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Reviews

Achim Reichel

Grosse Freiheit


Info

Musikrichtung: Deutsch Rock / Shanties / Songwriter

VÖ: 1994

(WEA)

Gesamtspielzeit: 74:29

Achim Reichel ist einer der Alten in der deutschen Rock-Szene – einer der ganz Alten. Als Udo Lindenberg 1971 mit Andrea Doria durchstartete, war Achim Reichel schon über eine Dekade im Geschäft (Ich weiß: Lindenberg hat auch vor der Andrea Doria schon einiges gemacht). Mit seinen Rattles hatte er 1963 für die Stones bei ihrer UK-Tour eröffnet; 1966 für die Beatles in Deutschland.

Als er am 28. Januar 1994 seinen 50. Geburtstag in der Grossen Freiheit in Hamburg-Altona feierte hatte er unterschiedliche Karrierephasen als Solo-Künstler hinter sich. Seine Aktivitäten mit anderen Bands, wie A.R. & Machines, Wonderland oder eben den Rattles bilden sich im Konzert-Programm nicht ab.

1976 war sein erstes Solo-Album mit Shanties (das letzte noch teilweise englische Album) erschienen. Es folgten Alben mit Vertonung klassischer deutscher Texte, u.a. von Fontane und Goethe. Anfang der 80er wand er sich der zeitgenössischen Lyric zu. Die Texte von Kiev Stingl, Richard L. Wagner und dann vor allem Jörg Fauser verließen die romantischen oder maritimen Bereiche, die für Reichel bislang prägend waren. Sie verlegen ihre Texte in den urbanen Dschungel der Großstadt. „..in der großen Stadt Berlin..“ heißt es in „Blues in Blond“. Sie werden düster, zynisch, resigniert. Es geht um abstürzende Existenzen („Der Spieler“) und scheiternde Beziehungen („Am besten Du gehst“). Anfang der 90er riss er das Steuer wieder rum. Fröhliche Party-Songs, wie „Aloha Heja He“ und „Kuddel Daddel Du” griffen die alten Seemannslieder wieder auf und brachten Achim Reichel bis in die Top 5 der deutschen Single Charts.

Grosse Freiheit mixt die unterschiedlichen Karrierephasen klug. Reichel eröffnet mit Partysongs und bringt das ohrenkundlich bereitwillige Publikum schnell auf Betriebstemperatur. Dann kommt der „ernsthaftere“ Teil des Programms. Das etwas schräge, von Kiev Stingl getextete „Steaks + Bier + Zigaretten“ bildet ein geschickt gewähltes Scharnier zwischen beiden Teilen.

Gerade in diesem stark vom Blues geprägten Teil setzt das Saxophon schöne Akzente. Sehr atmosphärisch werden das etwas düstere „Der Spieler“, der urbane „Blues in Blond“ und „Am besten Du gehst“ mit seinem abgefuckten Text aufgewertet. Für „Künstlerhände“ hat Reichel die großartige Inga Rumpf zur Unterstützung hinzugezogen

„Dann kamst Du“ und die mit ungeheurer Rock-Power inszenierte Fontane-Ballade „Herr von Ribbeck“ leiten dann den Party-Schlussteil mit reichlich Altonaer Lokalkolorit ein. Fast wie ein Schlaflied entlässt „Die Nacht hat viele Sterne“ Reichels Gäste dann in die besagt Nacht.

Tolle Live-Scheibe – ohne Abnutzungserscheinungen! Liegt seit 25 Jahren immer wieder im Player!



Norbert von Fransecky

Trackliste

1Komm ran und sing 2:46
2Kuddel Daddel Du 5:24
3Kreuzworträtsel 3:42
4Steaks + Bier + Zigaretten 3:35
5Der Spieler 5:42
6Fliegende Pferde 4:56
7Nachtexpress 5:49
8Künstlerhände 3:41
9Blues in Blond 4:16
10Am besten du gehst 4:07
11Dann kamst du 4:53
12Herr von Ribbeck 94 2:38
13Halla Ballu Balé 4:22
14Auf der Reeperbahn nachts um halb Eins 3:55
15Ein Freund bleibt immer Freund 4:44
16Aloha Heja He 5:07
17Die Nacht hat viele Sterne 4:56

Besetzung

Achim Reichel (Git, Voc)
Karl Allaut (Git)
Peter Werner (Keys)
Tissie Thiers (B)
Micky Stickdorn (Dr)

Berry Saarluis (Akkordeon)
Marcio Doctor (Perc)
Nils Tuxen (Pedalsteel)
Downs Thomsen (Fiedel)
Steve Baker (Mundharmonika)

Ingolf Burkhard (Trompete)
Andreas Böther (Sax)
Ludwig Nuss (Posaune)

Inga Rumpf (Voc <8>)
Joachim Witt (Voc <15>)
Ulrich Tukur (Voc <15>)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger