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Reviews

Mozart, W. A. (Pichon)

Libertà!


Info

Musikrichtung: Wiener Klassik (Oper)

VÖ: 30.08.2019

(harmonia mundi / harmonia mundi / 2 CD / 2018 / Best. Nr. HMU 902638.39)

Gesamtspielzeit: 104:58

Internet:

Ensemble Pygmalion

POTPOURRI

Nein, der neue Star am Himmel der (Barock-)Dirigenten, Raphël Pichon, hat keine verloren geglaubte Mozart-Oper oder komplett vernachlässigtes Repertoire aus der Feder des Genies wiederentdeckt. Aber er unternimmt auf einer Doppel-CD den Versuch, durchaus Randständiges, Unvollendetes und Unvollständiges zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzufügen und uns einen Eindruck von Mozarts Aufbruch zu neuen musikalischen Ufern v.a. zwischen 1782 und 1786 zu vermitteln, wobei er das Opernumfeld jener Zeit (Salieri, Paisiello, Martin Y Soler) mit einbezieht. Da finden sich u.a. Bestandteile aus Opern-Fragmenten, sog. Einlegearien und Konzertarien. Gegliedert ist das Album in drei Abschnitte, denen Pichon die „Untertitel“ der späteren Da Ponte-Opern Mozarts beigibt. Das ist zwar inhaltlich nur begrenzt nachvollziehbar, aber ein gut platzierter Vorausverweis darauf, dass Pichon offenbar plant, diese Werke in den kommenden Jahren in Angriff zu nehmen.

Und darauf kann man sich schon jetzt aus vollem Herzen freuen, denn der Franzose verpasst Mozarts-Musik nicht nur jugendlichen Schwung, sondern verfügt auch über ein beeindruckendes musikdramatisches Gespür, dank dessen es ihm gelingt, Mozarts stete Gratwanderung zwischen Komödie und Tragödie mit überzeugender Vehemenz in den Fokus zu rücken. Das Ensemble Pygmalion ist ihm dabei, am barocken Repertoire geschult, ein idealer und alerter Partner mit einem flirrenden, transparenten und den Farben der Bläserstimmen zu ihrem Recht verhelfender Partner. Die junge Sängerriege vermag gleichfalls durchweg mitzureißen und zu überzeugen. Dass Pichons Ehefrau Sabine Devieilhe insoweit der größte und attraktivste Teil zufällt, nimmt man angesichts ihrer stimmlichen Leistung und vokalen Beweglichkeit als kulturbetriebsüblichen Nepotismus gerne hin.

So ist das Album insgesamt ein großes Hörvergnügen, welches einzig und allein dadurch getrübt wird, dass die Reihung der Stücke vielfach nicht eben schlüssig wirkt und die Gegensätze in Ermangelung rezitativischer Über- bzw. Einleitungen immer wieder so hart aufeinander treffen, dass es knirscht: So folgt beispielsweise eine dramatisch aufgeladene Arie aus Thamos auf das launig-rossineske Sextett aus L´oca del cairo. Es schaukelt den Hörer also ganz schön durch auf dieser wilden Fahrt – aber wer sich gut anschnallt, wird dabei seinen Spaß haben.



Sven Kerkhoff

Trackliste

Disk 1
1 Ouvertüre, aus: Lo sposo deluso KV 430 (424a, Anh. 109c)
2 Ah che ridere!, aus: Lo sposo deluso KV 430 (424a, Anh. 109c) (bearb. von Pierre-Henri Dutron)
3 Dove mai trovar qual ciglio?, aus: Lo sposo deluso KV 430 (424a, Anh. 109c) (bearb. von Pierre-Henri Dutron)
4 Saper bramate, aus: G. Paisiello: Il Barbiere die Siviglia
5 Bella mia fiamma, addio... Resta, o cara KV 528
6 Caro dell'idol mio KV 562 (bearb. von Vincent Manac'h)
7 Ogni momento dicon le donne (L'oca del Cairo K 422 (Auszug), bearb. von Pierre-Henri Dutron)
8 Ridente la calma KV 152 (210a) (bearb. von Vincent Manac'h)
9 Spiegarti non poss'io; aus: Idomeno, KV 366
10 Se lontan, ben mio, tu sei KV 438
11 Ouvertüre aus: Thamos, König in Ägypten KV 345 (336a)
12 O quanto un sì bel giubilo!, aus: Vicente Martin Y Soler: Una cosa rara
13 Cosi dunque tradisci... Aspri rim orsi atroci KV 432 (421a)
14 Nascoso è il mio sol KV 557 (bearb. von Vincent Manac'h)
15 Vado, ma dove? O Dei! KV 583
16 Dir, Seele des Weltalls, o Sonne KV 429 (420a)
17 No, no che non sei capace KV 419
18 Corpo di Satanasso!, aus: L'oca del Cairo K 422 (bearb. von Pierre-Henri Dutron)
19 Ne pulvis et cinis, aus: Thamos
20 Entr'acte, aus: Thamos

Disk 2
1 Ouvertüre, aus: Der Schauspieldirektor KV 486
2 Warnung (Männer suchen stets zu naschen) KV 433 (416c) (bearb. von Pierre-Henri Dutron)
3 Io ti lascio, oh cara, addio KV Anh. 245 (621a)
4 Da schlägt die Abschiedsstunde, aus: Der Schauspieldirektor
5 Con mille smanie al core, aus: A. Salieri: La scuola de' gelosi
6 Son le donne sopraffinem, aus: A. Salieri: La scuola de' gelosi
7 Ah che accidenti!, aus: Lo sposo deluso KV 430 (424a, Anh. 109c)
8 Più non si trovano KV 549 (bearb. von Vincent Manac'h)

Besetzung

Sabine Devieilhe, Siobhan Stagg: Sopran
Serena Malfi: Mezzosporan
Linard Vrielink: Tenor
John Chest: Bariton
Nahuel di Piero: Bass

Ensemble Pygmalion

Raphël Pichon: Ltg.
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