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Reviews

Die Ärzte

Debil (Vinyl)


Info

Musikrichtung: Deutsch Rock / NDW

VÖ: 13.09.2019 (1984)

(CBS / Sony)

Gesamtspielzeit: 37:17

Die Ärzte - Vinyl-Wiederveröffentlichungen; Folge 1: Debil (1984)


Die Überschrift über dieser Review greift etwas sehr weit voraus – und gründet sich lediglich auf einen Satz in der News, die vor einiger Zeit das Erscheinen von Debil ankündigte. „Weitere Vinylausgaben in chronologischer Reihenfolge sind in Vorbereitung.“ hieß es dort. Konkrete Ankündigungen gibt es aber noch nicht. Die Überschrift ist also (noch) Ausdruck des Prinzips Hoffnung.

Wirklich wahrgenommen habe ich Die Ärzte “damals“ eigentlich erst nach der Wiedervereinigung mit Die Bestie in Menschengestalt. Davor kannte ich „Westerland“ und vielleicht noch zwei oder drei andere Stücke. Ein wirklicher Begriff war mir die Band nicht.

Und beame ich mich jetzt zurück ins Jahr 1984 und stelle mir vor, Debil wäre auf einem Plattenteller gelandet, ich glaube nicht, dass das Album einen großen Eindruck auf mich gemacht hätte. Die Ärzte wären für mich nicht mehr gewesen, als eine weitere Band, die auf den gut eingelaufenen NDW-Zug gesprungen ist – und nicht in der Lage war, den Platzhirschen das Wasser abzugraben.

Debil fehlen die frechen Texte von Geier Sturzflug oder der Neuen Heimat. Es hat nicht die musikalische Klasse von Spliff oder den Fehlfarben. Es ist nicht so fröhlich wie Nena oder Extrabreit. Und die mitreißende Power von Ideal fehlt genauso, wie die tiefgründige Naivität des Trio.

Mit „Mädchen“ und „Roter Minirock“ gibt es zwei nette naive Liebes-, oder besser Verknallt-Sein-Lieder, die sympathisch nah aus dem Leben gegriffen sind. Die Destruktion des Cowboy-Mythos in „El Cattivo“ und „Micha“ deutet schon etwas den zynischen Humor späterer Jahre an. Die extrem gewollt wirkende Grenzüberschreitung des sodomistischen „Claudia hat ‘nen Schäferhund“ kann allerdings nur durch die mittlerweile vollzogenen Kult-Legenden-Bildung dem Fremdschämen entzogen werden.

Nur zwei Stücke deuten vorsichtig an, dass hier eine Band an den Start geht, von der noch etwas zu erwarten ist.
Da wäre zum einen das durch musikalische Power, bissige Angriffslust und Originalität herausstechende „Zu spät“; auf der anderen Seite das abschließende „Schlaflied“, das auf den schwarzen Humor der Berliner vorbereitet.

Das alles ist noch mehr gewollt, als gekonnt; mehr labil, als debil.

Die Neu-Edition ist denkbar spartanisch ausgefallen. Das schwarze Vinyl steckt in einer zu engen ungefütterten Hochglanzpapierhülle, auf der die Texte abgedruckt sind. Außer einem beigelegten Download-Code war es das – keine Boni, keine Fotos, keine Liner Notes (obwohl die Rückseite des Innencovers völlig unbedruckt ist), nicht einmal das Line Up ist gelistet.

That’s the Way the Majors do!



Norbert von Fransecky

Trackliste

Jungenseite
1 Ärzte Theme (2:00)
2 Scheisstyp (2:50)
3 Paul (2:26(
4 Kamelralley (4:00)
5 Frank'n'Stein (2:38)
6 El Cattivo (3:12)
7 Claudia hat 'nen Schäferhund (1:58)

Mädchenseite
1 Mädchen (2:56)
2 Mr. Sexpistols (3:14)
3 Micha (2:52)
4 Zu spät (2:43)
5 Roter Minirock (2:15)
6 Schlaflied (4:13)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger