses, vermischt mit Gitarren und Elektronik formen sich langsam zu den orientalisch wirkenden zweiten Teil, der ob seiner harschen Klänge der Perkussionen, der Gitarren und der Elektronik jedoch auch punkig anmutet. Ein energisches Monster aus den verschiedensten musikalischen Bereichen.
“The Naming Of A Crow“ ist dann der zweite Longtrack und bringt knapp 14 Minuten auf die Uhr. Dunkle Elektronik und der Sprechgesang eröffnen, dann steigt der Bass dunkel mit ein und orientalische Klänge der Violine steigen ein. Dazu wabert ein "Wall of Sound" der Gitarren im Hintergrund. Eine sehr sehnsuchtsvolle, ja traurige Stimmung wird aufgebaut die den Hörer sofort einfängt. Es setzt dann eine recht einfache, aber sehr packende Mischung aus Bass und Schlagzeug ein, die das Stück in lichtere, aber immer noch melancholische Gefilde führt. Die anderen Instrumente sind stets präsent, spielen jedoch im Hintergrund ganz großes Postrockkino. Zum Ende zerfällt alles in ein wundervolles Rauschen der Instrumente und des Klanges.
Das abschließende “V“ ist ein fast schon simples kleines Postrockstück zusammengesetzt aus einerm Sound einer weinenden Gitarre (oder ist es doch die verzerrte Violine), die an GY!BE erinnert. Darunter arbeitet ein stoischer, sanfter Bass und ein clever eingesetztes Schlagzeug. Und so wird das Album in mystischer, aber irgendwie doch versöhnlicher Weise beendet
Man könnte sagen From Somewhere invisible ist einfach nur mehr von dem, was man ohnehin schon von Oiseaux-Tempête kennt. Aber das stimmt so nicht, denn es fließen neue Elemente mit ein und das Niveau im kompositorischen, spielerischen und klanglichen Bereich wird ein weiteres Mal gesteigert. Für mich ist dieses Album für den Moment ihr bestes bisher, aber bei der Höhe der Qualität ihrer bisherigen Alben gibt es da nur sehr, sehr marginale qualitative Unterschiede.
Ganz große Kunst.
Wolfgang Kabsch
Trackliste
1 | He Is Afraid And So Am I | 9:12 |
2 | In Crooked Flight On The Slopes Of The Sky | 4:08 |
3 | We, Who Are Strewn About In Fragments | 9:36 |
4 | Weird Dancing In All-Night I | 3:45 |
5 | Weird Dancing In All-Night II | 2:56 |
6 | The Naming Of A Crow | 13:15 |
7 | Out Of Sight | 3:33 |
Besetzung
Electric Bass, Synth: Stéphane Pigneul
Electric Guitar, Mellotron, Alto Saxophone, Flute, Bells: Frédéric D. Oberland
Synth, Electric Guitar: Mondkopf
Violin: Jessica Moss
Vocals: GW Sok (tracks: 1, 3, 6)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |