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Reviews

Puhdys

in Rock


Info

Musikrichtung: Deutsch Rock / Hard Rock

VÖ: 12.07.2019

(Amiga / Sony)

Gesamtspielzeit: 127:57

Zu ihrem 50. Geburtstag sagen die Puhdys schon auf den ersten Blick, wo sie herkommen. Aber Albumtitel und –Cover haben noch einen konkreteren Hintergrund. In Rock ist nicht das Letzte, was wir von den Puhdys zu diesem Jubiläum zu hören bekommen werden. „PUHDYS – ROCKBALLADEN kommt schon in Kürze. Versprochen!“ lauten die letzten Worte im Booklet. In Rock präsentiert demgegenüber „die rockige Seite der Band“.

Die Puhdys legen dabei Wert darauf, keine klassische Best of abzuliefern, sondern einen Überblick über ihre gesamte Karriere zu geben. Das dürfte auch enttäuschte Gesichter hinterlassen. Denn das große Jahrzehnt, in dem die Puhdys zu dem geworden sind, was sie sind, wird nur mit knappen fünf Stücken berücksichtigt. Wenn ich in Zukunft auf die „besten Stücke“ der Puhdys zurückgreifen möchte, wird wohl weiterhin das Live-Album von 1979 den Weg auf den Plattenteller finden.

Aber seien wir nicht ungerecht. Das Album zeigt sehr gut den Weg, den die wichtigsten DDR-Rocker durch die Jahrzehnte genommen haben. (Ich habe hier meinen CD-Wechsler sehr geschätzt, da ich so die Stücke von beiden CDs in historischer Reihenfolge habe programmieren können.) Man merkt deutlich, wie sehr sich die Puhdys von ihren Wurzeln gelöst und neue Stilelemente aufgesogen haben. Heep-Chöre und die tollen 70er Jahre Soli, die besonders schön bei „Geh dem Wind nicht aus dem Weg“ (der älteste Song von 1972) zu hören sind, gibt es später nicht mehr.

Dafür gibt es 80er Jahre Synthies bei „Was vom ‚Leben bleibt“ (1982) und „Computerman“ (1983), NDW-Anklänge („Computer-Karriere“, 1983) und später ziemlich deutliche Rammstein-Anleihen – ganz massiv z.B. bei „Der König“ (2005). Aber das muss man ja nicht böse sehen. Schließlich haben sich die damals noch nicht alten Herren ja auch zu Beginn ihrer Karriere an Purple, Heep und den Stones orientiert, weil ihnen deren Sachen gefallen haben. Warum soll 30 Jahre später anders sein? Man muss ja nicht immer gleich an kommerzielles Kalkü denken.

Wer es geschafft hat, das eigene Erbe 50 Jahre lang mit nur zwei Besetzungswechseln zu gestalten und zu bewahren, der darf sich gerne in Granit meißeln lassen.

Was man wahrscheinlich nicht der Band, sondern eher dem Label ankreiden muss, ist die lieblose Präsentation des Ganzen. Zum 50. Geburtstag eine Doppel-CD mit knappen zwei Seiten Liner Notes vorzulegen, wirkt dann dich eher als Major-Cash-In, denn als Ehrung einer Legende. Und der einzige Bounstrack, das bisher unveröffentlichte „Kleiner Arsch mit Ohren“, ist eine zwiespältige Sache, der das Niveau der Puhdys-Texte doch deutlich absenkt.



Norbert von Fransecky

Trackliste

CD 1
1 Ikarus (4:45)
2 Neue Helden (4:45)
3 Der Außenseiter (4:50)
4 Nie wieder werde ich weinen um Dich (4:40)
5 Wilder Frieden (4:32)
6 Wut will nicht sterben (4:22)
7 Was vom Leben bleibt (3:45)
8 Computerman (2:29)
9 Ich bin der liebe Gott (4:00)
10 Marathon (4:35)
11 Computer-Karriere (2:29)
12 Der Stier (3:51)
13 Türen öffnen sich zur Stadt (4:33)
14 Sei still (3:14)
15 Segelboot (4:48)

CD 2
1 Melanie (4:15)
2 Geister 3:17
3 Kleiner Arsch mit Ohren (bisher unveröffentlichte Demoversion) (3:59)
4 Sturmvogel (4:21)
5 Lust auf Abenteuer (4:47)
6 Wilde Jahre (5:10)
7 Harleytraum (4:01)
8 Jeder Ton (3:24)
9 Der König (4:24)
10 Geh dem Wind nicht aus dem Weg (6:40)
11 Rockerrente (5:23)
12 Klone mich (4:33)
13 Ikarus II (6:05)
14 Hey, wir woll'n die Eisbär'n sehn (4:19)

Besetzung

Dieter Birr (Voc, Git)
Dieter Hertrampf (Git, Voc)
Peter Meyer (Keys)
Gunther Wosylus (Dr <1969-1979>)
Klaus Scharfschwerdt (Dr)
Harry Jeske (B <1969-1997>)
Peter Rasym (B )
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