Reviews

Toronzo Cannon And The Chicago Way

The Preacher, The Politician Or The Pimp

Info Musikrichtung: Modern Chicago Blues VÖ: 20.09.2019 (Alligator Records) Gesamtspielzeit: 56:16 Internet: https://toronzocannon.com/ https://www.alligator.com/ https://www.in-akustik.de/

1968 in Chicago geboren, wuchs Toronzo Cannon in der South Side auf, schon früh konnte er in dortigen Clubs Künstler wie Buddy Guy und Junior Wells bewundern. Bevor er sich jedoch vollends dem Blues zuwandte, spielte er auch Reggae. Seine Haupteinflüsse sind neben Guy auch Albert Collins, die beiden Kings B.B. und Freddie als auch Jimi Hendrix. Seine erste eigene Veröffentlichung erschien 2007. The Preacher, The Politician Or The Pimp ist die fünfte Platte des Bluesers, davon die zweite auf dem Label Alligator Records.

Mit seiner Band präsentiert er satten modernen Chicago Blues, der voll im Saft steht, basierend auf der Tradition der dortigen Blues-Szene, und die Entwicklung späterer Jahre mitnehmend, also auch mit souligen und funkigen Elementen integriert. Mit rauer und kräftiger Stimme singt der Protagonist, und sein Gitarrenspiel ist kraftvoll und flüssig, allerdings entfernt von dem, was so manche Saitenhexer an Geschwindigkeit in den Vordergrund stellen. Hier steht Feeling an erster Stelle, und darunter leider sicher nicht die Virtuosität des Vortrags.

Dieser Blues ist anders als dass, was viele bleichgesichtige Kollegen derzeit bieten, jene orientieren sich oft eng an der Tradition, bei Cannon ist es eine gesunde Mischung, bietet er doch auch Ausflüge in Soul, Rock und gar ein wenig Pop in kleinen Dosen. Dabei klingt die Musik stets dem Blues verbunden, ist jedoch sehr modern ausgestattet, auch hinsichtlich der Arrangements, die durchaus wohldurchdacht sind. Textlich orientiert sich der Bluesmann auch an aktuellen Themen und wiederholt nicht ständig etwas, was sich mitunter durch Zeitablauf überholt hat.

Das ist druckvoller Chicago Blues der aktuellen Generation, voller Kraft und Leidenschaft, dabei ist der rockige Gitarrensound mitunter auch von Keyboards und Orgel unterstützt, und die komplette Band bringt die Musik oft genug zum Kochen, um den Blues auch im Hier und Jetzt am Leben zu erhalten. Cannon selbst hat sich wie folgt zur Musik geäußert: “It’s not about the solos, it’s about the songs. People get used to everyday life, so it’s easy to miss the things around them. I write about those things. I know the problems of Chicago, the hardship. But I choose to love and respect the city because of the Chicago blues giants that came here from down south. I’m proud to be standing on the shoulders of every great Chicago blues musician who came before me.”

Yeah – das hat er blendend umgesetzt, wenn es in diesem Sinne weitergeht, nicht nur von Toronzo, dann muss man sich um die Zukunft des Blues keine Sorgen machen. Selbst bin ich jedoch auch stets froh, den guten alten Sound zu hören mit Songs wie “Insurance“, das den Geist von Jimmy Reed in sich trägt, für mich sind solche Songs dann die persönlichen Volltreffer!

Wolfgang Giese