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Reviews

Makar Kashitsyn

Jazz Animals


Info

Musikrichtung: Modern Jazz

VÖ: 27.09.2019

(Rainy Days Records)

Gesamtspielzeit: 64:47

Internet:

http://rainydaysrecords.ru/
http://uk-promotion.net/

Wunderkind, das ist ein Begriff, der bisweilen inflationär gehandhabt wurde. Dem 19jährigen, in Moskau geborenen Jazz-Saxofonisten Makar Kashitsyn haftet das auch bereits an, dieses Brandzeichen. Nun, Wunderkind hin, Wunderkind her, wenn ich die Musik seiner ersten Platte, Jazz Animals, höre, dann fällt mir auf jeden Fall auf, dass hier etwas Großartiges entstanden ist, etwas, dass teilweise durchaus auch in die Sechziger zu verorten wäre. Der Altsaxofonist spielt großartig, so, wie die alten Meister jener Tage, hier spielt es insofern gar keine Rolle, wie alt er nun ist. Ausschlaggebend ist sicher, dass er in seinen jungen Jahren bereits so viel Reife zur Schau stellt, dass man in der Regel nur älteren und erfahreneren Musikern zubilligen würde.

In den Liner Notes bestätigt ihm der Trompeter Alex Sipiagin eine bereits etablierte Musikalität und ein tiefes Wissen der Jazzsprache und Tradition. Das mag auch darauf zurückzuführen sein, dass Kashitsyn bereits im Alter von zwölf mit dem Saxophonstudium begann. Mit fünfzehn widmete er sich unablässig den Soli von Vorbildern des Altsaxophons, Charlie Parker, Lester Young, Cannonball Adderley, Phil Woods und Kenny Garrett. Vincent Herring war es dann, der das junge Talent an die Manhattan School of Music holte, das war 2017. Die Aufnahmen zu diesem Debüt-Album entstanden dann bereits ein Jahr später, und alles hatte Früchte getragen. Auch durch die hochkarätigen Begleiter ist diese Platte ein Knüller geworden.

Amerikanische als auch russische Musiker sind darunter, und der Opener und gleichzeitig Titelsong der Veröffentlichung, bringt sogleich eine moderne Färbung des Jazz ein, auf dem Boden der Tradition des Hard Bops, mit vielen Möglichkeiten zu Assoziationen hin zu den Sechzigern. Zusammen mit dem Tenorsaxophonisten Chad Lefkowitz-Brown und dem Trompeter Josh Evans gestaltet Kashitkyn die Themen vorzüglich und als Solist glänzt darüber hinaus noch der Gitarrist Alexey Polubabkin, auch auf zwei weiteren Stücken. Die aus Russland stammende Rhythm Section ist perfekt im Untermauern des solistischen Geschehens. Ein Manko ist für mich bei diesem Stück, dass es ausgeblendet wird, das passt für mich nicht zum Jazz.

Ständig positiv präsent ist Makar Novikov an akustischem und elektrischem Bass, für mich setzt der Musiker bei vielen Stücken markante und prägende Eckpfeiler der Musik. “Going To Ekaterinburg“ ist für mich gleich das erste Highlight, und auch das größte dieser Platte, zunächst mit einem dezenten Latin-Touch ausgezeichnet, hebt es alsbald ab in swingende Sphären, mit einem grandiosen Solo des Protagonisten, darauf sollte man unbedingt achten, aber auch auf jene von Chad Lefkowitz-Brown und Alexey Podymkin! Auch bei einem eher gemäßigtem Tempo wie bei “Confession“ beweist der junge Musiker sein ausgesprochen großes Talent.

Um eine weitere Nuance erweitert werden die letzten drei Songs, und zwar um den Auftritt der Sängerin Hiske Oosterwijk, im ersten der drei, “Our Song“, setzt sie ihre Stimme als Instrument ein, der Song an sich ist stark der Fusion verhaftet, geswingt wird hier nicht, und Kashitsyn setzt elektronische Akzente mit dem EWI, aus meiner Sicht wenig vorteilhaft, denn das Stück geht für mich in eine Richtung, die abgenutzt klingt und weniger kreativ als die swingenden, sich am Hard Bop orientierenden Songs. Auch ein wenig anders klingt dann die verträumte Ballade “Time To Forget“, und zum Schluss mit “Phone Call“ singt Hiske dann einen Text im Balladenteil des Songs, der dann später zum schnell swingenden Höhepunkt kommt.

Und so sehe ich diese Platte zweigeteilt, meine Favoriten sind eindeutig die ersten vier Stücke, die für mich eine Einheit bilden, aus diesem Rahmen fallen dann die restlichen Titel, auch der Einsatz des Gesangs erscheint mir irgendwie nicht schlüssig, der des elektronischen EWI ohnehin nicht. Meine hohe Bewertung der Tracks 1-4 erfährt daher leider eine Abwertung durch den Rest. Hoch zu bewerten ist davon abgesehen auf jeden Fall die engagierte und frische Spielweise des Protagonisten und seiner Band.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Jazz Animals
2 Going To Ekaterinburg
3 Confession
4 Song For Chad
5 Our Song
6 Time To Forget
7 Phone Call

Besetzung

Makar Kashitsyn (alto sax, EWI)
Chad Lefkowitz-Brown (tenor sax - #1, 2, 4, 5, 6, 7)
Josh Evans (trumpet, flugelhorn - #1, 3, 5)
Sasha Mashin (drums)
Alexey Podymkin (piano, Rhodes)
Alexey Polubabkin (guitar - #1, 3 ,5)
Makar Novikov (double bass, electric bass)
Hiske Oosterwijk (vocals - #5,6,7)
Nikita Mochalin (arranger - #1, 4, 5, 7)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger