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Reviews

Silly

Zehn


Info

Musikrichtung: Deutsch Rock

VÖ: 13.09.2019

(Amiga / Sony)

Gesamtspielzeit: 156:26

Für viele Silly-Freunde sind die beiden Vorwende-Alben Battailon d’Amour und Februar die stärksten und wichtigsten Alben der erfolgreichen DDR-Band, die sich - anders als die Platzhirsche Puhdys und Karat - deutlich auf die Seite der kritischen Bürgerbewegung gestellt hatte. Vielleich hat der etwas merkwürdige Aufbau von Zehn etwas mit der Rolle dieser Alben zu tun.

Zehn feiert die zehn Alben von Silly relativ gleichmäßig ab. Jedes Album ist mit drei oder vier Titeln vertreten. Lediglich vom Debüt, das noch unter dem Namen Familie Silly erschienen ist (Der Name Silly allein klang den Verantwortlichen der DDR-Kulturbehörden zu englisch.), sind nur zwei Stücke enthalten.

Die zweite CD liefert die fünf Alben, die nach der Wiedervereinigung zwischen 1993 und 2016 erschienen sind, in chronologischer Reihenfolge. CD 1 startet dagegen mit dem vierten Album Battailon d’Amour und präsentiert dann – quasi im Rückwärtsgang - die Alben drei und zwei. Bevor dann die beiden Debüt-Songs am Ende der ersten CD erschienen werden mit den Februar-Songs die vielleicht wichtigsten Silly-Songs abgehakt.

Beine ausgerissen haben sich Sony bei dieser Best of mal wieder nicht. Aber das Booklet ist immerhin mehr als nichts. Das auf sechsfache CD-Größe auffaltbare Leporello enthält auf der einen Seite die Tracklist mit kleinen Reproduktionen der Albumcover; auf der Rückseite gibt es einen kurzen, mit (leider undatierten) schwarz-weiß Bildern illustrierten Überblick über die Geschichte der Band, icl. der Auflistung aller aktuellen und ehemaligen Mitglieder.

Zwischen den beiden CDs ist ein mehr als auffälliger Qualitätsabfall zu registrieren. Die erste CD liefert – bei allen Unterschieden im Detail – anspruchsvollen Deutsch Rock, der mal groovt, mal rockt und mal auch einfach fröhlich um die Ecke kommt. Die Gesellschaftskritik, die sich bei den beiden Party-, bzw Late Night-Songs der Familie Silly noch nicht findet, wird im Verlaufe der Alben immer deutlicher. Die Fernweh-Komponente in „Verlorene Kinder“ stimmt dann fast ungebrochen in das Skandieren der Demos auf der Straße ein. Oder sollen die eingebauten indischen Instrumente ein Hinweis sein, dass man dabei natürlich nicht an die Länder des Klassenfeinds im Westen dachte?

Egal, wie Silly ihre Stücke ansetzen, als fröhliche Bar-Songs („Josef & Maria“), als mit Reggae versetzter NDW-Nummer („Die Ferne“), als flotter Rocker mit Synthie-Einsatz („Raus aus der Spur“) oder richtig rockend („Die wilde Mathilde“), immer macht es Spaß zuzuhören und auch – nicht nur, aber vor allem bei den Texten – zwischen den Zeilen zu lesen.

Davon ist auf der zweiten CD noch ein kleiner Rest bei „Hurensöhne“ zu hören, ansonsten sind Silly zur recht belanglosen Deutsch-Rock-Band, bei der man sich kaum noch traut das Wort „Rock“ zu benutzen, mutiert, die sich viel im Beziehungssumpf suhlt. Zum Teil muss man von deutschem Schlager sprechen.

Das hat übrigens nichts mit dem Wechsel von der 2006 verstorbenen Tamara Danz zu Anna Loos zu tun. Dieser Wandel wurde bereits zuvor vollzogen.

Wenn ich die CDs einzeln bewerten würde, würde ich 16, bzw. 11 Punkte geben.



Norbert von Fransecky

Trackliste

CD 1
1 Bataillon d'Amour (3:47)
2 Josef & Maria (3:40)
3 Schlohweißer Tag (4:39)
4 Tausend Augen (4:30)
5 Die Ferne (4:36)
6 So 'ne kleine Frau (4:23)
7 Liebeswalzer (für H.F.) (5:44)
8 Die wilde Mathilde (3:15)
9 Mont Klamott (4:44)
10 Raus aus der Spur (5:07)
11 Abendstunden (6:28)
12 Verlorene Kinder (4:19)
13 SOS (3:39)
14 Landekreuz auf meiner Seele (4:20)
15 Über ihr taute das Eis (5:26)
16 Tanzt keiner Boogie? (Familie Silly) (3:35)
17 Der letzte Kunde (Familie Silly) (5:06)


CD 2
1 Bye Bye (3:43)
2 Hurensöhne (5:07)
3 Traumpaar (3:41)
4 Asyl im Paradies (4:24)
5 Wo bist Du (3:54)
6 Flut (5:03)
7 Vollmond (4:10)
8 Alles rot (5:19)
9 Ich sag nicht ja (4:06)
10 Leg mich fest (4:28)
11 Sonnenblumen (für Tamara) (3:30)
12 Vaterland (3:31)
13 Deine Stärken (3:39)
14 Wo fang ich an (4:07)
15 Deine Stimme (4:22)
16 Zwischen den Zeilen (4:27)
17 Kampflos (3:30)
18 Regenbogenmond (4:36)
19 Atme (3:56)

Besetzung

Tamara Danz (Voc )
Anna Loos (Voc <2006-2018>)
Thomas Fritsching (Voc, Git )
Manfred Kusno (Keys )
Ulrich Mann (Keys )
Matthias Schramm (B )
Mike Schafmeier (Dr )
Herbert Junck (Dr <1984-2005>)

Aktuelle Besetzung:
Ritchie Barton (Keys, Piano, Voc )
Uwe Hassbecker (Git, Violine )
Jäcki Reznicek (B )
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger