Reviews
Lucky Guy!
Info
Musikrichtung:
Chicago Blues
VÖ: 09.08.2019 (Alligator Records) Gesamtspielzeit: 57:22 Internet: https://www.nickmossband.com/ https://badassharmonica.com/ https://www.alligator.com/ https://www.in-akustik.de/de/ |
“Chicago’s my home town, born and raised”, so singt Nick Moss im selbst komponierten Auftaktsong seiner neuen Platte Lucky Guy! Und da hat er recht, erblickte er doch am 15.Dezember 1969 dort das Licht der Welt.
Und den Blues seiner Heimatstadt scheint er vollends aufgesogen zu haben, denn sein Blues ist geerdet im klassischen Chicago Blues. Seit 2008 leitet er seine eigene Band, seit 2009 nennt sie sich The Nick Moss Band. Diese fünf Bleichgesichter plus Gäste spielen einen dermaßen authentischen Blues, dass man mit dieser Platte so manchen Blindfold-Test-Spezialisten an der Nase herumführen könnte. Als Bandmitglied ist vor allem der Mundharmonikaspieler Dennis Gruenling zu nennen, einen Virtuosen an seinem Instrument, den ich bereits durch seine erste Platte aus 1999 als hervorstechend kennen lernte. “Best Modern Blues Harmonica Player”, dazu wurde er drei Mal hintereinander vom Real Blues Magazine gewählt.
So sind er und Moss mit seinen quirligen und scharf akzentuierten Soli die Headliner der absolut leidenschaftlich aufspielenden Band, jedoch auch Taylor Streiff ist ein versierter Keyboarder. Und diese praktizierte Leidenschaft gilt für alle vierzehn Songs der Platte, ein Knüller jagt quasi den nächsten, insofern kommt man, in positivem Sinne, so gar nicht zur Ruhe. Die Musik swingt enorm, der Sound treibt gnadenlos und druckvoll voran durch die engagierte Rhythm Section, man kann gar nicht still sitzen ob der wilden Energie des Vortrags. Selbst dann, wenn es dann ein wenig ruhiger wird mit “Sanctified, Holy And Hateful“, mit diesem entfesselten Gitarrensolo, dann entsteht spontan und unvermittelt Gänsehaut, da werden die Emotionen durchgeschüttelt, das sticht in die Seele, auch die Harp, hier an Rod Piazza erinnernd, und dazu spielt Gruenling offensichtlich noch so, als wäre ein Saxofon dabei (laut Line-up ist das nämlich nicht aufgeführt), das klingt teilweise in etwa wie die Musik von John Mayall in den Sixties, nur intensiver und noch gefühlvoller.
Das ist heutzutage ganz selten geworden, dass sich eine Band auf diesem hohen Niveau, gerade hinsichtlich dieses authentischen Gefühls, dem Blues dermaßen gewidmet hat, dass man unweigerlich begeistert sein muss, vorausgesetzt, man steht diesem guten alten Chicago Blues nahe. Das ist wahre Blues Power, das sind Roots in die Gegenwart transportiert, und, produziert von Moss und Kid Andersen, trägt Letzterer auch noch mit seinem Gitarrenspiel dazu bei, bei Track fünf mit einem feinen Solo. Auch mit “Monster“ Mike Welch ist ein weiterer Hochkaräter der modernen Blues-Szene dabei, auch er liefert seinen Beitrag auf dem letzten Song.
Neben typischen Bearbeitungen klassischer Blues-Themen gibt es noch einen kurzen Ausflug in funkige Gefilde mit dem Instrumental “Hot Zucchini“, ebenfalls eine der überwiegenden Eigenkompositionen von Moss, lediglich Track 2 stammt von Johnny O’Neal Johnson und Dennis Gruenling hat die Tracks 5 und 11 beigetragen. Ganz weit zurück in der Bluesgeschichte geht es mit dem letzten Titel, “The Comet“, da klingt die Gitarre ganz nach Muddy Waters, vor allem die elektrische, die neben der akustischen gespielt wird, und es erinnert an frühe Aufnahmen aus dem Mississippi-Delta, hier mit der zusätzlichen typischen E-Gitarre aus Waters‘ späteren Tagen in den Fifties, ein ganz toller Abschluss, der noch einmal an die Roots erinnert, und nebenbei an einen der besten Freunde von Moss, gewidmet ist es Mike Ledbetter, verstorben im Januar dieses Jahres. Das ist wahrer Blues voller immenser Kraft, sehr überzeugend! Ja, und ich bin ein Lucky Guy, das ich diese Platte hören darf!
Trackliste
2 Ugly woman
3 Lucky Guy
4 Sanctified, Holy And Hateful
5 Movin`On My Way
6 Tell Me There`s Nothing Wrong
7 Full Moon Ache
8 Me And My Friends
9 Hot Zucchini
10 Simple Minded
11 Wait And See
12 As Good As It Gets
13 Cutting The Monkey Tail
14 The Comet
Besetzung
Dennis Gruenling (harmonica, vocals - #5, 11, background vocals)
Taylor Streiff (piano, Hammond B-3, Wurlitzer, background vocals)
Rodrigo Mantovani (upright and electric bass, background vocals)
Patrick Seals (drums, background vocals)
Kid Andersen (rhythm guitar - #3, 5, 8, second solo - #5, baritone guitar - #6, mandolin - #10)
“Monster” Mike Welch (lead guitar - #14)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |