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Reviews

Palestrina, G. P. da (Rombach)

Missa Papae Marcelli – Motetten für Christi Himmelfahrt


Info

Musikrichtung: Renaissance vokal

VÖ: 01.05.2005

Christophorus / Note 1
CD DDD (AD 2004) / Best. Nr. CHR 77275


Gesamtspielzeit: 63:49

REFORM DER INTERPRETATION

Unter den rund 100 Messen des Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525-1594) nimmt die Missae Papa Marcelli eine Sonderstellung ein. Die Legende verklärte es zum „Rettungsstück“ für die katholische Kirchenmusik, die während des Trienter Konzils wie viele anderen katholischen Traditionen auf dem Prüfstand stand. Zurück zu den Wurzeln, zur von allen Entstellungen bereinigten Tradition, lautete die Devise. Komponisteneitelkeit und eine überzüchtete Mehrstimmigkeit, manipulierte Texte und laszive, weltliche Melodien wollte man nicht länger dulden. Einfach, rein und heilig sollte die Musik dem Heiligen dienen und die Andacht und Frömmigkeit der Hörer befördern.

In dieser Hinsicht kann man Palestrinas Misse gewiss als Musterbeispiel eines reformbewussten Komponierens bezeichnen. Bei aller Kunst ist der Satz von einer Klarheit und Durchsichtigkeit, die den Text in keinem Moment überdeckt. Eine erhabene Ruhe und verinnerlichtes Pathos bestimmen den Fluss der Musik, die in geheimnisvollen Hell-Dunkel-Effekten schimmert. Dieser Effekt, in der Malerei Chiaroscuro genannt, kommt durch die Interpretation des Ensembles Officium besonders schön zur Geltung. In Anlehnung an die Aufführungspraxis der Entstehungszeit wurde nämlich die relativ hoch liegende Messe um eine Quarte nach unten transponiert. Statt also als „Licht aus der Höhe“ herabzustrahlen, wie es z. B. bei der Aufnahme mit dem Choir of Westminster Abbey der Fall ist (DG Archiv), rücken hier Himmel und Erde etwas näher zusammen. Hörbar entspannter und gerundeter ist beim Ensemble Officium denn auch die Tongebung. Sehr schön werden so die kunstvoll ausbalancierten Harmonien und delikaten dynamischen Effekte ausgekostet. Homogenität und Intonationssicherheit adeln auch die gregorianischen Einschübe und die erlesenen fünf- zwölfstimmigen Motetten, die die Missae zu einem fiktiven Hochamt zum Fest Christi Himmelfahrt ergänzen. Gerade diese Stücke demonstrieren, dass jenseits aller „neuen Einfachheit“ wohl vor allem die zugleich betörenden und verinnerlichten Klangwirkungen von Palestrinas Musik ihren Erfolg ausmachten.



Georg Henkel

Trackliste

1Viri Galilae (greg.)1:27
2Omnes gentes (Psalm a 8)4:56
3Kyrie (Missa Papae Marcelli)3:49
4Gloria (Missa Papae Marcelli)6:01
5Alleluia Ascendit Deus (greg.)2:07
6Jesus nostra redemptio (Hymnus a 4-6)6:11
7Credo (Missa Papae Marcelli)8:50
8Beati omnes (Beati omnes)4:17
9Ascendit Deus (greg.)1:48
10Viri Galilaei – Ascendit Deus (Motette a 6)6:05
11Sanctus (Missa Papae Marcelli)3:38
12Benedictus (Missa Papae Marcelli)2:39
13Caro mea (Motette a 5)3:13
14Coenantibus illis (Motette a 5)3:35
15Agnus Die (Missa Papae Marcelli)5:13

Besetzung

Ensemble Officium
Ltg. Wilfried Rombach
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