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Histoires Sacrées
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Musikrichtung:
Oratorium
VÖ: 01.05.2005 Pan Classics / Note 1 CD (AD live 2004) / Best. Nr. 10182 Gesamtspielzeit: 74:00 |
AFFEKT UND EFFEKT
Es war der römische Komponist Giacomo Carissimi, der im 17. Jahrhundert in der seinerzeit noch ganz neuen Gattung des Oratoriums die ersten Meisterwerke verfasste. Das geistliche Pendant zur weltlichen Oper holte Himmel und Hölle, biblische Gestalten, Engel, Heilige und Märtyrer auf eine imaginäre Bühne und setzt sie mit vielfältigen musikalischen Mitteln - instrumentalen Vor- und Zwischenspielen, Chören, Ensembles, Duetten und Ariosi - in Szene.
Pünktlich zum 400. Geburtstag Carissimis legt das Ensemble Les Paladins unter der Leitung von Jérôme Correas eine neue Einspielung mit fünf Werken vor, von denen allerdings nur zwei dem Komponisten zweifelsfrei zugeschrieben werden können. Sein Erfolg rief bereits damals zahlreiche Nachahmer auf den Plan, die in seinem Stil weiterkomponierten.
Ob die strittigen Werke nun Carissmis zum Autor haben oder nicht, die Musik lohnt in jedem Fall die Beschäftigung. Zumal sie in diesem Fall eine sehr spannungsvolle, im besten Sinne theatralische Live-Präsentation erfährt. Den Mitschnitt vom französischen Festival Musiques d’Autonome zeichnet eine kraftvolle und plastische Deklamation aus. Die kleine, solistische Besetzung garantiert Flexibilität und Feinschliff im Ausdruck. Es wird mit Leidenschaft gesungen und - mit den Stimmen - geschauspielert. Temperamentvoll, mit überschlagender Stimme, setzten z. B. Monique Zanetti und Raphaële Kennedy beim Urteil des Salomo den Streit der beiden Mütter in Szene - wer einmal in Italien eine Auseinandersetzung auf offener Straße erlebt hat, wird die Szenerie sofort wiedererkennen. Fast schon burlesk gerät dagegen der Auftritt des Teufels in Hiob. Die Tochter des Jephta hingegen ist hier keine opferbereite ätherische Jungfrau, sondern eine junge Frau aus Fleisch und Blut, die ihr grausames Schicksal mitleiderregend beklagt.
Leider neigt das Ensemble auch dazu, diesen affekt-vollen Ansatz gelegentlich zu überziehen. So vibriert im Schlusschor des Salomon-Oratoriums mit dem Lob auf den weisen Herrscher gleichsam die Hysterie der vorangegangenen Auseinandersetzung nach, konterkariert dadurch aber den Stimmungswechsel innerhalb des Dramas. Und beim überwältigenden Klagechor am Ende von Jephta wird das Wort „lamentamini“ derart „jammervoll“ überbetont, dass sich keine Ergriffenheit einstellen möchte. Da wird der eigentlich ergeifende Affekt zum distanzierenden Effekt.
Das Booklet bietet zwar eine allgemeine deutschsprachige Einführung, es gibt jedoch weder ein Libretto noch kurze Einführungen zu den einzelnen Werken.
Georg Henkel
Trackliste
1 | 01-02 Das Urteil des Salomon |
2 | 03 Hiob |
3 | 04 Oratorium vom der Heiligen Jungfrau |
4 | 06 Kain |
5 | 07-08 Jephta |
Besetzung
Ltg. Jérôme Correas
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |