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Reviews

Landini, F. (La Reverdie)

L'Occhio del Cor


Info

Musikrichtung: Renaissance Ensemble

VÖ: 07.06.2019

(Arcana / CD / DDD / 2018 / Best. Nr. A462)

Gesamtspielzeit: 64:56

FERNE WELTEN - GANZ GEGENWÄRTIG

Francesco Landini (ca. 1330 bis 1397) erblindete mit sieben Jahren. Das hinderte ihn nicht daran, einer der bedeutendsten Komponisten des italienischen Trecento zu werden. Tatsächlich stammen rund ein Viertel aller überlieferten italienischen Kompositionen aus dieser Epoche, etwa 150 Werke, von ihm. Hört man seine Musik heute in der exquisiten Interpretation durch das Ensemble La Reverdie, so lässt sich leicht nachvollziehen, was wohl schon damals den Reiz dieser Miniaturen ausgemacht hat: eine luftig-elegante kontrapunktische Stimmführung und entspannt pulsierende Rhythmik verbinden sich mit melodischer Zartheit, ja Süße und einer herben modalen Harmonik. Das dichterische Wort ist für Landinis Balladen der Ausgangspunkt für die Musik, wird dort aber oft zum Ausgangspunkt delikater Umspielungen, Melismen und Verzierungen.
Das klingt bei aller Eingängigkeit doch manchmal wie von einer fernen Welt, wie die Musik einer untergegangenen außerirdischen Kultur.

Die Stücke sind zwei- bis dreistimmig notiert und lassen verschiedene Ausführungen zu. Davon macht auch das Ensemble La Reverdie Gebrauch: Manche Kompositionen werden rein vokal oder auch instrumental, andere in gemischten Besetzungen mit Vokal-Solo, -Duo oder -Trio aufgeführt, in einem Fall tritt eine Rahmentrommel dazu, in anderen übernimmt ein Organetto, eine mit einem Blasebalg angetriebene tragbahre Orgel, die Solostimme.

Dies sorgt dafür, dass das individuelle Profil jeder Komposition geschärft wird. Über die rund 60 Minuten, die das Programm dauert, stellt sich keine "Wohlklangs-Ermüdung" ein, wie es bei diesem Repertoire eben auch schnell möglich ist. Vielmehr erfreut sich das Ohr an immer neuen sinnlichen Kombinationen von Stimmen, Flöten, Zupf- und Streichinstrumenten und eben dem Organetto-"Keyboard", das vom Gastmusiker Christophe Deslingnes gespielt wird; die Sänger-InstrumentalistInnen von La Reverdie, allen voran die Geschister Claudia und Livia Caffagni sowie Elisabetta und Ella de Mircovich, begleiten sich selbst. Seit über 30 Jahren und zallosten Aufnahmen widmet sich La Reverdie diesem speziellen Repertoire. Bestechend ist der nach wie vor natürliche, unangestrengte Gesang, der die Musik ebenso wie die feingliedrigen Instrumentalparts zum Schweben bringt und in den längeren Stücken einen hypnotischen Sog erzeugen kann; zugleich sind die Timbres angenehm individuell und leicht obertönig gefärbt.

Der natürliche, lichte Klangraum der Kirche von San Teonisto in Trevisio tut ein Übriges, diese musikalische Kleinodiensammlung in bester akustischer Beleuchtung zu präsentieren.



Georg Henkel

Trackliste

1Poiche partir convienmi, donna cara
2Tante bellece in questa donna stanno
3Che cosa e quest'amir che'l ciel produce
4Nella tuo luce tien la vita mia
5Non ara may pieta (instrumental)
6L'alma mie piang'e mai non pou aver pace
7Gram-piant'agli ochi
8Per un amante rio
9Divennon gli ochi
10Ochi dolenti
11Mostrommi amor gia fra le verdi fronde
12Che pena e questa al cor (instrumental)
13Non per fallir di me tuo vista pia
14Muort'oramai deh misero dolente
15Guard'una volta

Besetzung

Claudia Caffagni: Stimme, Laute
Livia Caffagni: Stimme, Blockflöten, Fidel
Elisabetta De Mircovich: Stimme, Rebec, Fidel
Teodora Tommasi: Stimme, Harfe, Blockflöten
Matteo Zenatti: Stimme, Harfe, Tamburello
Christophe Deslignes: Organetto
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